Cowboy - Riskanter Einsatz
Kannst du dir vorstellen, dass ich das fast vergessen hatte? Wenn du ein Flugzeug fliegen kannst, kommst du ganz sicher auch mit meinem Auto zurecht, auch wenn es ein ganz besonderes ist.“
Es fiel ihr viel leichter, auf der Beifahrerseite einzusteigen, denn hier war das Lenkrad nicht im Weg. Jones ließ den Wagen erst an, nachdem sie ihre Tür geschlossen und sich angeschnallt hatte.
„Die Kupplung ist ziemlich hart“, begann sie, aber er warf ihr einen vielsagenden Blick zu, und sie sprach nicht weiter.
Dann jedoch lächelte er, und sie lächelte zurück. Überhaupt lächelte sie eigentlich fast immer, wenn er in ihrer Nähe war.
Jones schaffte es, den Wagen aus der Einfahrt auf die Straße zu manövrieren, ohne den Motor abzuwürgen oder auch nur ins Stottern zu bringen. Er fuhr ganz locker, entspannt, mit einer Hand am Lenkrad. Die andere ruhte leicht auf dem Schalthebel. Er hatte schöne Hände. Sie waren kräftig und geschickt, so wie der ganze Mann.
„Ich dachte“, brach er schließlich das Schweigen, als sie sich dem Laden näherten, „dass morgen vielleicht ein günstiger Tag wäre, um deinen Garten winterfest zu machen. Es soll sonnig werden, und es soll etwa fünfzehn Grad geben.“ Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Ich könnte dir dabei helfen. Nach dem Gottesdienst, wenn du möchtest.“
Melody wusste nicht, was sie dazu sagen sollte.
„Ich fürchte, ich habe nicht viel Ahnung von Gartenarbeit. Ich weiß nicht so recht, was zu tun ist.“ Er räusperte sich. „Deshalb schätze ich, es wäre am besten, wenn du mir Anweisungen gibst und ich die Arbeit erledige. Du sagst, was zu tun, was umzusetzen und zu tragen ist, und ich tue es für dich.“
Der Parkplatz am Mini-Markt war leer bis auf einen Wagen, der mit laufendem Motor neben den Telefonzellen stand. Jones parkte Melodys Wagen sauber in der Nähe des Eingangs. Aber er stieg nicht sofort aus, sondern wandte sich ihr zu und sah sie an.
„Was denkst du?“
Melody sah ihm in die Augen und lächelte. „Ich denke, du hast vom Apfelpflücken gehört, das morgen nach dem Gottesdienst auf der Hetterman-Plantage stattfindet. Und du suchst nach einer wirklich guten Ausrede, dich darum zu drücken.“
Jones lachte. „Nein, ich habe von nichts dergleichen gehört. Worum geht es da? Äpfel pflücken?
„Die Hetterman-Plantage hatte schon immer Probleme, für die letzten Äpfel Saisonarbeiter zu finden. Es gibt dort Obst zum Selberpflücken. Während der Erntezeit kommen die Leute aus der Stadt, um sich mit Äpfeln einzudecken, aber es bleiben immer eine Menge hängen. Vor etwa sieben Jahren ließ der Plantagenbesitzer sich auf einen Deal mit den örtlichen Pfadfinderinnen ein: Wenn die Mädchen es schaffen würden, zwanzig Leute dazu zu bewegen, für einen Tag zum Apfelpflücken zu kommen, würde Hetterman einem Highschool-Schüler ein Stipendium über fünfhundert Dollar gewähren. Nun ja – die Mädchen übertrafen sich selbst. Sie brachten hundert Leute mit, und die Arbeit war in drei Stunden erledigt statt in zwölf. In den letzten sieben Jahren hat sich das Ganze zu einer Stadt-Tradition entwickelt. Letztes Jahr kreuzten vierhundert freiwillige Erntehelfer auf, und sie brauchten nicht einmal zwei Stunden für die Arbeit. Und auf die fünfhundert Dollar von Hetterman haben Glenzen Bros., die Congregational Church, die First City Bank und eine Handvoll Privatleute noch einiges draufgelegt, sodass jetzt jährlich iünitausend Dollar an Stipendien zusammenkommen.“
Sie musste über sich selbst lachen. „O Mann, ich rede daher wie eine unverbesserliche Optimistin. Aber ich kann nicht anders. Wenn ich an all die Leute denke, die so eifrig für einen guten Zweck zusammenarbeiten, dann kriege ich eine richtige Gänsehaut. Ich weiß, ich weiß, ich bin schrecklich albern.“
„Nein, bist du nicht.“ Jones lächelte sie schwach an. „Ich finde das auch toll. Echte Teamarbeit für einen guten Zweck.“ Er musterte sie, schenkte ihr seine ganze Aufmerksamkeit, als wäre das, was sie ihm erzählte, die wichtigste Nachricht auf der ganzen Welt. Dass er sich so auf sie konzentrierte, empfand sie allerdings als etwas erdrückend.
Das gelbliche Licht der Parkplatzbeleuchtung fiel schwach durch die Autofenster und warf komplizierte Muster aus Licht und Schatten auf das Armaturenbrett. Es herrschte Stille und viel zu große Nähe. Sie sollte aus dem Wagen aussteigen. Sie wusste, dass sie das sollte.
„Dieses Jahr versuchen sie, sechshundert
Weitere Kostenlose Bücher