Cotton Reloaded - 12: Survival (German Edition)
unserer Begegnung der unangenehmen Art besser verschweigen. Der Ärmste ist auch schon so mit den Nerven runter.«
»Einverstanden. Sehen wir also zu, dass wir schnell aus der Gefahrenzone kommen. Diese Terroristen, oder was immer sie sein mögen, agieren mit Sicherheit noch weiter in diesem Terrain.«
*
Zeerookah hatten die Schüsse auf Cotton und Decker aus dem Schlaf gerissen. Vor Schreck war er in seinem Schlafsack hochgeschnellt und dabei mit dem Kopf unter die schräge Zeltplane geknallt.
Es dauerte einige Augenblicke, ehe er seine Gedankenfetzen sortiert hatte. Dann erinnerte er sich wieder, wo er war. Mit der Erinnerung kam die Bestätigung seiner schlimmsten Befürchtung: Die Verbannung in die Wildnis war kein Albtraum gewesen.
Nur mit Boxershorts bekleidet kroch er auf allen vieren zum Ausgang seines Minizeltes. Sein Körper war steif von der Nacht auf der harten Unterlage und schmerzte an Stellen, von denen er bis dahin keine Ahnung gehabt hatte, dass es sie überhaupt gab.
Vorn an der Zeltplane angekommen, zog er den Reißverschluss hoch und kroch ungelenk hinaus. Von seinen steifen Gliedern abgesehen, hatte er angenehmer geschlafen, als er zu hoffen gewagt hatte. Und das Beste: Wider Erwarten lebte er noch.
Er hatte sich gerade in seinen Safarianzug gezwängt, da kehrten Decker und Cotton im Dauerlauf zurück. Er verschwitzt mit nacktem Oberkörper, sie mit wild zerzausten Haaren und kaum mehr bekleidet als Cottons Hemd.
»Guten Morgen, Stolz der Navahos«, grüßte der G-Man und hielt vor ihm inne. »Geht’s auf den Kriegspfad?«
»Sehr lustig.« Zeerookah musterte die beiden argwöhnisch. »Ihr seht ein bisschen ramponiert aus. Ich hoffe, ihr hattet einen angenehmen Spaziergang, während ich hier vor Hunger gedarbt habe.«
»Sagen wir mal, wir werden ihn so schnell nicht vergessen«, antwortete Cotton.
»Was war das vorhin für ein Krach?«, erkundigte sich der IT-Experte neugierig. »Klang irgendwie, als ob da irgendwer mit ’ner Knarre rumgeballert hat.«
»Ach, das war bloß ein Specht«, behauptete der G-Man, als rede er gerade über etwas völlig Natürliches.
»Wirklich?« Zeerookah stand das Staunen ins Gesicht geschrieben. »Wow, ich hab noch nie so ein Vieh in echt gehört. Klingt ja furchterregend.«
»Könntet ihr euer Plauderstündchen vielleicht auf später vertagen und stattdessen das Camp abbauen?« Decker verschwand in ihrem Zelt, um sich etwas Trockenes anzuziehen.
»He, was ist denn mit Phil los?«, wunderte sich der IT-Experte. »Warum die plötzliche Hektik?«
»Wir müssen weg.« Cotton kramte ein frisches Hemd aus seiner Sporttasche und schlüpfte hinein.
»Und wieso?« Zeerookah unterstrich seine Ratlosigkeit mit weit ausgebreiteten Armen. »Dürfte ich vielleicht erfahren, weshalb ihr es so verdammt eilig habt?«
»Für Erklärungen ist jetzt keine Zeit.« Decker begann im Rekordtempo ihr Zelt abzubauen.
Cotton stopfte seinen Schlafsack in den Rucksack.
»Was ist mit Frühstück?«, wollte Zeerookah wissen.
»Wird auf heute Mittag verlegt.« Decker verstaute ihr zusammengerolltes Zelt in ihrem Rucksack.
Anschließend löschte sie die Reste des Lagerfeuers und deckte die verkohlte Stelle zusätzlich mit Erde ab.
Zeerookah rang sich ein bitteres Grinsen ab. »Na schön. Dann wird sich mein armer Magen wohl oder übel dem harten Existenzkampf stellen müssen.«
»Jammer nicht herum, sondern komm endlich in die Gänge.« Cotton schnürte seinen gepackten Rucksack zu.
»Ach, ihr wollt wissen, wie ich meine erste Nacht in der Wildnis überstanden habe?«, fragte der stattdessen sarkastisch und verkündete darauf laut genug, dass es jeder im Umkreis von einer halben Meile hören konnte: »Campen ist was für Masochisten!«
Cotton und Decker waren abmarschbereit. Wie sich herausstellte, beschränkte sich die Ungeschicklichkeit ihres Begleiters nicht allein auf den Zeltaufbau. Beim Abbau offenbarte er ähnliche Schwächen. Um den Aufbruch zu beschleunigen, halfen ihm die beiden Agents dabei und packten seinen Kram im Eiltempo zusammen. Dann schulterten sie ihre Rucksäcke und machten sich auf den Weg.
Am Bach füllten sie noch ihre Feldflaschen auf. Unterwegs aßen sie Beeren, die an manchen Stellen üppig wuchsen.
Cottons Schweigsamkeit brachte Zeerookah ins Grübeln. »Was ist los?«, fragte er, während er eine Handvoll Waldfrüchte aß, um seinen schlimmsten Hunger zu bekämpfen. »Du siehst aus, als würdest du dir über irgendetwas den Kopf
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