Cowgirl in Spitzenhöschen
“Nein, niemals.” Sie seufzte. “Ich habe nicht mehr erwartet, dass er kommen würde. Nicht, nachdem er sein Versprechen das erste Mal gebrochen hatte. Also habe ich Jake auch nie falsche Hoffnungen gemacht.”
“Weiß Jake von ihm?”
“Er kennt seinen Namen. Und er weiß, dass sein Vater ein Sänger war, der früher als Cowboy gearbeitet hat. Und ich habe ihm erzählt, dass sein Vater seine Träume nie aufgegeben hat.” Sie sagte dies ohne jede Bitterkeit und lächelte schließlich. “Die Geschichte von dem Stardust-Cowboy habe ich eigentlich auch von Chris. Als Jake zwei Jahre alt wurde, hat Chris ihm einen Brief geschrieben mit wundervollen Geschichten, wie er durch die Nacht reitet und einen kleinen Jungen zu sich aufs Pferd zieht, um mit ihm große Abenteuer zu erleben. Und überall, wo sie vorbeikommen, bleibt Sternenstaub zurück.”
Riley musste lächeln. Das klang ganz nach Chris.
“Meine Schwester hatte Jake kurz vorher zu einem Rodeo mitgenommen, und seitdem war er völlig verrückt nach Cowboys. Also hat er geglaubt, es ginge um einen Cowboy, als ich ihm den Brief vorgelesen habe. Ich hatte ihm nicht gesagt, dass der Brief von seinem Vater stammte, weil er zu klein war, um zu verstehen, was ein Vater ist. Aber der Stardust-Cowboy hat ihn begeistert.” Diese Erinnerung ließ sie verträumt lächeln. “Ich musste ihm diesen Brief so oft vorlesen, bis er völlig zerfleddert war. Als ich ihm dann irgendwann gesagt habe, dass er von seinem Vater ist, hat er mich nur gefragt, ob der Stardust-Cowboy ihn auf seine Abenteuerreisen mitnimmt, und ich habe ja gesagt.” Sie blickte Riley fast herausfordernd an. “Warum auch nicht?”
Riley schüttelte wortlos den Kopf.
“Wir haben uns dann immer neue Geschichten ausgedacht, neue Abenteuer, die der kleine Junge erlebte.” Ihr Blick schweifte zu dem Foto ihres Sohnes. “Ich gebe Chris keine Schuld”, sagte sie leise, wie zu sich selbst. “Es ist nichts Schlimmes daran, Träume zu haben.”
“Nein.”
Riley erinnerte sich an die Zeit, in der auch er noch Träume gehabt hatte. Träume von einem Zuhause, einer Familie, einer schönen, goldblonden Ehefrau, bis die schnöde Wirklichkeit ihn eingeholt hatte.
Er fragte sich, ob Dori Malone auch solche Träume gehabt hatte, Träume, die sie mit Chris hatte teilen wollen. Er konnte es sich jedenfalls vorstellen.
Riley wusste, dass sich eine Unzahl von Mädchen nach seinem Bruder verzehrt hatte. Chris hatte immer so viele Freundinnen gehabt, dass er gar nicht mehr gewusst hatte, was er mit ihnen anfangen sollte. Im Gegenteil dazu hatte Riley immer nur eine Freundin gehabt und immer nur eine gewollt: Tricia.
Er räusperte sich und verdrängte diesen Gedanken. “Vielleicht kann Jake ja eines Tages einmal seine Träume verwirklichen.”
Dori blinzelte ihn an. “Was wollen Sie damit sagen?”
Riley erhob sich und wünschte, es hätte einen anderen Weg gegeben, über dieses Thema zu sprechen. “Ich will damit sagen, dass er Chris’ Erbe ist.”
“Sein Erbe?” In ihrer Stimme schwang Zweifel mit, aber dann lächelte sie erneut. “Sie meinen, er bekommt seine Gitarre?”
“Wenn er sie haben will.” Darüber hatte Riley nun wirklich nicht nachgedacht. “Sie ist bei mir auf der Ranch. Ich kann Sie Ihnen schicken. Aber das habe ich nicht gemeint. Was ich sagen wollte, ist, dass Jake als Chris’ Erbe über Mittel verfügt, die er als Startkapital benutzen kann, wenn er beispielsweise später einmal aufs College gehen will.”
“Chris hatte Geld?”
“Kein Bargeld. Ihm gehört die Hälfte unserer Ranch.”
Dori war vor Überraschung stumm, und es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder gefangen hatte. “Jake gehört die Hälfte Ihrer Ranch?”
Riley wanderte nervös durchs Zimmer. “So groß ist sie auch wieder nicht. Etwas mehr als 1500 Acres. Und ich habe Rinder. Es ist keine allzu große Herde, aber bislang hat sie für uns gereicht. Na ja, jedenfalls für mich. Es ist eben mein Leben.” Und soweit er wusste, war er auch der Einzige, dem dies gefiel. “So eine Ranch ist nicht jedermanns Sache, und ich bin gern bereit, Jake seinen Anteil abzukaufen.”
“Abkaufen?”, wiederholte Dori automatisch.
Riley nickte. “Es scheint mir das Beste zu sein. Sie können das Geld dann ja irgendwo anlegen. Wenn Jake älter ist, kann er es für seine Ziele nutzen.”
“Eine halbe Ranch?” Dori war einfach nur verblüfft.
“Es ist nicht die Ponderosa”, meinte er beschwichtigend. “Wir
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