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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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eine der Schubladen. «Schau mal da rein.»
    Zwischen Teelichtern und Klebeband finde ich tatsächlich ein pinkfarbenes Band mit weißen Punkten. Das dürfte aus dem Zeitungspaket ein außergewöhnliches Kunstwerk machen.
    Kopfschüttelnd sieht mir Britta zu. «Trinkst du Kaffee zum Frühstück?» Sie begibt sich zu der chromglänzenden Kaffeemaschine.
    «Glaubst du nicht, dass ein Glas heißes Wasser vor den Yogaübungen besser für den Stoffwechsel wäre als Koffein?», frage ich ein wenig provozierend.
    «Ach ja, unsere Yogaübungen   …», stöhnt sie und streckt sich nochmal. «Leider wird heute nichts aus meinem Training. Ich muss in einer Stunde aus dem Haus. Ich fahre zu einer Drehbuchbesprechung nach Hamburg.»
    «Schade», erwidere ich bedauernd. «Wann kommst du denn zurück?»
    Sie zuckt mit den Schultern. «Weiß noch nicht genau. Es kann ein paar Tage dauern. Du wirst wohl allein trainieren müssen.»
    Statt Sonnengruß gibt es also ein kurzes, gemeinsames Frühstück, bei dem sich Britta allerdings vorrangig mit ihrem BlackBerry beschäftigt. Als sie ihre Mailbox abhört, sieht sie mich plötzlich erschrocken an.
    «Was war denn gestern los?», fragt sie besorgt. «Deine Nachrichten klingen ja alarmierend.»
    «Ach, das hat sich erledigt», schwindle ich aus Angst, Britta könne die Idee mit dem Flugsimulator gefährden.
    Doch ihre Antennen wittern mal wieder meine hochtrabenden Pläne. «Tatsächlich? Das klingt aber nicht so. Hängt es vielleicht wieder mit diesem Ben zusammen?»
    «Nein, ähm   … Ich dachte nur, ich hätte meinen Schlüssel verloren», erkläre ich und gebe mir Mühe, möglichst unschuldig zu lächeln. «Aber ich habe ihn wiedergefunden.»
    Skeptisch betrachtet sie mich. «Na, dann ist es ja gut», sagt sie schließlich. «Apropos Schlüssel, vielleicht sollten wir irgendwo einen Ersatzschlüssel deponieren, falls das nochmal passiert und ich gerade verreist bin.»
    «Gute Idee», stimme ich aufatmend zu.
    Bevor sich Britta ins Bad verzieht, erteilt sie mir noch Einweisungen für ihren Anrufbeantworter. «Wenn du den bitte jeden Abend abhören und mir Bescheid geben könntest, falls etwas Wichtiges sein sollte. Meine Mutter vielleicht. Die ruft nämlich nie auf dem Handy an, weiß der Geier, warum nicht.»
    «Meine tut das auch nicht. Scheint ein echter Generationskonflikt zu sein», erwidere ich amüsiert.
    Dann drückt sie mir noch den Briefkastenschlüssel in die Hand. «Bis jetzt hat die Nachbarin immer nach der Post geschaut und auch mal die Blumen gegossen. Aber ich hatte jedes Mal den Eindruck, dass sie dabei rumschnüffelt. Nochein Grund, warum ich froh bin, die Wohnung mit dir zu teilen. Du kennst bereits alle meine Geheimnisse.» Britta grinst mir verschmitzt zu und verschwindet kurz darauf im Bad.
    Jetzt muss ich mich aber sputen, damit keine meiner Schülerinnen warten muss.
     
    Leicht abgehetzt erreiche ich das Studio zwar rechtzeitig, aber wegen der Sommerhitze bin ich völlig verschwitzt.
    Ich will gerade aufschließen, da klingelt mein Handy. Es ist Phillip.
    «Guten Morgen», flöte ich fröhlich. «Gut geschlafen?»
    «Spar dir das Getue», dringt es ungehalten an mein Ohr.
    «Na gut, dann lass hören», erwidere ich, bemüht um einen neutraleren Ton.
    «Also, ich bin bereit, den Simulator zu bezah–»
    «Echt?», unterbreche ich ihn begeistert.
    «Ja, echt! Und ich nehme deinen durchgeknallten Typen   –»
    «Danke, Phillip, tausend Dank», falle ich ihm erneut ins Wort. «Das vergesse ich dir nie. Wo treffen wir uns?»
    «Moment», fährt er ungnädig dazwischen. «Ich habe gesagt, der Typ darf mit. Von dir war nicht die Rede.»
    «Aber ich muss unbedingt mit», wende ich verzweifelt ein. «Ich bin doch seine Therapeutin. Mama würde ihre Patienten doch auch nie allein auf so einen   … einen Trip schicken.»
    Ich höre meinen Bruder unwillig schnaufen. «Interessiert mich nicht.
Ein
Zuschauer im Cockpit reicht. Entweder du akzeptierst das, oder die Sache läuft nicht.»
    «Schon gut», beruhige ich ihn. Mit Phillip möchte ichaber nicht in einem echten Flugzeug fliegen, wenn der schon vor einem Simulator so großen Bammel hat. «Wann und wo soll Ben dich denn treffen?»
    «Heute Mittag um zwei», antwortet Phillip und nennt eine Adresse in Schönefeld. Dort ist der Flugsimulator in einer Halle untergebracht. «Und bis dahin regelst du das mit Mama, verstanden?»
    Puh! Solange ich denken kann, stand ich noch nie so unter Druck. Ganz ehrlich, noch

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