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Cotton Malone 05 - Der Korse

Cotton Malone 05 - Der Korse

Titel: Cotton Malone 05 - Der Korse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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erwähnt worden war. Ihre Informanten hatten ihr nur wenige Fragen gestellt und würden auch nicht nachhaken, wenn sie erfuhren, dass das Buch verschwunden war, da sie vor langer Zeit gelernt hatten, dass man ihre Großzügigkeit nur genießen konnte, wenn man den Mund hielt.
    Seit ihrem Aufbruch aus dem Grand Véfour war sie mit sich zu Rate gegangen, wie sie sich gegenüber Thorvaldsen verhalten sollte. Der dänische Milliardär war mit Informationen, die sie einfach nicht ignorieren konnte, aus dem Nichts aufgetaucht. Er wusste offensichtlich, womit sie sich derzeit beschäftigte, und das Orakel hatte ihm gute Absichten bescheinigt. Jetzt hatte Ashby Thorvaldsens Vorhersage selbst erhärtet. Sie hatte nicht vor, die Warnung noch länger zu ignorieren, also holte sie die Telefonnummer, die Thorvaldsen ihr gestern gegeben hatte, und wählte. Als er abnahm, sagte sie: »Ich habe beschlossen, Sie einzuladen, unserer Gruppe beizutreten.«
    »Das ist sehr großzügig. Dann nehme ich also an, dass Lord Ashby Sie enttäuscht hat.«
    »Sagen wir einmal, er hat meine Neugier geweckt. Haben Sie morgen Zeit? Der Club trifft sich zu einer wichtigen Sitzung.«
    »Ich bin Jude. Weihnachten ist für mich kein Feiertag.«
    »Für mich auch nicht. Wir treffen uns morgen um elf im Salle Gustave Eiffel auf der ersten Plattform des Eiffelturms. Dort gibt es einen sehr schönen Bankettsaal, und nach der Sitzung wird ein Mittagessen serviert.«
    »Klingt großartig.«
    »Dann sehe ich Sie also.«
    Sie legte auf.
    Morgen.
    Ein Tag, den sie schon lange mit Spannung erwartete. Sie hatte die Absicht, ihren Komplizen vollständig zu erklären, was das Pergament ihre Familie gelehrt hatte. Einen Teil davon hatte sie Thorvaldsen schon beim Mittagessen erzählt, aber absichtlich eine Einschränkung ausgelassen. In einer friedensbasierten Gesellschaft konnte es sich ohne Krieg als beinahe unmöglich erweisen, durch politische, soziale, ökologische, wissenschaftliche oder kulturelle Bedrohungen massenhaft Angst zu erzeugen. Bisher war kein Versuch glaubwürdig oder bedeutsam genug gewesen, um lange zu funktionieren. Etwas wie die Pest, die eine globale Bedrohung dargestellt hatte, war dem nahe gekommen, aber eine solche Gefahr, die unter unbekannten Bedingungen entstanden war und über die man wenig oder keine Kontrolle hatte, war nicht praktikabel.
    Jede brauchbare Bedrohung würde beherrschbar sein müssen.
    Schließlich ging es gerade darum. Die Leute so einzuschüchtern, dass sie gehorchten, und dann aus ihrer Angst Profit zu schlagen. Die einfachste Lösung war gleichzeitig die beste. Die Bedrohung erfinden. Ein solcher Plan brachte eine Vielzahl von Vorteilen mit sich. Die Bedrohung war regulierbar, wie wenn man die Helligkeit eines Kronleuchters mit einem Dimmer einstellt. Zum Glück existierte in der modernen Welt ein glaubwürdiger Feind – und die Öffentlichkeit starrte bereits gebannt darauf.
    Der Terrorismus.
    Wie sie Thorvaldsen schon gesagt hatte, hatte genau dieses Szenario in Amerika funktioniert, und so sollte es überall funktionieren.
    Morgen würde sie sehen, ob die Pergamente recht hatten.
    Was Napoleon nur beabsichtigt hatte, würde sie wirklich erreichen.
    Zweihundert Jahre lang hatte ihre Familie vom politischen Missgeschick anderer profitiert. Pozzo di Borgo hatte genug von den Pergamenten entziffert, um seine Kinder zu lehren, was diese dann wiederum ihre Kinder gelehrt hatten, nämlich dass es wirklich keine Rolle spielte, wer die Gesetze machte – kontrolliert man das Geld, besitzt man wahre Macht.
    Dazu aber musste sie die Kontrolle über bestimmte Vorfälle haben.
    Der morgige Tag würde ein Experiment darstellen.
    Und wenn es funktionierte?
    Nun, dann würde es mehr davon geben.

43
London
18.40 Uhr
    Ashby betrachtete die etwa hundert Gesichter in der Dunkelheit und suchte nach einem grün-goldenen Schal von Harrods. Die meisten Leute, die um ihn herumstanden, waren eindeutig Touristen. Ihr Führer berichtete lauthals etwas über die Atmosphäre von Gaslampenlicht und Nebel und den August 1888, als Jack the Ripper die trunksüchtigen Prostituierten des East End das Fürchten lehrte.
    Ashby lächelte.
    Der Ripper schien nur Fremde zu interessieren. Er fragte sich, ob dieselben Leute wohl in ihren eigenen Ländern Geld dafür ausgeben würden, eine Führung durch das Jagdrevier eines Massenmörders mitzumachen.
    Ashby befand sich auf der Ostseite Londons, in Whitechapel, und ging einen von Passanten wimmelnden

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