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Couchgeflüster

Couchgeflüster

Titel: Couchgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Becker
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einer reichen Braut. Bei mir hat er es nämlich auch versucht, als er mal zum Casting hier war und spitzbekommen hat, dass diese Wohnung mir gehört.»
    «Aber   …» Brittas Erklärungen verwirren mich. «Warum sollte Ben das alles vortäuschen: die Amnesie, die Flugangst und die Weiß-Phobie? Und wieso sollte er sich zu einer Therapie anmelden und mich dann auch noch mit dieser Schlampe konfrontieren? Das ergibt einfach keinen Sinn.»
    Nachdenklich mustert mich Britta eine Weile. «Wer weiß schon, was im Kopf solcher Kleinkriminellen vor sich geht und mit welchen Methoden sie arbeiten», sagt sie schließlich und dreht sich wieder zum Computer. «Mir kommt da so eine Idee. Ich schau jetzt mal auf der Homepage des Fitnessstudios in der Turmstraße nach   –»
    «Wozu?»
    «Na, mal sehen, ob wir hier einen Ben Reuther finden. Oder vielleicht eher einen Fritz Möller.» Britta ist jetzt ganz euphorisch. «Also, hier sind jede Menge Fotos von den Lehrern, aber keines vom Besitzer. Allerdings taucht hier tatsächlichder Name Ben Reuther auf   … Es wäre doch interessant, herauszufinden, was für ein Schurkenstück Fritz Möller plant», fährt sie neugierig fort. «Ich glaube nämlich nicht, dass er sich rein zufällig für diesen Ben ausgibt.»
    Obwohl Brittas Argumente ziemlich logisch klingen, bin ich von Bens Doppelidentität noch nicht vollkommen überzeugt.
    «Wie erklärt sich dann dieses dicke Geldbündel, das Ben oder Fritz oder wie er eigentlich heißt ständig bei sich trägt? Einen mittellosen Statisten stelle ich mir anders vor.»
    «Ach, so eine dicke Geldrolle zeugt einfach nur von Großkotzigkeit», winkt Britta ab. «Und in Zeiten von Online-Banking riecht das für mich eher nach Halbwelt. Vielleicht waren ja auch nur die äußeren Scheine echt, und die restliche Rolle bestand aus zurechtgeschnittenem Papier. So machen wir das beim Film auch. Dieser Fritze kennt diesen Trick bestimmt!»
    «Wenn das stimmt, ist deine Phantasie nicht weniger durchtrieben als die von Ben und seiner Vera», antworte ich und schlurfe zurück ins Wohnzimmer, um wieder unter die Decke zu kriechen. Mir reicht’s für heute.

23
    Sieben Tage und sieben Nächte grüble ich nun schon über die Fotos bei Facebook nach.
    Ja, ich konnte mich schließlich dazu durchringen, mir die Beweise für Bens Verrat anzusehen. Aber in Wahrheit habe ich auf ein Wunder gehofft. Ich habe gehofft, dass Ben und Vera kein Paar wären. Dass mich diese Frau einfach nur noch mehr demütigen wollte. Inständig habe ich gefleht, dass Ben kein Lügner ist. Doch ein flüchtiger Blick auf den Monitor genügte, um ihn zu erkennen.
    Es sind keine intimen oder schmutzigen Bilder. Eher Schnappschüsse. Vera lacht oft direkt in die Kamera. Ben umarmt sie oder küsst sie aufs Ohr, und sie stecken die Köpfe zusammen. Die beiden wirken eindeutig verliebt.
    Beim Betrachten der Bilder musste ich sofort an das Foto mit den Plüschbären denken. Denkwürdige Ereignisse würde er immer mit der Kamera festhalten, hat Ben an jenem Tag erklärt und mich verliebt angesehen. Wie blauäugig von mir, ihm zu glauben!
    An diesem Sonntagmorgen fühle ich mich immer noch so erschöpft, als hätte ich an einem Yogamarathon teilgenommen. Nicht mal das Schrillen und Scheppern meiner beiden Wecker können mich aus dem Bett locken. Übernächtigt ziehe ich die Decke hoch. Eine Woche reicht eben nicht aus, um den Schicksalsschlag von der Wucht einer Neutronenbombe zu verarbeiten.
    Das Schlimmste jedoch ist, dass Ben es nicht dabei bewenden lassen kann. Er hat in den letzten Tagen unzählige Nachrichten auf meiner Mailbox hinterlassen. Seine Anrufe zu ignorieren und seine zahlreichen SMS zu löschen kostet zusätzlich Energie, die ich eigentlich für meine Yogastunden und den Telefondienst bei Mama benötige. Auch sein Brief, den Britta gestern aus dem Briefkasten gefischt hat, landete ungeöffnet unter meinem Bett. Ich hab einfach nicht die Kraft, ihn zu lesen.
    «Du hast jetzt lange genug getrauert, Nelly Nitsche», höre ich jemanden dicht an meinem Ohr flüstern. «Aufstehen! Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, und es ist höchste Zeit, dich wieder um dein Studio zu kümmern.»
    Ohne den verführerischen Duft der dampfenden Tasse Kakao (Kaffee habe ich für immer gestrichen), den Britta mir hinhält, würde ich mich einfach nochmal umdrehen. Aber um elf beginnt die sonntägliche Glücksyoga-Stunde.
    In der vergangenen Woche war ich während des Unterrichts nur physisch

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