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Cowgirl in Spitzenhöschen

Cowgirl in Spitzenhöschen

Titel: Cowgirl in Spitzenhöschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McAllister
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Sie wirkten alle so verdammt glücklich, als ob ihnen die ganze Welt zu Füßen läge. Riley dagegen hatte des Öfteren den Eindruck, dass die Welt nur allzu gern auf ihm herumtrampelte.
    Er hatte schon genug Probleme, und eine Hochzeit war das Letzte, was er gebrauchen konnte. Das muss ich mir nicht antun, hatte er sich gedacht. Nur weil Dori Malones Nachbar ihm gesagt hatte, dass sie heute hier war, musste er ja nicht hineingehen.
    Er wollte nur das zu Ende bringen, was getan werden musste.
    Er musste ihr die Nachricht über seinen Bruder Chris überbringen, ihr von der Ranch erzählen, ihr ein Kaufangebot machen, das sie annehmen konnte, und dann wieder zurückfahren.
    Morgen wäre dann wieder alles beim Alten, und er musste sich höchstens über die Aufzucht seines Viehs Sorgen machen.
    Aber er wollte vorher unbedingt den Jungen sehen.
    Riley hatte vor dem Hotel im Schatten gestanden, als das Brautpaar herausgeeilt kam, umringt von Freunden und Verwandten, die sie mit Reis und Glitter beworfen hatten. Alle hatten nur Augen für die Hochzeitsgesellschaft gehabt.
    Riley hingegen hatte nur nach dem Jungen Ausschau gehalten.
    Er musste jetzt fast acht Jahre alt sein. Bei dem Bündel Briefe, das er letzte Woche erhalten hatte, war ein Stapel Fotos von ihm gewesen. Sie stellten sozusagen Chris’ Nachlass dar.
    Bis dahin hatte Riley sich nicht vorstellen können, dass Chris tot war. Es war ihm unmöglich zu glauben, dass sein Bruder nicht irgendwo da draußen herumreiste, wie ein Verrückter Auto fuhr und seine himmlischen Lieder auf der Gitarre spielte und sang. Er war schon vor langer Zeit fortgegangen – vor nunmehr zehn Jahren – und hatte sich so selten zu Hause sehen gelassen, dass Riley sich daran gewöhnt hatte, dass Chris nicht da war.
    Aber er hatte sich nie vorstellen können, dass sein kleiner Bruder sterben könnte – selbst dann nicht, als er den beglaubigten Totenschein aus Arizona erhalten hatte. Arizona, wo Chris die letzten Jahre gelebt und gearbeitet hatte.
    Erst als er das erste Bündel Briefe geöffnet hatte und ihm fünf Polaroidaufnahmen entgegenfielen, hatte er die ganze Tragweite der Tragödie begriffen. Im ersten Moment hatte er geglaubt, dass es Fotos von Chris als Kind waren. Der kleine blauäugige Junge mit den braunen Haaren hatte ihm so ähnlich gesehen.
    Aber es war nicht Chris.
    Auf den Fotos hatte ein Name gestanden: Jake. Jake mit vier Monaten, Jake an seinem ersten Geburtstag, mit drei Jahren, im Kindergarten, als Siebenjähriger mit Zahnlücke.
    Wer zum Teufel war Jake?
    Vor sich hin fluchend, hatte Riley die Umschläge aufgerissen, einen nach dem anderen, und die darin enthaltenen Briefe gelesen. Es waren fünf Stück gewesen, in einer zarten Frauenschrift verfasst, und sie erklärten Riley, was Chris ihm niemals erzählt hatte.
    Bei dem Jungen handelte es sich um Chris’ Sohn.
    In diesem Moment hatte Riley begriffen, dass Chris wirklich tot war.
    Wenn Chris ihm etwas so Wichtiges über so lange Zeit verschwiegen hatte, dann war auch sein, Rileys Bild, das er sich von seinem Bruder gemacht hatte, nichts wert.
    Aber dass sein lebensfroher, forscher Bruder bei einem Autounfall auf einer abschüssigen Straße in den Bergen ums Leben gekommen war, erschien ihm genauso unwirklich wie die Vorstellung, dass sein Bruder der Vater eines fast achtjährigen Sohnes war.
    Doch je länger Riley darüber nachdachte, machte doch jetzt vieles einen Sinn, was Chris in den letzten Jahren gesagt und gemacht hatte. Er musste an Jake gedacht haben, als er sich nach dem Tod ihres Vaters vor einigen Jahren geweigert hatte, Riley seinen Anteil an der Ranch zu verkaufen.
    “Das kann ich nicht”, hatte er nur geantwortet.
    “Wieso nicht, zum Teufel?” Riley war völlig überrascht gewesen. Seit Chris fünfzehn gewesen war, hatte er nichts sehnlicher gewollt, als die Ranch zu verlassen.
    “Weil es mein Erbteil ist. Vielleicht will ich es einmal meinen Kindern hinterlassen.”
    Allein die Vorstellung, dass Chris sich niederlassen und heiraten würde, war Riley völlig abwegig vorgekommen. Und genau das hatte er ihm auch gesagt.
    Chris hatte ihn angegrinst. “Man kann es nie wissen.”
    Wie wahr! Riley hatte nichts geahnt. Zu diesem Zeitpunkt musste Chris’ Sohn schon vier Jahre alt gewesen sein.
    In zwei Briefen bedankte sich die Absenderin für das Geld, das ihr Chris gesandt hatte. Auch das erklärte einiges. Riley hatte sich immer gefragt, wieso Chris keine Rücklagen gebildet hatte und dennoch

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