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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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schließlich auch nicht.
    Gerade als ich schon denke, Ben wird mich auslachen und als Hochstaplerin entlarven, huscht ein Lächeln über sein Gesicht.
    «Das ist es!», ruft er begeistert. «Du bist genial, Frau Doktor.»
    «Erinnerst du dich etwa?» Vor Aufregung wird mir trotzder Klimaanlage in diesem Luxustempel so heiß, als brate ich seit Stunden in einer Sauna.
    «Nein», antwortet Ben kopfschüttelnd und betrachtet den Eisbären erneut. «Aber die weiße Farbe allein kann es wirklich nicht sein. Nach der Panikattacke von eben zu schließen, müssen weiße Klamotten der Grund sein. Das war mir bisher nicht aufgefallen.» Eindringlich sieht er mir in die Augen. «Trägst du auch manchmal etwas Weißes?»
    «Ähm   … ja, natürlich habe ich jede Menge weißer Blusen. Für meinen Job sind sie ideal», erklärt die Therapeutin in mir, und nach einer kurzen Pause füge ich flüsternd hinzu: «Und ich besitze ein weißes Sommerkleid.»
    Das letzte Wort hauche ich nur noch, als wäre es das Codewort zwischen uns. Wie im Märchen, wo der verzauberte Prinz nur das richtige Wort finden muss, um den bösen Zauber zu beseitigen.
    Doch Ben hat anscheinend nicht richtig zugehört. Er sieht mich begeistert an und fragt: «Wie wäre es, wenn wir davon ein Foto schießen?»
    «Wovon?», frage ich perplex.
    Ohne weiter auf meine Verwunderung einzugehen, drückt er mir beide Bären in die Arme und holt sein iPhone aus der Hosentasche.
    «Denkwürdige Ereignisse wie dieses muss man doch einfach festhalten», erklärt er mit ernster Miene. «Zur Erinnerung und damit man es auf keinen Fall vergisst!»
    Er stellt sich neben mich, legt einen Arm um meine Schulter und streckt den Arm mit dem Handy aus, um uns beide zu fotografieren. Anschließend sagt er gutgelaunt: «Ich kaufe beide Bären! Den Panda für meinen Neffen und den Eisbären zur Erinnerung an unseren ersten Erfolg.»
    Er hakt mich unter und zieht mich Richtung Kasse.
    «Ja, dann reicht es aber auch für heute mit der Verhaltenstherapie», erkläre ich erschöpft.
    «Wolltest du mich nicht nach Hause bringen, Frau Doktor?», fragt er zwinkernd.
    Verlegen weiche ich seinem Blick aus. Wahrscheinlich ist es für eine Therapeutin ziemlich unprofessionell, ihre Patienten nach Hause zu begleiten.
    «Wo wohnst du denn?», lenke ich schnell ab. Doch kaum habe ich die Frage ausgesprochen, erkenne ich die günstige Gelegenheit. Ach was,
günstig
. Das ist genial. Megagenial!
    In Bens Wohnung stoße ich doch garantiert auf den einen oder anderen Hinweis, der mir weiterhelfen könnte. Ein Foto, das mich auf die richtige Spur führt. Herumliegende Post oder einen Steuerbescheid, der das Geheimnis um seinen Familienstand und seinen Beruf lüftet. Und wie nach einem langen, erfrischenden Schlaf bin ich plötzlich hellwach und kann es kaum erwarten, das KaDeWe zu verlassen.
     
    Während der Fahrt Richtung Prenzlauer Berg erfahre ich im Taxi, dass Ben in der Pappelallee wohnt, in der letzten Etage einer ehemaligen Schuhfabrik. Obwohl man wegen des Berliner Verkehrs mit der U-Bahn meist schneller vorwärtskommt, bestand er darauf, ein Taxi zu nehmen.
    Am Ziel gelangen wir durch ein verschnörkeltes Tor in einen großflächigen Innenhof mit Parkplätzen und einem überdachten Fahrradständer.
    Als der Wagen hält, zieht Ben, wie auch schon beim Kauf der Plüschtiere, ein Bündel Scheine aus seiner Hosentasche und gibt großzügig Trinkgeld.
    Er scheint wirklich auf großem Fuß zu leben, denke ich und bin umso gespannter auf die Wohnung.
    Der Klinkerbau wurde mit viel Feingefühl für Details restauriert. Bepflanzte Tröge mit Sträuchern und Blumen verbreiten mediterranes Flair.
    «Vierte Etage, ohne Lift», erklärt Ben, als wir das Gebäude durch eine breite Doppeltür aus dunklem Holz betreten.
    Plötzlich überfällt mich die Erinnerung an unseren ersten gemeinsamen Abend. An das Essen und vor allem an den Kuss vor meiner Haustür. Ich werde ganz melancholisch, und ich bin mir überhaupt nicht mehr sicher, ob ich hier das Richtige tue. Ich meine, wie soll ich mich verhalten, wenn ich mit Ben allein in seiner Wohnung bin? Ob wir uns wieder küssen werden?, überlege ich leicht panisch, und mir entschlüpft ein Seufzer.
    «Alles in Ordnung, Frau Doktor?»
    «Ach, das Schnaufen hat nichts weiter zu bedeuten. Ist nur eine Angewohnheit aus dem Yogaunterricht, so intensiv zu atmen.»
    «Wir haben es gleich geschafft», sagt Ben aufmunternd. «Die vierte Etage ist auch die letzte. Ich

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