Cotton Reloaded - Folge 2: Countdown
und seine Kumpane in die eingetroffenen Streifenwagen bugsiert. Dabei handelte sich die Gang zusätzliche Anzeigen wegen Beamtenbeleidigungen ein. Nachdem die Festgenommenen unterwegs zum zuständigen Revier waren, versiegelte ein Cop den Eingang zur Wohnung und versah die Tür mit einem gelben Absperrband.
*
Cotton fuhr Zoe in das Krankenhaus, in das ihre Mutter eingeliefert worden war. Die Klinik, ein gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts erbauter Steinklotz, erwies sich als architektonischer Albtraum. Links wie rechts neben dem wuchtig aufragenden Hauptgebäude waren mehrere stufenförmige Anbauten mit Flachdächern hochgezogen worden.
Cotton parkte in der Nähe des Komplexes mit der Notaufnahme. Zoe sagte kein Wort, als sie aus dem Wagen stiegen und zum Eingang gingen, vor dem zwei Ambulanzfahrzeuge parkten. Im Foyer umhüllte sie der Geruch von antiseptischen Reinigungsmitteln. Eine junge Krankenschwester am Empfang erteilte ihnen Auskunft, in welchem Zimmer Zoes Mutter lag. Allerdings mussten sie warten, bis die behandelnden Ärzte mit ihrer Diagnose fertig waren.
In der Zwischenzeit ließ Cotton die Wunden des Mädchens von einer Ärztin untersuchen. Innere Verletzungen wurden keine festgestellt. Die Schrammen wurden desinfiziert und anschließend mit Pflastern oder Verbänden versehen.
Danach gingen beide in die Eingangshalle zurück, nahmen gegenüber der Empfangsschwester auf zwei Plastikstühlen Platz und warteten. Zoe starrte mit leerem Blick ins Nichts. Cotton ahnte, was im Kopf des Mädchens vor sich ging. Er hatte selbst Ähnliches durchlebt, bevor seine Schwester gestorben war.
Nach zweistündiger Wartezeit, die ihnen wie zwei Ewigkeiten vorkamen, durften sie endlich zu Zoes Mutter.
»Und was wird jetzt aus mir?«, fragte das Mädchen auf dem Weg durch das Labyrinth der Flure. »Kann ich bei dir bleiben, Jeremiah?«
»Das ist keine gute Idee«, antwortete er.
Zoe schluckte und wollte sich abwenden.
Cotton blieb stehen, hielt sie am Arm fest und blickte sie an. »Hör zu, Zoe. Dein altes Leben ist vorbei, und dein neues wird besser, viel besser, okay? Wenn deine Mutter aus dem Krankenhaus kommt, wird sie wieder einen Job finden. Sie ist zäh. Sie musste in der Vergangenheit viel einstecken, hat aber nie aufgegeben. Vorhin hat sie dich zu schützen versucht und war bereit, ihr Leben für dich zu opfern. Sie ist eine starke Frau, die sich gut um dich kümmern wird. Und falls mal alle Stricke reißen, weißt du, wo du mich findest. Aber du darfst dich jetzt nicht bei mir verkriechen, sondern musst deiner Mutter zeigen, dass du an sie glaubst, verstanden?«
Das Mädchen nickte stumm.
Am Ende eines langen Korridors betraten sie ein hellgrau gestrichenes Dreibettzimmer. Zwei der abgenutzten Betten aus weiß lackierten Metallrohren waren leer. Im dritten lag Zoes Mutter unter einem Laken. Ihre Augen waren geschlossen. In ihrem blassen Gesicht hoben sich blaue und grüne Hämatome ab. Kopf und Arme waren verbunden, der linke Unterarm eingegipst. In einer Vene ihrer rechten Hand steckte der Schlauch eines Infusionsbeutels mit Kochsalzlösung, der an einem verchromten Ständer befestigt war.
»O Gott«, stieß Zoe entsetzt hervor. »Ist sie tot?«
Puderzucker
Stunden später bemerkte Cotton die ersten Sonnenstrahlen, die durch einen Schlitz der zugezogenen Vorhänge fielen. Er hatte auf einem unbequemen Sessel neben dem Krankenbett gewartet. Auf der gegenüberliegenden Seite saß Zoe auf einem ähnlichen Sitzmöbel und schlief. Ihr blaues Auge war mittlerweile zugeschwollen.
Ein junger Assistenzarzt kam ins Zimmer, grüßte kurz und sah nach der Patientin. Cotton stellte ein paar Fragen nach ihrem Zustand.
Neben den äußeren Verletzungen, wie Prellungen und Schürfungen, hatte sie eine Gehirnerschütterung und Knochenbrüche an einem Unterarm und drei Rippen. Der Arzt meinte, die körperlichen Schäden würden relativ rasch und ohne bleibende Nachwirkungen heilen. Bis die seelischen Wunden verheilt seien, könne es allerdings länger dauern. Die Frau sei zutiefst traumatisiert.
»Regen Sie sie bitte nicht unnötig auf«, bat er beim Verlassen des Krankenzimmers. »Sie braucht Ruhe, nach allem, was sie durchgemacht hat.«
Obwohl die Männer sich im Flüsterton unterhielten, hatten ihre Stimmen Zoe geweckt. Mit dem Erwachen fielen ihr schlagartig die vergangenen Stunden ein, und die Erinnerung trieb ihr Tränen in die Augen.
Und dann kam ihre Mutter zu sich. Sie schlug die Augen auf und
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