Cowgirl in Spitzenhöschen
genießen. Dunkle Haare umrahmten ihr Gesicht, sie hatte volle, sinnliche Lippen, und ihre großen dunkelblauen Augen leuchteten in der Dunkelheit, als sie ihn misstrauisch betrachtete. Dann fasste sie Jake am Arm.
“Jacob Daniel Malone, bist du verrückt geworden? Was fällt dir ein, mitten in der Nacht im Schlafanzug auf die Straße zu rennen und fremde Leute zu belästigen?” Während sie ihren Sohn ausschimpfte, warf sie Riley einen kurzen, verlegenen Blick zu. “Tut mir leid. Er ist übermüdet und gehört ins Bett. Er glaubt nämlich, dass …”
“Er ist der Stardust-Cowboy”, rief Jake dazwischen. “Wirklich! Ich habe den Sternenstaub gesehen! Er war draußen vor dem Hotel. Das warst du doch, nicht?”
Er blickte Riley so überzeugt und vertrauensselig an, ganz genau wie Chris es immer gemacht hatte. Die Ähnlichkeit war so frappierend, dass Riley die Luft wegblieb.
Der Junge ließ nicht locker, als Riley nicht sofort antwortete. “Ich habe dich nämlich gesehen”, fügte er selbstbewusst hinzu. Aber dann schlich sich der Zweifel bei ihm ein. “Oder etwa nicht?”, fragte er kläglich.
Riley konnte es nicht mehr aushalten. Er nahm seinen Hut ab und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. “Nein, es stimmt. Ich war da.”
Jake blickte seine Mutter freudig an. “Siehst du!”
Dori Malones Augen musterten Riley argwöhnisch. Sie riss Jake von Riley los und befahl ihrem Sohn, ins Haus zu gehen.
Riley folgte ihr. “Bleiben Sie. Ich muss mit Ihnen sprechen.”
“Das denke ich nicht.” Ganz egal, wie sehr Jake den Stardust-Cowboy verehrte, bei seiner Mutter war dies nicht der Fall.
“Ich heiße Riley Stratton.”
Sie brauchte eine Sekunde, bis sie den Namen unterbringen konnte. Dann erbleichte sie. Er sah sie an und sie riss sich zusammen, atmete scharf ein. “Einen Moment.”
Sie wandte sich ihrem Sohn zu. “Ab ins Bett, Jake.”
“Aber …
“Kein Aber. Zeit zum Schlafengehen. Auf der Stelle.”
“Mom!”
“Sofort.”
Er sah seine Mutter bockig an, dann blickte er wieder zu Riley. Aber Riley konnte ihm auch nicht helfen. Er sah demonstrativ auf seine Armbanduhr. “Es ist schon spät.”
Jake gab auf. Er sah aus, als hätte man ihm etwas weggenommen. Genau wie Chris, wenn etwas nicht nach seinem Kopf ging, dachte Riley.
Die Erkenntnis, dass er Chris nie wieder sehen würde, traf ihn wie ein Schlag, und er schloss die Augen vor Schmerz.
“Geht’s dir gut?”, fragte der Junge.
Riley sah ihn verwirrt an. Der Junge wirkte nun eher besorgt. Plötzlich nickte er, als hätte er soeben eine Entscheidung getroffen.
“Na gut. Ich geh’ ins Bett.”
Seine Mutter drückte leicht seine Schulter. “Guter Junge. Und vergiss nicht, dir die Zähne zu putzen. Ich komme noch mal zum Gutenachtsagen, wenn Mr. Stratton gegangen ist.”
“Aber du musst mir genau erzählen, was er gesagt hat.”
Dori Malone rollte mit den Augen. “Wenn es dich denn etwas angeht.”
Jake schaute zu Riley hoch und ihre Blicke trafen sich. Schließlich drehte er sich wieder zu seiner Mutter.
“Das wird es”, sagte Jake.
2. KAPITEL
Schweigend sahen sie gemeinsam Jake nach. Schließlich sagte Dori: “Kommen Sie rein. Was Sie mir zu erzählen haben, müssen Sie ja nicht in der Einfahrt tun.”
Riley folgte ihr ins Haus. Es war nur wenig größer als ein Hühnerstall und erinnerte Riley an das kleine Haus, in dem er während seiner Zeit auf dem College mit fünf Kommilitonen gewohnt hatte. Allerdings hatte Dori Malone ihres wesentlich hübscher eingerichtet. Er und seine Kumpel hatten damals zwischen Bierdosen und Getränkekisten gelebt. Dori Malone hatte aus ihrem Haus ein Heim gemacht. Die Möbel waren zwar schon älter, aber bequem. An den Wänden hing neben gerahmten Familienfotos und mit Wasserfarbe gemalten Kinderbildern auch eine alte Uhr aus Eiche.
“Setzen Sie sich. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?”
Riley setzte sich. “Nein, danke.” Ein Foto auf dem Tisch fesselte ihn. Es zeigte Jake, wie er auf einem Baum herumturnte, den Mund zu einem klassischen Chris-Stratton-Grinsen verzogen. Zwei seiner Vorderzähne fehlten. Riley musste hart schlucken. “Ein toller Bursche.”
“Ja.” Doris Gesichtsausdruck entspannte sich, als auch sie das Foto betrachtete. Doch dann fand sie wieder zu einem geschäftsmäßigen Ton zurück. “Und er hat eine lebhafte Fantasie, wie Sie bemerkt haben werden. Beachten Sie das gar nicht.” Sie lachte kurz auf. “Diese Sache mit dem Stardust-Cowboy, zum
Weitere Kostenlose Bücher