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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martyn Bedford
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nicht. Überhaupt nicht. »Du bist komisch«, sagte er.
    »Merkwürdig-komisch oder lustig-komisch?«
    »Beides.«
    »Na, toll. Danke.« Aber er sah, dass sie eher belustigt als beleidigt war.
    »
Merkwürdig- interessant
«, sagte er. »Merkwürdig im Sinne von nicht langweilig oder vorhersehbar.«
    »Merkwürdig im Sinne von
schräg
, meinst du.«
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Ich habe ein Wörterbuch dabei. Zwing mich nicht, es rauszuholen.«
    Alex musste gleich abbiegen. Was er jetzt sagte, hatte er überhaupt nicht geplant, es kam einfach so heraus: »Willst du vielleicht   … äh«   – er schaute in die Richtung von Flips Haus   – »wir könnten   … Musik hören. Wenn du magst. Es sei denn, du musst gleich nach Hause.«
    »Philip   …«
    »Oder ich hole rasch den Hund, dann können wir mit ihm spazieren gehen. Okay?«
    »Nicht, Philip.«
    »Was ist denn?«
    »Es war lustig, mit dir nach Hause zu laufen. Es ist einfach   …«
    »Ich höre schon ein ›aber‹ kommen.«
    »
Aber
du bist Flip Garamond. Und Flip Garamond verabredet sich nicht mit Mädchen wie mir.«
    »Was meinst du mit ›Mädchen wie mir‹? Was für eine Sorte Mädchen bist du denn?«
    »Ich bin nicht wie Donna oder wie Billie.«
    »Weiß ich. Das ist ja der Punkt.«
    Sie sah ihn an, dann sagte sie: »Ich muss los. Mein Bus kommt in fünf Minuten.«
    »Hast du es nicht gespürt?«, fragte er. »Damals auf dem Parkplatz. Und seither auch.«
    »Sag mal, klappt das bei den anderen
wirklich?
«, fragte sie amüsiert. »Mädchen sind echt so   …«
    »Was wäre, wenn ich dir sagte, dass ich es nicht bin?«
    »Dass du
was
nicht bist?«
    »Philip Garamond.«
    Es kam ihm vor, als müsste sein Herz stehen bleiben, aber Cherry lachte nur. »Bravo! Ist das wieder eine Improvisation? Junge mit Identitätskrise?«
    Alex ruderte zurück, denn er fürchtete, zu viel verraten zu haben. »Wär das nicht cool, wenn man jemand anders sein könnte? Man könnte tun und lassen, was man will.«
    Halb amüsiert, halb zweifelnd erwiderte sie: »Das kann man doch auch so.«
    »Nein, ich meine   …« Aber er wusste selbst nicht recht, was er meinte.
    Jedenfalls verabschiedete sich Cherry und ging zum Bus.
     
    Am Abend zog er sich, wie immer, nach dem Essen in Flips Zimmer zurück, um angeblich Hausaufgaben zu machen. Stattdessen ging er, wie immer, ins Internet   – mit einem Schulthema in einem Fenster, das er sofort in den Vordergrund holen konnte, wenn jemand hereinkam. Seit seiner Rückkehr aus London hatte Alex dort weitergemacht, wo er aufgehört hatte. Mit seiner Recherche. Er durchsuchte Webseiten, schrieb Mails, postete in einem durchgeknallten Forum nach dem anderen, immer in der Hoffnung, eine Erklärung für das zu finden, was ihm zugestoßen war; unter Milliarden Menschen jemanden ausfindig zu machen, dem das Gleichepassiert war, jemanden, der noch am Leben war und ihm alles erklären konnte.
    Aber wie immer zog er nur Nieten.
     
    In dieser Nacht suchte ihn wieder ein Albtraum heim.
    In diesem Traum rannte er über eine Straße. Nein, nicht
über
eine Straße, sondern eine Straße entlang. Bergab, einen immer steileren Hang hinunter, und schneller, als es menschenmöglich war. So schnell, dass die Geschwindigkeit an seinem Gesicht zerrte und seine Beine ausschlugen, als könnten seine Füße jeden Augenblick wegfliegen.
    Und die Straße wurde immer steiler. Und er rannte immer schneller.
    Und der Wind rauschte in seinen Ohren. Aber es war nicht der Wind, es war das Kreischen eines Motors, lauter und lauter, bis ein   –
dreh dich um Himmels willen nicht um, dreh dich nicht um!
–, bis ein weißer Lieferwagen mit blendenden Scheinwerfern von hinten auf ihn zuhielt. Gleich hatte er ihn eingeholt, gleich würde er ihn   … gleich   … Doch in dem Moment, in dem er sich umdrehte, stolperte er und fiel kopfüber hin. Bevor er auf dem Bordstein aufschlug, blitzte die Fratze des Fahrers auf, eingerahmt von der Windschutzscheibe.
    Es war sein eigenes Gesicht.
    Anscheinend hatte er beim Aufwachen laut geschrien. Die Mutter kam herein, um nachzuschauen.
Schlecht geträumt,
sagte er. Sie setzte sich auf die Bettkannte und strich die Zudecke glatt. Strich ihm über die feuchteStirn. Er dämmerte weg, stellte sich vor, die Hand gehöre seiner eigenen Mutter.
    »Du hast versucht, es mir zu sagen, stimmt’s?« Sie streichelte ihn weiter. »An diesem Montagmorgen, als du   … als ich dich aus dem Bad zerren musste, damit du nicht zu spät

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