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Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Titel: Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Heuck
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angeschlagen und war wütend. Er polterte an die Rückwand der Kutsche, schnaubte, grunzte und gebärdete sich wild.
    »Hilfe, ein Ungeheuer verfolgt uns«, schrie Tante Sara. »Ein Wolf, ein Büffel, ein feuerspeiender Elefant!«
    Auch die Postkutschenpferde hörten das wilde Schnauben, gemischt mit dem jämmerlichen Blöken des Kälbchens, und sie bekamen Angst. Sie vergaßen ihren Streit und fielen in Galopp. Sie liefen schnurgerade durch die Prärie, ließen die blauen Berge links liegen und folgten ihrem gewohnten Weg, ohne anzuhalten, bis sie die Applebee-Farm erreicht hatten. Und als sie atemlos und müde ankamen, fehlte ihnen die Kraft weiterzustreiten.
    Die kleine Betsy saß gerade in der Küche und spielte mit ihrer Mutter Wildwest-ABC. Sie fragte: »J?« Darauf antwortete die

Mutter: »Jim«, und deutete zum Fenster hinaus.

    »Jim!«, jubelte die kleine Betsy und rannte der Postkutsche entgegen. Weil sie aber so durcheinander war vor lauter Freude und immer noch an ihr ABC dachte, rief sie:
    »Sag schnell ein Wort mit K!«
    »K wie Kälbchen«, antwortete Jim und überreichte ihr sein Geschenk. Da war die Freude groß und der lange John, die dicke Tante Sara und der kleine Bill freuten sich gleich mit. Mutter Applebee backte ihre Eierpfannkuchen, und alle aßen so viel, dass sie beinahe Bauchweh davon bekommen hätten.

Jim träumt
    Leider musste sich Jim an den Postkutschen-Fahrplan halten. Als es Zeit wurde, band er Mister Tramp wieder hinten am Wagen an, kletterte auf den Kutschbock und knallte mit seiner Peitsche.
    »Auf Wiedersehen, Missis Applebee«, sagte Tante Sara beim Abschied. »Ihre Eierpfannkuchen sind wirklich köstlich. Würden Sie vielleicht so lieb sein und mir mit der nächsten Postkutsche das Rezept schicken?«
    »Aber selbstverständlich gern«, erwiderte Betsys Mutter, »es ist ganz einfach.«
    »Auf Wiedersehen, Jim«, rief das kleine Mädchen, »komm bald zurück!« Sie band sich die Schürze ab und winkte der Kutsche nach, bis ihr der Arm wehtat.
    Nur das Kälbchen blieb zurück, darüber war es aber gar nicht traurig, denn die kleine
Betsy war sehr nett zu ihm, und in der Kiste hatte es ihm nicht gefallen. Da war die Applebee-Farm wirklich viel schöner.
    Diesmal liefen die Pferde, wie es sich für richtige Wildwest-Postkutschenpferde gehört, immer im Galopp quer durch die Prärie. Jim war sehr mit ihnen zufrieden. Der lange John schlief, und die dicke Tante Sara strickte an einem Handschuh. Der kleine Bill aber ließ glücklich und stolz seinen neuen Drachen aus dem Kutschenfenster heraus steigen. Den hatte Jim ihm nämlich schnell zusammengebaut.
    »Ich habe es ja schon immer gewusst«, seufzte Tante Sara vor sich hin, »eine Reise mit der Postkutsche ist so beschaulich!« Und sie bedauerte es sehr, dass sie schon bald am Ziel waren. Nachdem sich Jim von den Fahrgästen verabschiedet, die Pferde versorgt und die Postkutsche in ihren Schuppen gestellt hatte, bestieg er Mister Tramp und verließ die Stadt. Und weil er nicht wusste, wohin er reiten sollte, ließ er einfach seinem Pferd die Zügel und träumte. Er dachte sich aus, wie es
wäre, wenn er eine eigene Farm hätte, und er sah Mister Tramp an der Spitze einer großen Pferdeherde über die Prärie galoppieren. Dann würde er am Tage des großen Cowboyfestes mit einer achtspännigen Kutsche durch Silvertown fahren. Die kleine Betsy Applebee würde in der Kutsche sitzen, sie hätte ein wunderschönes Kleid an und einen großen Hut auf dem Kopf. Vor dem vornehmsten Café würde er anhalten und mit der kleinen Betsy so viel Torte und Schlagsahne essen, wie sie wollten. Und wenn dann ein Räuber käme, der die Bank überfallen wollte, dann würde er »einen Augenblick, bitte« zu ihr sagen, und ehe sie ihren Kuchen aufgegessen hätte, würde er den Bankräuber gefangen haben. Darauf müsste der Sheriff kommen, ihm einen Stern anheften und »jetzt bist du Hilfssheriff« zu ihm sagen, und er würde stolz zu Betsy zurückkehren, ihr den Stern zeigen und sich bewundern lassen.
    Dieser Traum gefiel ihm so sehr, dass er sich schnell einen neuen Vers für sein Lied daraus machte:

    »Jim wollte so gern einmal Hilfssheriff sein, darum fing er schnell einen Bankräuber ein. Jippedihott und hoppedihü - wild ist der Westen und weit die Prärie.«
    Und weil er gerade beim Singen war und es ihm so Spaß machte, sang er alle Lieder durch, die er kannte, vom »Einsamen Cowboy« und den »Straßen in Laredo« bis zum »Red-River-Lied« und

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