Cowgirl in Spitzenhöschen
Dummheit begangen hatte, sich in seinen Bruder zu verlieben.
Diese Tatsache erleichterte ihn. Es würde die Sache vereinfachen, denn sie würde sein Angebot sicherlich annehmen. Er schob die Hände in die Taschen und ging zu seinem Pick-up.
Dori kam erst um kurz vor zehn.
Riley hatte in geringer Entfernung von ihrem Haus geparkt, und wartete seit zwei Stunden in seinem Pick-up, als ein Wagen, der genauso alt und verbeult aussah wie sein eigener, in die Einfahrt einbog.
Eine Frau stieg aus, aber als die Beifahrertür nicht geöffnet wurde, fragte er sich, ob es vielleicht doch nicht Dori Malone war. Oder ob sie den Jungen bei Freunden übernachten ließ. Doch dann ging sie um den Wagen herum, öffnete die Beifahrertür und hob einen kleinen Jungen heraus, der ganz offensichtlich schon geschlafen hatte.
Riley spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. Das war also Jake, Chris’ Sohn!
Einen Moment lang war er auf seinen Bruder wütend. Wie hatte Chris einfach weiterziehen können, ohne je zurückzuschauen, obwohl er doch ein Kind hatte?
Er beobachtete, wie die Frau mit dem Jungen ins Haus ging, und beschloss zu warten, bis sie ihn ins Bett gebracht hatte. Dann würde er das Kind zwar nicht so genau gesehen haben, aber das machte auch nichts. Er hatte sofort erkannt, dass der Junge das genaue Ebenbild von Chris war.
Riley mochte gar nicht daran denken, dass es ein Kind gab, das wie Chris aussah. Er wollte nicht daran denken, dass dies sein Neffe war, und er wollte auch nichts mit ihm zu tun haben.
Das Kind kannte ihn doch gar nicht und er das Kind genauso wenig.
Es war nur … bis er von Jakes Existenz erfahren hatte, war er völlig allein gewesen.
Nicht, dass er Chris oft zu Gesicht bekommen hätte. Er konnte seine Besuche in den letzten zehn Jahren an einer Hand abzählen. Sie waren auch nie die besten Freunde gewesen, wenn sie zusammen gewesen waren. Ganz im Gegenteil, erinnerte sich Riley, wenn er an seine Kindheit und Jugend dachte, hauptsächlich daran, sich entweder mit Chris geprügelt zu haben – oder sich zusammen mit Chris mit anderen geprügelt, ihm aus der Patsche geholfen und ihn vor anderen verteidigt zu haben.
Es hatte ihm nicht viel ausgemacht, als Chris gegangen war. Das Leben war wesentlich friedlicher ohne ihn. Chris war schon immer eine Nervensäge gewesen.
Aber man konnte mit ihm auch viel Spaß haben.
Er war außergewöhnlich lebhaft. Er jagte wie ein Komet durch das Leben. Heute hier, morgen da, übermorgen dort. Chris hatte die Aufmerksamkeit seiner Umgebung vom Tag seiner Geburt an erregt. Er lachte viel, riss Witze. Er konnte unglaubliche Geschichten erzählen, unglaublich fordernd sein und unglaublich schöne Lieder singen.
Er konnte die ganze Welt zum Lachen und zum Weinen bringen – auch seinen Bruder.
Riley hatte nie den unbekümmerten Charme seines Bruders besessen. Er bewunderte ihn gelegentlich dafür, aber er war nie wirklich neidisch. Denn er kannte auch die Schattenseiten seines Bruders. Die Fehler, die jeder Mensch hat.
Aber er kannte auch seine Stärken.
Chris würde bestimmt nicht brav vor dem Haus einer Frau stehen und darauf warten, dass sie ihn einließ!
Geh los und bring’s hinter dich! befahl Riley sich. Er atmete einmal tief durch und machte sich auf den Weg.
Die Haustür wurde aufgerissen, und der kleine Junge stürmte ihm entgegen.
“Ich hab’s gewusst!”, schrie er schrill. “Ich wusste, dass du kommst.”
Riley blieb mit offenem Mund stehen.
Der Junge sah Chris zum Verwechseln ähnlich. Das gleiche dunkle Haar, die gleichen hohen Wangenknochen, das gleiche eigensinnige Kinn. Das gleiche strahlende Lächeln.
Jake rief der Frau, die hinter ihm die Treppe heruntergesaust kam, über die Schulter zu: “Schau mal. Ich hab’s dir ja gesagt!” Dann wandte er sich wieder Riley zu. “Worauf wartest du? Komm doch rein!” Er griff nach Rileys Hand.
Überrascht und verwirrt ließ Riley sich mitziehen. Der Junge strahlte ihn an.
“Ich heiße Jake. Aber das hast du schon gewusst, nicht wahr?”
Woher konnte das Kind das wissen?
Aber das Auftauchen von Jakes Mutter rettete ihn vor einer direkten Antwort. Zum ersten Mal sah Riley sie von Nahem, und das Einzige, was ihm zu ihr einfiel, war: Das sieht Chris ähnlich, die schönste Frau von ganz Montana zur Mutter seines Sohnes zu machen.
Sie war nicht ganz sein Typ – jedenfalls nicht der blonde, gertenschlanke Typ, den Tricia verkörperte –, aber er konnte ihre Schönheit trotzdem
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