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Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)

Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)

Titel: Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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übrigens ohne Erfolg.« Er kletterte vorsichtig von der Motorhaube und atmete langsam ein und aus. Sein Gesicht blieb schmerzverzerrt. »Die ganzen anderen Wichtigtuer hier«, er machte eine halb Brooklyn umfassende Geste mit seiner fleischigen Hand, »haben vermutlich den Funkspruch gehört und sind dann hier aufgetaucht.«
    »Hast du schon einen von meinen Leuten entdeckt?«
    »Diese Tante von der Forensik …«
    »Dr Hunter.«
    »Genau die. Die ist bereits oben in der Wohnung. Und die geile Braut im weißen Porsche, wie heißt sie, Decker, die ist auch schon da. Vernimmt anscheinend gerade Carmen Delgado.«
    »Und warum bist du hier unten?«
    »Weil dein Chef das so befohlen hat.«
    »Apropos Chef, wo …«
    »Agent Cotton, auf ein Wort.« Die Stimme von Mr High schnitt den Rest von Cottons Frage ab.
    Cotton drehte sich um. Der Chef des G-Teams hatte die Arme vor der Brust verschränkt und musterte ihn mit ausdruckslosem Gesicht für mehrere, endlos sich hinziehende Sekunden. Er äußerte keinerlei Kritik, schüttelte nur kaum merklich den Kopf. Doch diese ruhige Art, auf die neuerliche Flucht von Bobby Gold zu reagieren, war für Cotton schlimmer, als jeder Wutanfall hätte sein können. Er hatte versagt. Um das auszudrücken, brauchte Mr High keine Worte.
    Der Chef des G-Teams nahm Cotton am Arm und ging mit ihm ein paar Schritte die Clinton Street entlang, bis sie zu einem halbwegs ruhigen Fleckchen gelangten. Dort legte der hochgewachsene Mann Cotton beide Hände auf die Schultern und fragte: »Agent Cotton, was bedeutet das Wort Team? «
    Cotton wand sich unsicher, doch Highs Hände hielten ihn fest. »Ich weiß. Alleingänge sollen nicht wieder vorkommen, Sir.«
    »Haben Sie in Anbetracht dessen, was heute vorgefallen ist, den Eindruck, dass Sie ein guter Teamspieler sind, Agent Cotton?«
    Cotton blickte zu Boden, räusperte sich und sagte: »Kein besonders guter, Sir.«
    »Sie wollten Roberto González unbedingt schnappen, richtig?«
    »Richtig.«
    »Und das verstehe ich. Aber Sie fahren nicht mehr Streife mit Detective Brandenburg. Sie haben jetzt neue Partner. Und Sie hatten klare Anweisungen. Anweisungen, die Sie missachtet haben.«
    »Tut mir leid, Sir.«
    John D. High nickte und nahm die Hände von Cottons Schultern. »Sie fahren jetzt ins HQ und schreiben Ihren Bericht. Dann gehen Sie nach Hause. Und sollten Sie dort eine ruhige Minute haben, denken Sie darüber nach, was es bedeutet, zu einem Team zu gehören. Und denken Sie auch darüber nach, was es für die anderen Mitglieder dieses Teams bedeutet, jemanden wie Sie in ihren Reihen zu haben.«
    Cotton räusperte sich. »Verstanden, Sir.«
    Als John D. High gegangen war, verabschiedete sich Cotton mit knappen Worten von Brandenburg und überredete einen der Streifenbeamten, ihn zum südlichen Ende des Prospect Parks zu bringen. Dort stieg er in seinen Dodge, fuhr ins Hauptquartier und schrieb seinen Bericht.
    Am späten Nachmittag, als die Sonne unterging, war er mit seiner Arbeit fertig. Er schaute noch kurz bei Zeerookah im Serverraum vorbei – bisher keine Spur von Bobby Gold auf den Festplatten, die der Computerspezialist kopiert hatte -, dann fuhr er eine Zeit lang ziellos durch Manhattan und landete schließlich in einer kleinen, gemütlichen Bar in East Harlem. Eigentlich trank er am liebsten in Pete’s Candy Store, einem netten Laden in seinem Viertel, wo er die Livebands und Lesungen genoss, aber heute Abend wollte er ungestört sein und weder mit dem Barkeeper noch mit den Stammgästen plaudern.
    Er bestellte einen kleinen Talisker, zog sich in eine der plüschigen Nischen zurück und dachte über Mr Highs Worte nach. Gefährdete er mit seinen Alleingängen wirklich den Erfolg des G-Teams? Andererseits, hatte Mr High ihn nicht gerade deshalb geholt? Weil er eben anders dachte, anders fühlte und anders handelte als die meisten anderen Agents? In Cottons Augen war dieses Anderssein durchaus eine positive Eigenschaft. Dennoch war ihm klar, dass für einen Pragmatiker wie Mr High letztlich nur eines zählte: Resultate. Und die hatte Cotton im Fall Bobby Gold bisher nicht geliefert.
    Er trank seinen Talisker aus, fuhr nach Williamsburg und besorgte sich unterwegs eine Pizza. Zu Hause setzte er sich vor den Fernseher, aß, ohne etwas zu schmecken, und schaute fern, ohne etwas wahrzunehmen, in Gedanken versunken, bis tief in die Nacht hinein.

3
    Am nächsten Morgen stand Cotton kurz nach halb acht in einem kleinen Deli in der Nähe seines

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