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Cotton Reloaded - Folge 1 - Der Beginn

Cotton Reloaded - Folge 1 - Der Beginn

Titel: Cotton Reloaded - Folge 1 - Der Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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fort. Im Müll fand er Verpackungen von Fast-Food-Ketten, Coladosen, drei Zigarettenkippen, ein leeres Fläschchen Nasenspray. Im Kühlschrank nur Cola, Milch und Orangensaft, Toastbrot, angebrochener Käse in Scheiben, Truthahnschinken, Ketchup, saure Gurken, jede Menge Schokoriegel. Kein Alkohol, alles sehr amerikanisch, passend zur äußeren Erscheinung der Toten. Einer hatte geraucht. Cotton sah es an seinen Fingerkuppen und fand ein Feuerzeug.
    Was noch? Wer hatte Schnupfen gehabt? Im Bad die Bombe, aber keine Zahnpasta. Die Männer hatten hier nicht übernachtet. Was hatten sie dann hier getan? Worauf hatten sie gewartet? Oder auf wen?
    Philippa Decker hatte eine Bibel gefunden und ein paar Automagazine. In einem der Magazine lagen die Fotos. Sie zeigten das Sekretariatshochhaus des UN-Hauptquartiers aus verschiedenen Perspektiven, und zwar die nach Manhattan gelegene Westseite. Hundertvierundfünfzig Meter, neununddreißig Stockwerke, eine Wand aus blauglänzendem Glas, in dem sich die Skyline und der Himmel über Manhattan spiegelten. Ein Fenster am südlichen Ende des 24. Stocks war markiert. Andere Fotos zeigten Innenaufnahmen eines Konferenzraumes, vermutlich mit einem Handy gemacht.
    »Ihre Meinung?«, fragte Decker.
    »Wird sich wohl um das Ziel handeln.«
    »Ein leerer Raum?«
    »Dann sollten wir uns dafür interessieren, wer sich so in diesem Raum aufhält. Oder aufhalten sollte.«
    Decker schüttelte unwillig den Kopf. »Die Bombe da im Bad ist viel zu groß, um sie durch die zahlreichen Sicherheitsschleusen im UN-Gebäude zu bringen.«
    »Und wenn es doch geht?«, widersprach Cotton.
    Decker ahnte, was das bedeutete.
    »Wie auch immer, der Anschlag wird ohnehin nicht mehr stattfinden.«
    Wo sie recht hatte. Dennoch …
    Cotton wollte gerade etwas erwidern, als das Klapphandy im Flur klingelte. Decker zuckte wie elektrisiert zusammen. Das kleine Telefon blinkte, bimmelte und brummte auf der Ablage. Die Nummer des Anrufers wurde nicht angezeigt.
    »Rühren Sie es nicht an!«, sagte Decker scharf, als Cotton die Hand ausstreckte. Er ignorierte sie, nahm das Gespräch entgegen und trat eilig außer Deckers Reichweite.
    »Ja?«
    Kurzes Zögern am anderen Ende. Ausatmen. Verkehrslärm im Hintergrund.
    »Wer spricht da?« Eine scharfe, männliche Stimme. Nicht mehr ganz jung. Gewohnt, Befehle zu erteilen. Ostküstenakzent. Leichtes Näseln.
    »Lethem, Sir«, sagte Cotton ins Blaue hinein.
    Wieder kurzes Ausatmen am anderen Ende. Dann wurde die Leitung unterbrochen.
    Decker entriss Cotton wütend das Handy. »Zum Teufel mit Ihnen, Cotton! Sie halten sich an meine Anweisungen, oder ich schmeiß Sie aus dem Fenster.«
    Cotton hob abwehrend die Hände, dachte nach.
    »Sie haben es wieder mal verbockt, Cotton! Wer zum Teufel war das?«
    Cotton atmete durch. »Der Mörder von Maggie Huang.«
*
    Die Fakten. Jede Menge Fakten. Spuren. Verbindungen. Namen, Adressen, Telefonnummern, Observierungsberichte, Obduktionsberichte, DNA-Profile, Flugbuchungen, Mietwagen, Fotos, Konten.
    Cotton staunte wieder einmal über die Geschwindigkeit, mit der Zeerookah die Daten beschaffte und zu einem halbwegs schlüssigen Bild zusammensetzte. Halbwegs. Es ergab irgendwie keinen Sinn, jedenfalls nicht, wenn man versuchte, Maggie Huang in die Gleichung mit aufzunehmen. Sie passte einfach nicht ins Bild.
    Die Fakten. Evan Lethem und die vier anderen Männer hatten offenbar nichts weniger als ein Attentat auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten geplant und waren bei der Vorbereitung beunruhigend weit gekommen. In zwei Tagen würde der Präsident am Rande einer Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen in New York sein. Der markierte Konferenzraum war bereits für informelle Gespräche mit Vertretern der israelischen Regierung und der palästinensischen Autonomiebehörde reserviert worden. Nach allem, was Zeerookah zusammengetragen hatte, gehörten die fünf getöteten Männer zum »Christlichen Widerstand«, einer Gruppe christlich-nationaler Fundamentalisten mit einem kruden programmatischen Mix aus zurechtgedeuteten Bibelversen, Ariertum und Revolutionspathos.
    Die gesamte Organisation umfasste nach einem Bericht von Homeland Security nicht mehr als zweihundert Mitglieder und stand bereits seit einigen Jahren unter Beobachtung. Nennenswerte Aktionen waren nie erfolgt. Die Mitglieder waren zumeist junge arbeitslose Rednecks, Spinner, Säufer und selbst ernannte Prediger. Mit Ausnahme von Lethem und seiner Zelle, bei

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