Couchgeflüster
Zahlung zu geben. Und wenn ich clever verhandle, könnte sogar noch ein nettes Plus dabei rauskommen.
Erneut greife ich zum Telefon.
«Den Witz kenne ick noch nicht», poltert der Chef der Umstellfirma los, als ich ihm meinen Wagen zum Kauf anbiete. «Letzte Woche war een Pyrotechniker aus Babelsberg hier, wa. Hat nach eem roten Auto mit hübschen Rostlöchern jesucht. Der hätte een juten Preis für den ollen Spritfresserjelöhnt. Du könntest den Schädling aber och über eBay in die Mongolei verticken. Hahaha!»
Er scheint sich prächtig auf meine Kosten zu amüsieren. Aber ich lasse mir meinen Frust nicht anmerken.
«Der Wagen ist tipptopp in Ordnung und der TÜV erst ein halbes Jahr alt. Für eine alte Rostlaube hätte ich sicher keine Plakette bekommen.»
Die Verhandlung zieht sich etwas, aber letztlich lässt er sich dann doch auf den Deal ein.
«Die geblümten Schonbezüge passen jut zu meinem Hawaiihemd», erklärt er lachend und bestellt mich für den nächsten Tag zu ihm, um den Kaufvertrag gegen die Wagenpapiere auszutauschen.
Obwohl ich so sehr gehofft hatte, es würde nach Abzug der Umstellkosten mindestens ein Tausender übrig bleiben, ist der Autodeal ein Plus-minus-null-Geschäft. Ich fürchte, ich werde lange auf dem Kopf stehen müssen, bis ich diesen Pleitesonntag vergessen habe.
Phillip darf von diesem peinlichen Minusgeschäft natürlich nichts erfahren, sonst verhöhnt er mich wieder als miserable Geschäftsfrau.
Aber wozu dem alten Golf nachtrauern? Der Typ von der Abschleppfirma hat schon ganz recht: Eigentlich kann ich froh sein, die Dreckschleuder los zu sein. Ich wundere mich sowieso, warum es nicht schon längst Autos gibt, die mit Wasser fahren. Eigentlich ein fauler Witz, dass die Dinger immer noch mit Benzin betrieben werden und die Umwelt verpesten! Also, wenn ich Autokonstrukteur wäre, würde mir dazu bestimmt etwas einfallen. Im Grunde ist es doch ganz einfach. Man nehme etwas, das es im Überfluss gibt … Meerwasser, zum Beispiel. Oder Abwasser. Oder meinetwegen auch Urin.
Ha! Das wäre überhaupt die Lösung! Niemand würde mit seinem Gefährt mehr auf halber Strecke liegenbleiben oder falsch parken müssen, weil der Sprit alle ist. Männer könnten direkt in den Tank pinkeln.
Eigentlich unverständlich, dass noch kein Mann auf diese superpraktische Idee gekommen ist!
4
Tief durchatmen und nach vorne blicken, motiviere ich mich, als ich am Montagmorgen von Schmargendorf zum Studio hetze.
Doch in meinen krausen Gehirnwindungen drängeln sich die ungelösten Fragen wie eine Horde schreiender Kinder im Schwimmbad an der Rutschbahn. Und wenn ich an meinen riesigen Schuldenberg denke, fühle ich mich, als würde ich mutterseelenallein auf einer Eisscholle sitzen und aufs offene Meer treiben. Ich muss unbedingt mit Britta darüber sprechen. Sie ist eine clevere Geschäftsfrau und weiß sicher eine Lösung.
Tatsächlich erscheint Britta zur letzten Vormittagsstunde. Als hätte sie geahnt, dass ich ihre Unterstützung brauche. Leider kommt sie mit etwas Verspätung. Deshalb können wir uns erst nach dem Unterricht unterhalten.
«Das war klasse», bemerkt Britta lobend, als wir im Umkleideraum auf frei werdende Duschen warten.
«Wirklich?», frage ich ungläubig.
Verwundert sieht sie mich an. «Aber ja, warum zweifelst du?»
«Weil ich ziemlich unkonzentriert war und über so viele Dinge nachgegrübelt habe.» Leicht überdreht sprudele ich los. «Sven hat am Sonntag seine Sachen abgeholt, und nun stellt sich die Frage, ob ich in der Wohnung bleiben soll. Sie ist viel zu teuer, und drei Zimmer benötige ich alleine dochgar nicht … Ich überlege also, ob ich nicht in eine WG ziehen soll. Am besten in Studionähe … Gestern wurde nämlich mein Auto abgeschleppt, und dann musste ich es verkaufen.»
Staunend lauscht Britta der absurden Story meines Autoverkaufs.
«Ich wusste gar nicht, dass du so realistisch denken kannst, Nelly», stellt sie am Ende fest. «Das ist für deine Verhältnisse geradezu spektakulär! Aber mal ’ne andere Frage: Wie hoch ist denn die Mietkaution deiner Wohnung? Könntest du damit alle Schulden bezahlen?»
«Na ja, die üblichen drei Monatsmieten. Also, dreihundertsiebzig mal drei …»
«Eintausendeinhundertzehn», rechnet mir meine Freundin blitzschnell vor.
«Och, nur so wenig», seufze ich enttäuscht und schäle mich aus meinen Trainingssachen. «Dann muss ich die Banktussi eben doch davon überzeugen, dass ich eine
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