Crash: Thriller (German Edition)
Westjordanland Ärger machen. Die Beit Schalom Jeschiwa ist Teil dieser Bewegung.«
»Ja, bis vergangenen Donnerstag hat er in der Jeschiwa gewohnt. Aber wo ist er jetzt?«
»Das weiß der Schin Bet nicht. Loebner ist untergetaucht, und sie haben seine Spur verloren. Die Agentur hat sich mit ihren Informanten unter den Siedlern im Westjordanland in Verbindung gesetzt, aber bislang hatte niemand irgendwas zu berichten.«
David verzog das Gesicht. Er dachte wieder an Michael und verspürte einen Anflug von Panik. Trotz all ihrer Bemühungen hatten sie immer noch keine Ahnung, wer den Jungen gekidnappt hatte. Loebner aufzuspüren, war mittlerweile ihre einzige Hoffnung. »Herrgott, was sollen wir nur machen? Vielleicht sollten wir ins Westjordanland aufbrechen. Wir können selber nach Loebner Ausschau halten.«
Lucille schüttelte den Kopf. »Moment mal, ich bin noch nicht fertig. Der Schin Bet ist eine ziemlich gute Organisation, aber niemand schlägt das Bureau, wenn es um so amerikanische Eigenschaften wie Einfallsreichtum geht.« Sie lächelte, öffnete die Aktenmappe und holte eine Karte von Israel heraus. Quer über den Mittelteil des Landes war eine Linie von roten Punkten getüpfelt, jeder mit Datum und Uhrzeit versehen. »Eine meiner Agentinnen in Washington hat mir das hier vor einer Stunde geschickt. Sie hat in all unseren Datenbanken nach Olam ben Z’man gesucht, obwohl ich ihr gesagt hatte, dass es nur ein Deckname ist. Zunächst hat sie nichts gefunden, aber gestern Nacht hat sie ein paar alternative Schreibweisen ausprobiert und einen Handyaccount entdeckt, der einem Israeli namens Olam Bensmann gehörte.« Lucille gab David die Landkarte. »Die Telefongesellschaft hat die Informationen zur Mobilfunkpeilung des Accounts zur Verfügung gestellt. Das hier sind die letzten bekannten GPS-Koordinaten.«
David schaute sich die Linie aus den roten Punkten genauer an. Der erste Standort, mit der Kennzeichnung 7. JUNI, 21:05 , lag in der Altstadt von Jerusalem, vermutlich die Beit Schalom Jeschiwa. Der Besitzer des Telefons war dann auf der Autobahn 1 nach Westen gefahren. Der letzte Punkt war an der Mittelmeerküste, ungefähr zwanzig Kilometer südlich von Tel Aviv. Er war markiert 7. JUNI, 22:55. David legte einen Finger darauf. »Der hier ist drei Tage alt. Gibt es keine Peilung neueren Datums?«
»Nein, Loebner muss das Telefon ausgeschaltet haben. Aber das hier zeigt, wohin er letzten Donnerstag gefahren ist, nachdem er die Jeschiwa verlassen hatte. Er hat dem Rabbi gesagt, er würde ein paar alte Freunde besuchen, stimmt’s?«
»Ja, Freunde aus der Armee, sagte er.«
»Er hat ihm die Wahrheit gesagt.« Lucille nahm die Landkarte und zeigte auf den letzten roten Punkt. »Dieser Standort liegt in der Mitte eines israelischen Militärstützpunkts. Es ist das Atomforschungszentrum Soreq.«
David hatte den Namen schon gehört. Israel hatte zwei Atomwaffenlabors, Dimona und Soreq. In Dimona produzierten die Israelis das Plutonium, das als Brennstoff für ihre Bomben diente. In Soreq wurden die Atomsprengköpfe entworfen. »Loebner muss dort für das Atomprogramm gearbeitet haben. An seinem Supercomputer, meine ich.«
Lucille schob die Landkarte zurück in die Aktenmappe. »Ich wüsste gern, was Loebner letzten Donnerstag dort gemacht hat. Ich habe den Schin Bet schon um Erlaubnis gebeten, den Stützpunkt besuchen und mit ihren Sicherheitsleuten reden zu dürfen. Schin Bet hat bisher mit dem Bureau kooperiert, und deshalb glaube ich, dass sie mich reinlassen werden.«
»Wir kommen mit Ihnen.« David sah sie entschlossen an. »Ich kenne einige der Physiker, die in Soreq arbeiten. Und Monique ist Expertin für Supercomputersimulationen. Sie benutzt sie dauernd bei ihrer Forschung.«
Lucille blickte ihn einen Moment an. Dann nickte sie. »Ja, ich will euch beide dabeihaben. Im Augenblick brauche ich alle Hilfe, die ich kriegen kann.«
FÜNFZEHN
S ie holten Michael bei Einbruch der Dunkelheit. Zwei Soldaten in braunen Uniformen kamen in die Jurte und rissen ihn von seinem Stuhl. Sie packten ihn an den Armen und zerrten ihn nach draußen zu einem Toyota Pick-up. Die Soldaten hoben Michael hoch und hievten ihn auf die Ladefläche des Wagens, auf der sich außerdem Munitionskisten und ein Maschinengewehr mit Gurtzuführung befanden. Obwohl er schrie und um sich schlug, erkannte er die Schusswaffe sofort. Es war ein M240 auf einem Zweibein, das Standard-MG mittleren Kalibers der US Army. Er hatte es schon
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