Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)
teilweise geschwärzte Metalltür dröhnte unter dem Ansturm der vom Wind gepeitschten Regentropfen. Cotton richtete sich ein wenig auf, packte seine Waffe fester und ging mit langsamen, aber entschlossenen Schritten in den dunklen Betonschlauch, der sich vor ihm erstreckte. Ein paar Meter vor sich konnte er einen Lichtstreifen dicht über dem Boden ausmachen, ansonsten herrschte völlige Finsternis. Sein Herz hämmerte, Adrenalin glühte durch seinen Körper. Er hörte ein Keuchen, dann das Geräusch rennender Füße. Nylonuniformen raschelten in der Dunkelheit, Waffenstahl klackerte leise.
Bamm!
Was, zur Hölle, war das? , fragte sich Cotton. Ein Schuss? Nein, es klang eher wie eine zufallende Tür.
Cotton drehte sich vorsichtig um. Konnte in der Dunkelheit zwei Gestalten rechts und links hinter sich eher erahnen als erkennen. Decker und Dillagio. Sie blickten ihn fragend an.
Was ist hier los?
Cotton zuckte unsicher mit den Schultern. Keine Ahnung.
Er schlich geduckt den Betonschlauch entlang, als ihm plötzlich ein dunkler, massiger Schatten in den Weg trat. Ehe er reagieren konnte, hatten ihn zwei starke Hände gepackt.
»Alles in Ordnung«, sagte eine Männerstimme aus der Dunkelheit. »Ich gehöre zum SWAT-Team. Wir haben ihn.«
»Gut«, erwiderte Cotton, befreite sich aus dem Zugriff des Mannes und steckte seine Waffe ins Holster.
»Was treibt ihr da vorne eigentlich?«, maulte ein hörbar genervter Dillagio von hinten.
»Alles in Ordnung«, antwortete Cotton. »Sie haben ihn.«
»Wie wär’s mit ein bisschen Licht?«, fragte Decker.
»Zu Befehl, Ma’am.«
Die Deckenbeleuchtung – drei dreckverkrustete Neonröhren – erwachte summend und flackernd zum Leben. Cotton brauchte ein paar Sekunden, ehe seine Augen sich an die relative Helligkeit gewöhnt hatten. Dann erfasste er das Szenario in wenigen Sekunden mit geübten Blicken.
Die Lagerhalle bestand aus einem langen, schmalen Raum, dessen rechte Wand mit schlichten Metallregalen zugestellt war, eines neben dem anderen, bis ganz nach hinten. In jedem Regalfach lagen Päckchen mit weißem und beigefarbenem Pulver, die fein säuberlich mit Plastikfolie umwickelt waren. Ein stechender Geruch nach Essig hing in der Luft, der vom Heroin herrührte, wie Cotton wusste. Außerdem war ein muffiger Gestank auszumachen, wie feuchte Wolle, der vom Kokain und dem Crack ausging.
Gegenüber von den Regalen, auf der linken Seite der Halle, waren ein paar Holztische und Klappstühle aus Plastik aufgestellt. Auf den Tischen standen Waagen, daneben lagen Papiertütchen und taschenbuchgroße Stücke Alufolie. Verpackungsmaterial für den Straßenverkauf des Dopes.
Cotton ging weiter. Dillagio und Decker folgten ihm.
Ganz hinten, in der linken Ecke der Halle, befand sich ein Kabuff aus Spanplatten, dessen Tür offen stand und den Blick auf eine Art Büro freigab. Ein Schreibtisch, auf dem eine verbeulte Lampe mit wattschwacher Birne brannte – die einzige Lichtquelle in dem Kämmerchen -, ein Stuhl und ein Schlafsofa. Sogar ein kleines Waschbecken war eingebaut worden. Der Boden war mit einem grauen Industrieteppich bedeckt.
Auf diesem Teppich lag bäuchlings eine Leiche, männlich, soweit Cotton es erkennen konnte, in Jeans, knöchelhohen Turnschuhen und dunklem Kapuzenpullover, auf dem Kopf eine schwarze Wollmütze. Zwischen den Schulterblättern des Toten schimmerten drei münzgroße Flecken in der Farbe von feuchtem, rostigem Metall. An den Rändern der Einschusslöcher war der Pullover leicht angesengt.
Einer der Männer des SWAT-Teams lehnte entspannt an der Wand und wiegte sein imposantes Sturmgewehr lässig in der Armbeuge. Der Einsatzleiter, der neben der Tür stand, reichte Cotton eine Brieftasche. »Die steckte in seiner Jeans.« Er deutete auf die Leiche. »Es ist auch ein Ausweis drin. Das ist unser Mann.«
»Wo ist euer Kollege?«, fragte Cotton. »Ihr wart doch zu dritt.«
Der Einsatzleiter zeigte ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, und meinte: »Der sichert die Hintertür. Keine Sorge. Wir haben alles unter Kontrolle.«
Cotton warf einen letzten, zweifelnden Blick auf die schlanke Statur des Toten, dann musterte er den Ausweis.
Shit.
»Was ist los?«, fragte Decker.
Cotton reichte ihr den Ausweis. Sie warf einen Blick darauf und schüttelte verärgert den Kopf.
»Wo liegt das Problem?«, erkundigte sich nun auch Dillagio, reckte sich auf die Zehenspitzen und versuchte, einen Blick auf den Ausweis zu erhaschen.
»Das ist
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