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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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«Für mich ist das Beweis genug, dass die Geschichte dieser Paulsen stimmt, so absurd sie sich auch anhört.»
    Mir fällt die erste Begegnung mit der Blonden ein. «Ihr Brautkleid hängt auch schon im Schrank», murmele ich, und die Erinnerung treibt mir sofort wieder die Tränen in die Augen.
    «Genug geheult, Nelly! Dieser gemeine Schuft ist keine einzige deiner Tränen wert.» Britta nimmt mich tröstend in den Arm. «Du findest einen anderen. Berlin ist doch
die
Single-Hauptstadt. Hier gibt es massenhaft nette, ehrliche Typen.»
    «Ach ja? Und wieso hast du dann noch keinen gefunden?»
    «Ich kann mich einfach nie entscheiden, das weißt du doch.» Mit einem Grinsen knufft Britta mich in die Seite.
    «Aber keiner ist so   … so süß wie Ben», protestiere ich, und wieder füllen sich meine Augen mit Tränen.
    «Mmm, ich hätte ihn ja zu gerne mal gesehen, deinen vermeintlichen Traummann.» Britta sieht mich skeptisch an. «Er sieht wahrscheinlich gar nicht so super aus. Du hast ihn dir schöngeredet wie alle Verliebten   …»
    «Quatsch. Du kannst ihn dir ja auf Facebook anschauen, wenn du mir nicht glaubst», schnaufe ich zwischen Naseputzen und Tränentrocknen. «Vielleicht verstehst du mich dann.»
    «Ha!», lacht Britta sarkastisch auf. «Im Netz tummeln sich doch wirklich nur Idioten. Aber das passt zu ihm. Stellt auch noch Bilder von sich ins Netz.»
    «Nein, nein», widerspreche ich. «Das war Vera Paulsen. Sie konnte es sich bei unserem Gespräch nicht verkneifen, mir ihr Glück unter die Nase zu reiben. Es gäbe auf ihrer Seite massenhaft Fotos von ihr und Ben zu sehen, hat sie gesagt.»
    «Und welche Erklärung hatte Mister Fitnesscenter für diese Geschmacklosigkeit?», fragt Britta neugierig.
    Als wäre es mir gleichgültig, zucke ich die Schultern. «Er hat es abgestritten wie alle Behauptungen dieser blöden Schlampe. Aber inzwischen würde ich ihm nicht mal mehr glauben, wenn er mir sagt, dass die Sonne im Osten aufgeht.»
    Mitfühlend streicht mir Britta über den Rücken. «Richtig so. Lass deine Wut raus, Nelly, dann ist der Liebeskummer schnell vorbei. Du solltest dir die Fotos auch vielleicht besser nicht ansehen. Das reißt nur die Wunde wieder auf.»
    Entsetzt zucke ich zusammen. «Ich wüsste auch nicht, wozu das gut sein sollte.»
    «Hast du denn was dagegen, wenn ich mal reinschaue? Ich bin neugierig, wie der Typ aussieht.»
    «Tu dir keinen Zwang an   … Aber ich will keine Details hören», rufe ich Britta hinterher, als sie sich an ihren Computer begibt. «Wie heißt diese Vera nochmal mit Nachnamen?»
    «Paulsen», spucke ich förmlich aus und kippe noch mehr Wein in mich hinein, während Britta sich auf Facebook einloggt. Vielleicht stoppt der Alkohol endlich meine Tränenflut.
    Wie konnte ich nur auf Ben hereinfallen? Wie konnte ich mich nur so in ihm täuschen? Seine Behauptung, ich sei etwas Besonderes: gelogen. Seine Liebesschwüre: gelogen. Die Amnesie, die Flugangst, die Weiß-Phobie: alles gelogen.
    Lügen.
    Lügen.
    Lügen.
    «Nelly, Nelly!» Britta ist ganz aufgeregt. «Ich kenne den Typ! Deinen Ben.»
    «Was?» Unwillig stelle ich das Weinglas ab und kehre zurück ins Arbeitszimmer.
    «Aber der heißt nicht Ben, sondern   …» Sie überlegt fieberhaft.
    «Was meinst du?», frage ich irritiert.
    «Ist er das, dein Ben?» Sie zeigt auf den Bildschirm.
    «Ja, ich glaube schon.» Die Fotos sind zwar teilweise etwas verschwommen, aber ich erkenne ihn eindeutig wieder. Auf einem Bild ist eine Großaufnahme seines Gesichts zu sehen. Seine hellgrünen Augen strahlen in die Kamera   …
    «Zugegeben, er sieht echt super aus. Aber er ist ein ganz mieser Aufschneider und Sprücheklopfer. Mit dem wärst du nur unglücklich geworden.»
    Entrüstet stemme ich die Hände in die Hüften. «Washeißt hier
wäre
? Ich
bin
unglücklich, todunglücklich, falls dir das entgangen sein sollte», klage ich vorwurfsvoll.
    «Ich weiß, Süße, so war es auch nicht gemeint. Aber ich kenne den Typen. Er ist in meiner Casting-Kartei. Moment mal.» Sie öffnet schnell ein anderes Programm und klickt sich durch verschiedene Verzeichnisse. «Hier, er ist bei mir unter dem Namen Fritz Möller gelistet. Und wenn der Besitzer einer Fitnesskette ist, bin ich Astronautin. Das saubere Pärchen hat dich rundum belogen.»
    Plötzlich bin ich hellwach. «Er ist Schauspieler?»
    «Na ja, ich würde sagen, Fritz Möller ist allerhöchstens Statist. Nichts weiter. Ein kleiner Statist auf der Suche nach

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