Cotton Reloaded - 12: Survival (German Edition)
schnapp dir deinen Rucksack. Je schneller wir losmarschieren, desto schneller bist du wieder in deiner heiß geliebten Zivilisation.«
Zeerookah ergriff einen der Rucksäcke und hob ihn prüfend. »Junge, sind die Dinger schwer.« Er setzte den Rucksack wieder ab, öffnete ihn und holte eine zusammengerollte Plane hervor, die um Fiberglasstangen gewickelt war. »Was ist das?«
»Sieht nach einem Einmannzelt aus.« Cotton inspizierte ebenfalls seinen Rucksack. Außer dem Minizelt enthielt er einen Schlafsack aus wasserdichtem Mikrofasermaterial, eine Isomatte, ein Notfallpack, eine Wetterjacke aus Gore-Tex, eine Feldflasche voll Wasser und eine einzelne Konservendose mit Gemüse. »Na toll«, spöttelte er. »Heute brauchen wir noch nicht auf Hirschjagd zu gehen. Es gibt Bohneneintopf.«
»Wenigstens durften wir Seife, Zahnbürste und Zahnpasta mitnehmen«, meinte Decker.
»Wenn nicht, wäre das auch kein Beinbruch gewesen«, behauptete Cotton. »Aber jetzt sollten wir langsam aufbrechen, sonst sind wir Weihnachten noch nicht zu Hause.«
Er packte seinen Rucksack am Tragriemen und schwang ihn sich über die Schulter. Decker musste erst die Gurte nachstellen, leichter wurde der Rucksack dadurch allerdings nicht. Nachdem auch Zeerookah sein Gepäck umgeschnallt hatte, begannen sie ihren Marsch ins Ungewisse.
3
Anfangs ging es über einen zerfurchten, matschigen Trampelpfad, der diese Bezeichnung nicht einmal ansatzweise verdient hatte. Es gab weder Wegweiser noch Wege, meist nur von Tieren stammende Schneisen durch Büsche und Sträucher. Die schattigen Bäume milderten ein wenig die brutale Hitze, die über dem Wald lag. Manchmal standen die Stämme so eng beieinander und ihr Blätterdach war so dicht, dass in dem Dämmerlicht eine Taschenlampe gute Dienste geleistet hätte.
Sie stiegen Abhänge hinunter, durchquerten morastige Flächen und erklommen Anhöhen. Egal wo, sie waren immer von dichtem Wald umgeben. Nur einmal hatten sie von einer Kuppe aus einen atemberaubenden Blick über die bewaldeten Täler und Hügel, die sich bis zum Horizont erstreckten. Zeerookah war allerdings nicht in der Stimmung, die Schönheit der Landschaft zu bewundern. Ihn beschäftigten ganz andere Dinge.
»Ich habe mich im Internet über diese Wälder informiert«, erzählte er. »Da sind ein paar üble Gerüchte im Umlauf, unter anderem von einer Gruppe Wanderer, die vor vierzig Jahren hier irgendwo spurlos verschwunden sein soll. Bis heute ist keiner von ihnen wieder aufgetaucht.«
»Aus dem Internet weißt du das?« Cotton konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Der Quelle der absoluten Wahrheiten?«
Sarkasmus konnte Zeerookah im Moment gar nicht vertragen. »Stell dir vor, du wachst morgens in deinem Zelt auf, und dir fehlt eine Niere. Dann grinst du nicht mehr so dämlich.«
»Und wer soll mir die Niere hier im Wald entnommen haben? Eine kriminelle Eichhörnchen-Gang, die vom Eichelnsammeln auf Organhandel umgestiegen ist? Stammt die Story auch aus dem Internet?«
»Na und? Zu deiner Information: Laut dangerzones-dot-com steckten hinter besagtem Fall skrupellose Holzfäller.«
»Die ihre Äxte und Kettensägen gegen Skalpelle und Tupfer eingetauscht haben? Ich sollte mal mit deinem Psychiater reden, wenn wir wieder in New York sind, Häuptling.«
»Ach, rutsch mir doch den Buckel runter, Bleichgesicht«, murrte Zeerookah und beschränkte sich darauf, weiter vor sich hin zu fluchen.
Cotton hatte keine Ahnung, wie lange sie schon durch den Forst marschierten, aber sie kamen gut voran. Ab und an blieb er stehen und orientierte sich am Sonnenstand.
Am späten Nachmittag erreichten sie einen Bach, dessen Ufer sie stromabwärts folgten. Bei Einbruch der Abenddämmerung suchten sie dann einen Lagerplatz für die Nacht. Zwanzig Yards von dem Gewässer entfernt fand sich eine geeignete Stelle in Gestalt einer kleinen Lichtung.
Zeerookah war schweißgebadet. Sein Kopf leuchtete rot wie ein Feuermelder. Keuchend ließ er seinen Rucksack zu Boden rutschen. Jeder Muskel tat ihm weh. Dann ließ er sich ebenfalls ins Gras fallen und zog Schuhe und Socken aus.
Cotton und Decker bauten ihre Zelte auf, steckten die Fiberglasstangen zu Dreiecken zusammen und befestigten Kunststoffleinen in den entsprechenden Ösen an den Heringen, die sie dann mit faustdicken Steinen in den Boden trieben. Aufgestellt waren die Zelte gerade mal so lang und hoch, dass ein Erwachsener ausgestreckt Platz darin fand.
Nachdem sie fertig waren, halfen
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