Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
die kleine Betsy, und sie war ein bisschen traurig. Mister John Dabbelju Applebee, seine Frau und die beiden Eierpfannkuchenesser riefen ihm noch nach: »Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, auf Wiedersehen!« Da war Jim schon um die nächste Ecke verschwunden.
Er ritt eine Zeit lang kreuz und quer, und wenn er hungrig war, machte er in den Wirtshäusern manchmal Musik, denn damals gab es ja noch kein Radio. Die Leute waren ihm sehr dankbar dafür und gaben ihm zu essen und Mister Tramp bekam Hafer.
Einmal half Jim, eine Rinderherde von Goldcity nach Silvertown zu treiben. Es waren dreitausendsiebenhunderteinundsiebzig Kühe, achtundsechzig Leitbullen und fünf kleine Kälbchen. Und keines durfte verloren
gehen. Es war im Sommer und die Sonne hatte das Gras verdorrt. Viele Wasserlöcher waren ausgetrocknet, und die Kühe waren nicht nur müde vom Laufen, sondern auch hungrig und durstig. Sie wollten nicht mehr über die weite Prärie getrieben werden. Darum legten sie sich hin, brummten »muh, muh« und standen nicht mehr auf. »Kommt weiter«, bat sie der kleine Cowboy, »dort hinten ist ein Wasserloch!«
Aber die Kühe glaubten ihm nicht. Und als die anderen Cowboys mit ihren langen Peitschen knallten, standen sie erst recht nicht mehr auf.
»Es ist doch gar nicht mehr weit bis Silvertown, und ihr werdet alle krank, wenn ihr hier liegen bleibt!«, jammerte Jim.
Doch niemand hörte auf ihn. Da beschloss er, die Sache erst einmal zu überschlafen. Er legte sich den Hut aufs Gesicht und nickte ein. Von süßen Eierpfannkuchen träumte er und von einer großen Schüssel Erdbeeren mit Sahne, von einem Glas Himbeersaft und von vielen kleinen Zuckerstückchen.
Auch Mister Tramp döste in der Hitze ein und seine Nase sank langsam immer tiefer. Doch plötzlich bekam er einen kleinen Stups. Vor ihm stand ein Kälbchen.
»Hallo«, sagte das Kälbchen zu Mister Tramp, »wach auf! Ich will mit dir spielen!« »Hallo«, sagte Mister Tramp, »ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen. Du bist das hübscheste kleine Kalb, das ich bis jetzt gesehen habe. Und ich habe viel mit Kälbern zu tun.«
Das hörte das Kälbchen gern, denn es war ein bisschen eitel.
»Du gefällst mir auch«, antwortete es. »Du hast so schöne zottelige Haare. Willst du mit mir spielen?«
»Ja, gern«, sagte Mister Tramp, »ich freue mich über jede Abwechslung.« Und er sprang und hüpfte mit dem Kälbchen über die Prärie. Davon erwachte Cowboy Jim.
»He, Tramp«, schrie er, »komm her!«
Das kleine Pony kam sofort, und weil das Kälbchen nicht gern allein weiterspielen wollte, lief es einfach hinterher.
Als Jim das sah, hatte er einen Einfall. Er setzte sich auf Mister Tramp und ritt mit ihm ein Stück von der Herde weg. Laut blökend rannte ihm das Kälbchen nach.
»Spiel mit mir, Tramp!«, schrie es. Doch das Pony hatte jetzt keine Zeit. Dieses Geschrei hörte die Mutter des Kälbchens. Sie stand auf und folgte ihrem Kind.
»Bleib stehen!«, rief sie, und: »Willst du wohl gleich herkommen!« Doch das Kälbchen wollte lieber mit Mister Tramp spielen. Das sah die Großmutter des Kälbchens, und weil sie annahm, dass ihr Enkelkind im Begriff war, eine große Dummheit zu machen, stand sie auch auf und folgte ihrer Tochter. Und als die Tanten und Schwestern, die Nichten, Basen, Vettern, Onkel und Großonkel sahen, wie das kleine Kälbchen und die Mutter und die Großmutter immer hinter Mister Tramp herliefen, wurden sie neugierig. Sie standen auf und setzten sich langsam in Bewegung. Und da fast alle mit dem Kälbchen irgendwie verwandt waren und die, die nicht mit ihm verwandt waren, auch nicht allein zurückbleiben
wollten, liefen schließlich dreitausendsiebenhunderteinundsiebzig Kühe, achtundsechzig Stiere und fünf Kälbchen hinter dem kleinen Cowboy und seinem Pferd her.
Jim führte sie auf dem kürzesten Weg zum nächsten Wasserloch, und als sich alle satt getrunken hatten, bekamen sie neuen Mut und zogen weiter.
»Wie hast du das gemacht?«, fragten am Abend die anderen Cowboys Jim bewundernd.
»Ja, das ist so«, erklärte Jim und zwinkerte seinem Pferd zu, »das ist nämlich Mister Tramps Geheimnis.« Dann holte er seine Gitarre und sang:
»Ein Kälbchen ist lustig, wollig und zart. Der Viehtrieb ist für ein Kälbchen recht hart. Jippedihott und hoppedihü - wild ist der Westen und weit die Prärie.«
Bei »Jippedihott« fielen die anderen Cowboys mit ein und Jim sang eine Strophe nach der anderen. Als er fertig war,
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