Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)
er. Brandenburg war nicht allzu begeistert gewesen, als Cotton den Dienst beim NYPD quittiert hatte und dem G-Team beigetreten war.
»Ich weiß gar nicht, was du hast«, erwiderte Brandenburg ganz unschuldig. »Ich mach nur Small Talk.«
»Ja, ja«, meinte Cotton leicht genervt. Er verrenkte sich den Hals, um besser auf die Straße schauen zu können. Er hasste es, wenn er in einem Fall nicht weiterkam, und er spürte, wie der Frust langsam, aber sicher in ihm hochkochte. Am liebsten hätte er irgendetwas kaputt geschlagen.
»Willst du nicht deine restlichen Superhelden anrufen«, stichelte Brandenburg weiter, »und ihnen von der neuen heißen Spur erzählen?«
»Welcher Spur?«, fragte Cotton ungehalten. »Dieser Russe hat uns offensichtlich veräppelt.«
»Er ist Litauer.«
»Von mir aus kann er aus Tschungisistan kommen! Ich … Halt an!« Cotton drehte sich zur Seite, kniff die Augen zusammen und blickte angestrengt durch das hintere linke Seitenfenster.
Brandenburg trat auf die Bremse. Der unmarkierte Polizeiwagen kam mit einem Ruck zum Stehen. »Hast du was entdeckt?«
»Fahr ein Stück zurück«, sagte Cotton mit drängender Stimme.
»Das ist ’ne Einbahnstraße.«
»Fahr zurück, verdammt noch mal!«
»Zu Befehl.« Brandenburg legte den Rückwärtsgang ein und rollte ein paar Yards nach hinten.
»Stopp!«, rief Cotton.
»Was ist denn hier so interessant?«, fragte Brandenburg und schaute aus dem Fenster. Sie befanden sich an einer Kreuzung. Linkerhand erstreckte sich eine Reihe niedriger Brownstones, deren Hecken trotz des Novemberwetters in sattem Grün standen.
»Sieh dir das erste Haus an«, sagte Cotton. »Den Vorgarten.«
Brandenburg kniff die Augen zusammen und nickte. »Eine Schaukel. Und ein Kinderfahrrad. Pink. Eine Mädchenfarbe.«
»Genau«, sagte Cotton. »Lavankas hat eine Tochter erwähnt. Hier könnten wir richtig sein.«
»Schon möglich.«
»Hast du eine bessere Idee?«
Brandenburg schüttelte den Kopf.
»Dann los.«
Brandenburg bog links ab und parkte den Wagen am Straßenrand. Sie stiegen aus und näherten sich betont entspannt dem Vorgarten. Sowohl Cotton als auch sein ehemaliger Partner hatten die Hand an der Waffe.
Brandenburg schaute sich um. Kein Mensch war auf der Straße. »Glaubst du, Bobby Gold ist da drin?«, fragte er und deutete auf das Brownstone.
»Das werden wir bald wissen.« Cotton drückte langsam und vorsichtig die Eisentür auf, durchquerte den Vorgarten und stieg behutsam die Treppe zum Eingang hinauf. Brandenburg, der die Straße im Auge behielt, folgte ihm mit gezückter Waffe.
Cotton warf einen Blick auf das Klingelbrett. Keine Vornamen. Aber im zweiten Stock wohnte ein oder eine C. Delgado. C wie Carmen?
Er läutete.
»Sí?« , sagte eine Frauenstimme nach ein paar Sekunden.
»Miss Delgado? Carmen Delgado?«
»Sí. Was wollen Sie?«
»Ich habe hier ein Paket. Sie müssten unterschreiben. Darf ich raufkommen?«
»Ich habe kein Paket bestellt«, sagte Carmen Delgado.
Cottons Blick huschte über das Klingelbrett. Wer wohnte neben Golds Freundin? »Das Paket ist für Ihren Nachbarn. Barnes.«
»Jenny Barnes?«
»Genau«, antwortete Cotton. »Könnten Sie es für sie annehmen? Sie würden mir damit einen großen Gefallen tun.«
Stille.
Brandenburg blickte zu Cotton hoch und machte mit den Armen eine ungeduldige Geste. Cotton legte den Zeigefinger auf die Lippen.
»Okay«, sagte Carmen Delgado schließlich, »kommen Sie hoch.« Der Summer ertönte, und die Tür öffnete sich.
»Gracias« , sagte Cotton, betrat den Flur und winkte Brandenburg zu sich.
»Ich weiß nicht«, sagte Brandenburg, als sie die Treppen zum zweiten Stock hinaufgingen. »Würde diese Carmen wirklich das Paket einer Nachbarin annehmen, wenn sich ihr Freund in der Wohnung vor der Polizei versteckt?«
»Sie klang nett«, meinte Cotton. »Vielleicht ist sie einfach nur hilfsbereit. Oder sie möchte nicht, dass der Paketbote später noch mal zurückkommt und eventuell Bobby Gold über den Weg läuft.«
Brandenburg schüttelte skeptisch den Kopf. »Ich glaub nicht, dass er hier ist.«
»Das werden wir bald sehen«, erwiderte Cotton.
Sie waren im zweiten Stock angelangt. Cotton zückte seine Pistole und warf Brandenburg einen Blick zu. Brandenburg nickte und postierte sich neben der Tür, die Waffe im Anschlag. Es war beinahe wie in den guten alten Zeiten.
Cotton klopfte an.
Nach ein paar Sekunden öffnete sich die Tür einen Spalt. Sie wurde von einer Kette
Weitere Kostenlose Bücher