Couchgeflüster
zurück.» Ich unterstreiche mein Versprechen noch mit einem bittenden Augenaufschlag.
Bevor Phillip etwas erwidern kann, mischt sich Mama ein. «Nun, Antonella, wenn du kurz vor der Pleite stehst, wäre das doch die passende Gelegenheit, noch einmal über deine Zukunft nachzudenken, oder?»
Beifällig nickt Phillip ihr grinsend zu. Damit ist seine Position (wie er es gerne nennt) klar. Als Helfer in der Not scheidet er wohl endgültig aus.
«Aber Mama», stoße ich hervor. «Das Yogastudio
ist
meine Zukunft! Und hast du nicht selbst gesagt, dass man seine Träume immer realisieren oder es zumindest versuchen sollte?»
Wie so oft, wenn sie mal wieder einen Erziehungsversuch startet, betätschelt Mama ihr Haar und mustert mich eingehend. «Um Träume zu realisieren, muss man erst mal aufwachen, Antonella. Scheinbar schläfst du aber immer noch», ergänzt sie mit therapeutisch geduldiger Stimme. «Es ist demnach unsinnig, weiter daran festzuhalten.»
«Und wenn …
du
mir etwas leihen würdest?», frage ich zögerlich. So schnell gebe ich mich nicht geschlagen!
Es folgen bange Sekunden des Schweigens, in denen ich versuche, Mamas unglaublich nichtssagenden Gesichtsausdruck eine positive Bedeutung beizumessen.
«Dir etwas leihen?», wiederholt sie und erklärt nach einer weiteren Spannungspause: «Nun, ich wäre sogar bereit, alle deine Schulden zu bezahlen.» Sie seufzt, bevor sie das endgültige Urteil verkündet: «Vorausgesetzt, du gibst dieses … dieses alberne Hobby auf.»
«Waaas?»
«Du willst doch nicht dein ganzes Leben auf einer verschwitzten Matte vergeuden. Nächsten Monat wirst du dreißig, vergiss das nicht, Antonella. Also bitte, werde endlich vernünftig und entscheide dich für einen ordentlichen Beruf, der dich ernähren kann.»
Ich fasse es nicht! Was meint sie denn damit,
mein ganzes Leben vergeuden
? Ich bin doch noch jung, da kann jedenTag, jede Minute etwas Großes geschehen. Ich meine, das Schicksal könnte an einer Currywurstbude zuschlagen. Das weiß doch jeder.
«Ja, Mama», antworte ich genervt, um eine weitere endlose Diskussion über
ordentliche
Berufe zu vermeiden.
3
Niedergeschlagen trete ich am frühen Nachmittag den Weg zu meinem Golf an. Wieso hat mein Plan nicht geklappt?
In meinem Kopf kreisen wirre Gedanken um den Streit mit meiner Mutter. Sie erpresst mich mit ihrer fixen Idee, ich solle Psychologie studieren und Therapeutin werden. Das sei genau der richtige Beruf für mein einfühlsames Wesen und außerdem eine krisensichere Branche, denn Probleme hätten die Menschen zu allen Zeiten. Besonders die Reichen.
Völliger Quatsch – was mich betrifft. Ich schlafe nämlich ein, wenn jemand monologisiert. Aber ich habe Mama durchschaut. So viel zu meinem einfühlsamen Wesen! Primär sucht sie doch nur eine Nachfolgerin für ihre gut eingeführte Praxis. Aber ich bin doch nicht Anna Freud! Auch unser Familienname Nitsche (nein, wir sind nicht mit dem berühmten Philosophen Nietzsche verwandt!) ist schließlich keine Verpflichtung, sich um das Innenleben anderer Menschen zu kümmern. Mir wäre es peinlich, jemanden auszufragen und so lange zu bohren, bis man glaubt, das Problem erkannt zu haben.
Mein Vater versteht mich. Er weiß, dass ich mich nicht für einen konservativen Beruf eigne. Allein der Kleiderordnung wegen! Leider kann ich ihn aber nicht anpumpen. Er hat mir schon beim Umbau des Studios mit Rat und Tat zur Seite gestanden, hat auch selbst mitgeholfen und zur Eröffnungsogar zwanzig rosafarbene Trainingsmatten spendiert. Außerdem ist er wie jedes Jahr in den Sommerferien verreist.
Es ist zum Verzweifeln! Mir fällt einfach kein legaler Weg ein, wie ich an Geld kommen könnte. Kein Hoffnungsschimmer an meinem düsteren Pleitehimmel. Und am realen Horizont ziehen jetzt auch schon bedrohlich dunkle Wolken auf. Zum Glück habe ich mein Auto gleich erreicht.
Wo steht es denn nur? Ich müsste doch längst da sein.
Suchend laufe ich die Straße entlang. So auffällig schräg, wie ich geparkt habe (aber nur, weil der Sprit für aufwändige Manöver nicht mehr gereicht hätte), kann es doch nicht zu übersehen sein. Es stand zwischen Ku’damm und Lietzenburger Straße. Ungefähr an der Ecke … ja, genau hier …
Mist! Es ist weg. Mein alter Golf wurde geklaut?
O nein! Jetzt sehe ich das Schild: Mein Wagen stand auf einem Behindertenparkplatz! Ich schwöre, vorhin war da noch kein Verbotsschild.
Tja, dann muss er tatsächlich abgeschleppt worden
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