Cotton Reloaded - 12: Survival (German Edition)
sie Zeerookah. Der kämpfte mit verknoteten Leinen und einem Schwarm Moskitos, die Geschmack an ihm gefunden hatten.
Als die Sonne versank und das letzte Abendlicht matt durch das grüngrau verfärbte Blätterwerk sickerte, war endlich der dritte Zeltaufbau vollzogen.
Wenig später gingen sie auf Brennholzsuche und entfachten ein Feuer. Sie setzten sich auf ihre Isomatten, öffneten die Konserven aus den Rucksäcken und stellten sie in die Glut.
Allmählich wurde es Nacht. Die Flammen ließen die dunklen Schatten ringsum noch schwärzer erscheinen, derweil am samtschwarzen Himmel immer mehr Sterne erschienen.
Decker und Cotton hingen ihren Gedanken nach, lauschten dem Knistern des Holzes und den Geräuschen der Nacht. Zeerookahs sorgenvoller Blick schweifte ruhelos über die Schwärze, hinter der sich der Wald verbarg. Einmal glaubte er in der Dunkelheit Augen aufblitzen zu sehen. Sofort spukten ihm Splatterfilme wie Wrong Turn oder Texas Chainsaw Massacre durch den Kopf, in denen ahnungslose Wanderer von degenerierten Hinterwäldlern zu Wurst verarbeitet wurden.
Zehn Minuten später waren die Konservendosen geleert, womit die Agents ihre Vorräte komplett aufgebraucht hatten.
»Und was essen wir morgen?«, erkundigte sich Zeerookah. »Baumrinde und Regenwürmer?«
»Uns wird schon was Geschmackvolleres über den Weg laufen«, versprach Cotton. »Kommt, gehen wir schlafen.«
Gemeinsam machten sie sich mit ihren Isomatten unter dem Arm zu den Zelten auf. Bevor er in sein Zelt kroch, meinte Zeerookah: »In dem Ding werde ich diese Nacht garantiert kein Auge zumachen.«
Er lag noch keine fünf Minuten im Schlafsack, da drang sein Schnarchen hinaus in die Nacht.
Im Zelt nebenan lag Cotton wach. Er wünschte sich, er hätte ebenso schnell einschlafen können wie sein Nachbar. Das lag weniger an der Unterbringung, die zwar nicht sonderlich bequem war, aber immer noch besser, als unter freiem Himmel den Insekten und der Witterung ausgesetzt zu sein. Irgendetwas ging ihm durch den Kopf und raubte ihm den Schlaf. Etwas, das er nicht fassen konnte, das aber mit Lisa Harris zu tun hatte, der Assistentin von Dr. Mills. Was genau es gewesen war, vermochte er nicht zu sagen.
Er fiel gerade in einen Halbschaf, als er ein Geräusch vor dem Zelt hörte. Ein Knacken – so leise, dass er es kaum wahrgenommen hatte. Als wäre ein dünner Zweig von einem Baum gefallen.
Cotton stützte sich auf den Ellbogen und lauschte. Einen Moment hörte er nichts. Dann knackte es erneut. Diesmal gab es keinen Zweifel: Draußen schlich jemand herum.
Rasch schlüpfte er in Hemd, Hose und Schuhe, die er für die Nacht ausgezogen hatte. Dann kroch er ins Freie und pirschte in Richtung Bach. Am Ufer gewahrte er eine Silhouette. Es war Decker, die auf ihrer Isomatte saß und in die Nacht blickte. Bis auf das leise Plätschern des Wassers und die Geräusche der Insekten war es vollkommen still.
Cotton trat zu der Agentin und schaute sich um. »Gibt’s hier was Besonders? Oder wollen Sie unter freiem Himmel schlafen, weil Ihnen das Zelt zu eng ist?«
Sie blickte über die Schulter zu ihm hoch. »Nein, natürlich nicht. Hier draußen gibt es zu viele Mücken und anderes Getier, das einem im Schlaf Gott weiß wohin kriechen könnte. Ich genieße die Stille. Und was ist mit Ihnen?«
Er setzte sich neben sie. »Ich hatte ein Geräusch gehört und wollte nachsehen, ob hier irgendwo ein neuer Robert Hansen auf der Pirsch ist.«
»Sie meinen den Serienkiller aus den Achtzigern? Der in Alaska mindestens siebzehn Frauen mit seinem Privatflugzeug in die Wildnis geflogen hat, um sie splitternackt in den Wäldern auszusetzen?«
»Er hat sie ausgesetzt und anschließend mit einer halbautomatischen Waffe Jagd auf sie gemacht«, berichtigte Cotton.
»Sie haben also einen Serienmörder gesucht, und gefunden haben Sie mich. Enttäuscht?«
»Ich habe schon Schlimmeres gesehen.«
»Oh, vielen Dank. Sie verstehen es wirklich, einer Frau Komplimente zu machen.« Sie schmunzelte und wurde dann plötzlich ernst. »Wie geht es Zeerookah? Meinen Sie, er hält durch? Er war heute ein bisschen aus der Spur.«
»Machen Sie sich mal keine Sorgen um unsere Rothaut. Das ist alles nur Taktik, um uns beiden Minderwertigkeitskomplexe zu ersparen«, meinte er im Scherz. »Er hat in den Deppenmodus geschaltet, damit wir nicht mitbekommen, dass ein verkappter Wilder in ihm schlummert.«
»Wenn er das tatsächlich verschleiern will, macht er das sehr
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