Cotton Malone 05 - Der Korse
was zum Teufel mache ich dann hier?«
Ein eigensinniges Lächeln spielte um die Lippen des Älteren. »Ich hoffe, du bist hier, um mir zu helfen.«
Malone hielt den Blick auf Thorvaldsen gerichtet. »Auf meine eigene Weise.«
»Ich will Ashby, Cotton. Verstehst du das?«
»Das habe ich begriffen. Aber lass uns herausfinden, was los ist, bevor du ihn tötest. So hast du es gestern gesagt. Können wir dabei bleiben?«
»Mir ist es allmählich egal, was sonst noch geschieht, Cotton.«
»Und warum lässt du dich dann auf Larocque und den Pariser Club ein? Bring Ashby doch einfach um und fertig.«
Sein Freund schwieg.
»Was ist mit Sam?«, fragte Thorvaldsen schließlich. »Ich mache mir Sorgen.«
»Darum kümmere ich mich noch.« Malone dachte an das, was Stephanie gesagt hatte. »Aber er ist ein erwachsener Mann, da wird er wohl auf sich selbst aufpassen müssen. Zumindest für eine Weile. «
Sam betrat die Wohnung in einem Gebäude, das vom Charme längst vergangener Tage kündete. Es lag in einem Stadtviertel, das Meagan Montparnasse genannt hatte, nicht weit vom Cluny-Museum und dem Palais du Luxembourg. Auf dem Weg von der Métro-Station hatte die Dunkelheit sie eingeholt.
»Lenin hat einmal ein paar Straßen weiter gewohnt«, erzählte Meagan. »Jetzt ist dort ein Museum, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand das gerne besucht.«
»Sie sind wohl kein Fan des Kommunismus?«, fragte er.
»Nein. Der ist in vielerlei Hinsicht noch schlimmer als der Kapitalismus.«
Die Wohnung war ein geräumiges Einzimmerapartment im fünften Stock mit Kochnische und Bad, das aussah, als gehörte es einem Studenten. An den Wänden hingen ungerahmte Fotos und Reiseposter. Improvisierte Regale aus Brettern und Hohlblocksteinen hingen unter dem Gewicht von Lehrbüchern und Paperbacks durch. Sam bemerkte neben einem Stuhl ein Paar Männerstiefel, und auf dem Boden lag eine wattierte Jeans, die für Morrison viel zu groß war.
»Das hier ist nicht meine Wohnung«, sagte sie, als sie sein Interesse bemerkte. »Sie gehört einem Freund.«
Sie legte ihren Mantel ab, zog die Pistole hervor und legte sie beiläufig auf den Tisch.
Er bemerkte in einer Ecke drei Computer und einen Blade Server.
Sie zeigte darauf. »Das dort ist GreedWatch. Ich betreibe die Website von hier aus, lasse aber jedermann glauben, dass Jimmy Foddrell verantwortlich ist.«
»Im Museum sind Menschen zu Schaden gekommen«, erklärte er ihr erneut. »Das hier ist kein Spiel.«
»Doch, das ist es, Sam. Ein großes, schreckliches Spiel. Aber es ist nicht meines. Es ist deren Spiel, und wenn dabei Menschen verletzt werden, ist das nicht meine Schuld.«
»Sie selbst haben – ich wiederhole es – die Sache ausgelöst, als Sie im Museum wegen dieser beiden Männer geschrien haben.«
»Sie Sam, mussten sehen, was hier wirklich los ist.«
Er beschloss, nicht mehr mit ihr über das Offensichtliche zu streiten, sondern das zu tun, was der Secret Service ihn gelehrt hatte – dafür zu sorgen, dass sie redete. »Erzählen Sie mir vom Pariser Club.«
»Neugierig?«
»Sie wissen, dass ich das bin.«
»Das hatte ich auch von Ihnen erwartet. Wie ich schon sagte, Sie und ich denken gleich.«
Da war er sich nicht so sicher, aber er hielt den Mund.
»Soweit ich weiß, besteht der Club aus sechs Personen. Alle sind unanständig reich. Typische habgierige Drecksäcke. Ein Vermögen von fünf Milliarden reicht ihnen nicht. Sie wollen sechs oder sieben. Ich kenne jemanden, der für eines der Mitglieder arbeitet …«
Er zeigte auf die Stiefel. »Derselbe Typ, der die hier trägt?«
Ihr Lächeln verbreiterte sich. »Nein, jemand anders.«
»Sie kommen ja viel rum.«
»Das muss man, wenn man in dieser Welt überleben will.«
»Wer zum Teufel sind Sie?«
»Ich bin das Mädel, das Sie retten wird, Sam Collins.«
»Ich brauche keine Rettung.«
»O doch, ich denke schon. Was machen Sie überhaupt hier? Sie haben mir vor einer Weile gesagt, dass Ihre Vorgesetzten Ihnen verboten hätten, Ihre Website zu behalten und mit mir zu kommunizieren. Trotzdem gibt es Ihre Website immer noch, und Sie sind hier und suchen mich. Ist das ein offizieller Besuch?«
Er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. »Sie haben mir noch nichts über den Pariser Club erzählt.«
Sie saß seitlich in einem der Vinylledersessel, die Beine über die eine Armlehne gehängt und den Rücken gegen die andere gepresst. »Sam, Sam, Sam. Sie kapieren es nicht, oder? Diese Leute haben
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