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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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freiwillig.
    «Hab ich was Falsches gesagt?», erkundige ich mich vorsichtig und folge ihm.
    «Falsches Thema», zischt er ungehalten, als wir die Küche betreten.
    «Seid so gut und streitet euch woanders», bittet uns Mama leicht ungehalten. «Ich muss unter der Woche schon genug Auseinandersetzungen zwischen Ehepaaren schlichten. Am Sonntag möchte ich absolute Ruhe.»
    «’tschuldigung», murmeln wir gleichzeitig und helfen beim Auftragen der Speisen.
    Es gibt gebratene Seezungen mit neuen Kartöffelchen und zerlassener Butter. Dazu ein Gläschen eisgekühlten Chardonnay. Einträchtig nehmen wir wenig später an dem rötlichen Marmortisch in der Loggia Platz. Die Tafel ist wie jeden Sonntag mit dem guten Rosenthalgeschirr, dem Silberbesteck sowie den schönen Kristallgläsern von Großmutter gedeckt.
    Als wir auf unseren angestammten Plätzen sitzen, kann Mama ihre Neugier nicht länger beherrschen. «Worum ging es denn vorhin?»
    Sonntag oder nicht: Therapieren liegt ihr einfach im Blut.
    Phillip wirft mir einen strengen Blick zu. Ich zucke wortlos die Schultern, falte gelassen meine Leinenserviette auseinander und hoffe, das Thema schweigend beenden zu können. Tief durchatmen und ruhig bleiben, sage ich stumm mein Mantra auf. Ich habe keine Ahnung, warum er so aufgebracht ist.
    Für Mama ist das Thema aber noch nicht vom Tisch. «Phillip!?», fordert sie ihn auf. «Was gibt es für ein Problem?»
    «Aaach», antwortet er zögerlich und greift nach der Platte mit dem Fisch. «Nelly hat einen bescheuerten Witz über Fehlstarts gemacht.»
    «Entschuldige bitte, das war ein Scherz. Woher soll ich wissen, dass du zur Mimose geworden bist?»
    Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtet Mama, wie ich mir reichlich Butter über die Kartoffeln auf meinen Teller kippe.
    «Das ist ungezogen, Antonella», ermahnt sie mich, als sei ich drei Jahre alt. «Entschuldige dich.»
    Unsicher blicke ich sie an. Spricht sie gerade von meinen Tischmanieren oder von Phillip?
    «’tschuldigung», brummle ich mit der entsprechenden Büßermiene und stelle das Buttertöpfchen ab.
    «Ein Fehlstart im Flugsimulator ist zwar absolut kein Weltuntergang», erklärt sie streng, «aber dennoch eine unangenehme Sache. Da ist es nur verständlich, dass Phillip deshalb etwas verschnupft ist.»
    «Auweia. Du hast tatsächlich den ersten Startversuch verpatzt?» Mir fällt beinahe die Gabel aus der Hand. «Musst du deinen Traum vom Piloten jetzt begraben und bist deshalb so mies drauf?»
    Betretenes Schweigen breitet sich aus. Es sagt mehr als jede Antwort. Eine Weile ist nur das Geklapper unseres Bestecks zu hören.
    Mist! Wie kriege ich jetzt bloß die Kurve zu meinem eigentlichen Anliegen? Durch mein Gehirn schwirren schon wieder bedrohliche Gedanken: der Mahnbrief, mein überzogenes Bankkonto, die unnachgiebige Banktussi   … Ob es vielleicht klüger wäre, meinen Bittgang ein paar Tage zurückzustellen?
    «Es könnte sein, dass auch
mein
Traum platzt», seufze ich und entschließe mich zu einem versöhnlichen Geständnis. «Wenn ich nicht ganz schnell jemanden finde, der mir einpaar tausend Euro leiht, damit ich die ausstehende Miete für mein Studio   –»
    «Antonella!», fährt Mama entsetzt dazwischen. «Du hast Schulden?»
    «Treffer», höhnt Phillip und prostet mir überheblich zu.
    Jetzt ist alles egal. Ich schenke mir Wein nach und hebe ebenfalls mein Glas. «Du könntest mir doch etwas leihen, Phillip», wage ich mich vor und trinke mir für die nächste Frage Mut an. «Vielleicht möchtest du sogar Teilhaber an meinem Studio werden?»
    Mit einer großspurigen Geste greift mein Bruder zur Serviette, tupft sich theatralisch den Mund ab und scheint tatsächlich einen Augenblick lang zu überlegen. «Welch verlockendes Angebot. Aber, nein danke, Schwesterherz. Selbst wenn von Großmutters Erbe noch etwas übrig wäre, würde ich niemals in ein marodes Unternehmen wie dein Hüpfstudio investieren», verkündet er kühl und fährt belehrend fort: «Sonntags zu schließen, wo doch beruflich stark eingebundene Menschen gerade diesen Tag zu ihrem Sporttag erklärt haben, ist wirtschaftlich betrachtet aber auch glatter Selbstmord.»
    Pah! Als wäre Phillip studierter Betriebswirt! Mit dem Mut einer Verzweifelten kämpfe ich weiter. «Es handelt sich doch nur um einen vorübergehenden finanziellen Engpass. So etwas kann es in jedem Betrieb mal geben. Ich brauche ja nur läppische drei- oder viertausend Euro. Du kriegst es auch bald wieder

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