Couchgeflüster
außergewöhnlich», entgegnet Britta ironisch. «Das tun tausend andere Menschen auch. Aber Wassertrinken ist noch lange keine Basis für eine gemeinsame Zukunft, Nelly. Es sei denn, du willst dich ständig über Mineralien und die verschiedenen Inhaltsstoffe von Quellwasser unterhalten.»
«Warum nicht! Ich könnte in meinem Studio doch auch eine kleine Bar einbauen und dort Bens Getränke anbieten», entgegne ich provozierend. «Dann hätten wir schon mal eine berufliche Gemeinsamkeit.»
«Du kannst dich auch in seiner Getränkehandlung an die Kasse stellen und die Einnahmen zählen», schießt Britta zurück.
«Du bist gemein.» Erbost werfe ich ihr ein Kissen an den Kopf. «Und ich dachte, du wärst meine beste Freundin.»
«Das bin ich ja auch», versichert mir Britta und wirft das Kissen zurück. «Genau deshalb muss ich dich ja warnen,denn du hast ganz offensichtlich eine rosarote Brille auf. Und Liebe macht ja bekanntlich blind! Sei vorsichtig, Nelly, du weißt nicht, was hinter dieser Amnesie steckt.»
Ich stopfe mir das Kissen wieder hinter den Kopf. «Aber genau das werde ich herausfinden», erkläre ich bestimmt. «Es hat nämlich etwas zu bedeuten, dass Ben ausgerechnet zu mir kam.»
Kopfschüttelnd sieht mich Britta an. «Nelly Nitsche, die professionelle Träumerin! Der Mann kam zu deiner Mutter und nicht zu dir, vergiss das nicht.»
«Wie könnte ich. Ben nennt mich ja ständig Ella», gestehe ich leise.
«Wieso denn das?» Britta stutzt einen Moment und lacht dann abfällig. «Er hält dich für deine Mutter!? Also wenn das nicht die verrückteste Geschichte ist, die ich in letzter Zeit gehört habe! Ich kenne da einen netten Drehbuchautor, der sucht immer gute Stoffe für seine Bücher. Soll ich dich mal mit dem zusammenbringen? Er sieht übrigens gut aus, der Schreiberling. Und so, wie du rumspinnst, hättest du mit ihm tatsächlich jede Menge gemeinsam. Du könntest sogar noch Kohle mit deinen ausgeflippten Ideen verdienen.»
So leicht lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen. «Quatsch. Ben hält mich doch nicht für meine Mutter. Er kennt sie ja nicht. Er denkt eben nur, ich heiße Ella. Das ist etwas ganz anderes. Und so schlimm finde ich es auch gar nicht», schwindle ich. «Ella ist schließlich ein Teil meines Namens.»
Schulterzuckend erhebt sich Britta. «Wie du meinst,
Ella
. Aber sei so gut und halte dich mit deinen Gefühlen etwas zurück, solange du nicht weißt, was oder wer ihm das Loch insGehirn gebrannt hat.» Sie sieht mich ernst an und verkündet dann, mit Eva noch auf ein Glas Wein ins
Florian
zu gehen.
An der Tür bleibt sie stehen und dreht sich zu mir um. «Wie geht’s deiner Mutter überhaupt? Statt dich in die Behandlung ihrer Patienten einzumischen, solltest du sie lieber mal besuchen. Oder wenigstens mal anrufen.»
«Mmm … du hast ja recht», grummle ich, aber da hat Britta schon die Tür hinter sich zugezogen.
Da in einem Sanatorium die Lichter sicher schon um acht ausgehen, beschließe ich den Anruf auf morgen zu verschieben. Aber ich nehme mir fest vor, mich in der Mittagspause bei Mama zu melden.
Gerade will ich mein Kopfkissen zurechtknuffen, da schrillt mein Handy.
Das wird Phillip sein, der sich alleine nicht zurechtfindet, vermute ich und brumme ein schläfriges «Mmm» ins Telefon.
«Ella? Hier ist Ben.»
Erschrocken fahre ich hoch. «Ben? Geht’s dir gut?», frage ich besorgt. «Hattest du einen Rückfall?»
«Nein, nein, keine Sorge», beruhigt er mich. «Ich muss nur leider unsere morgige Sitzung absagen. Mir ist ein dringender Termin in München dazwischengekommen.»
Ich schlucke meine Enttäuschung runter und gebe mich gelassen. «Kein Problem. Wirst du denn nach München fliegen?»
«Ja, das bleibt mir wohl nicht erspart.» Ein verzweifelter Seufzer dringt an mein Ohr. «Und das macht mir Sorgen …»
Sofort bin ich hellwach. Ach du meine Güte, Bens Flugangst!
«Mir ist auch noch etwas wieder eingefallen», erklärt er, und seine Stimme klingt schon etwas positiver.
Ben kann sich erinnern!?
«Was?», dränge ich ungeduldig. «Was ist dir eingefallen?»
«Es hat mit diesem kleinen Taschen-Fiffi im Aufzug zu tun», beginnt er. «Also, ich bin mal von einem Hund gebissen worden. Und der war weiß!»
Ach du großer Sigmund Freud! Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt? Oder sollte es da tatsächlich eine Verbindung geben? Puh! Mir schwirrt der Kopf. Ich eigne mich einfach nicht für diesen Beruf.
«Die Wunde hat
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