Crash: Thriller (German Edition)
Ich kann Ihnen nur sagen, dass sie verdammt gut bewaffnet waren.« Er musste wieder an die Mörder denken und daran, wie sie durch den Schmugglertunnel gerannt waren. Dann erinnerte er sich an den Anblick, den ihre Leichen auf dem Boden des Tunnels entlang der Westmauer geboten hatten. »Haben die Israelis einen von ihnen identifizieren können?«
Sie schüttelte den Kopf. »Da sie keine Papiere bei sich hatten, haben wir nur ihre Leichen und ihre Waffen. Der Schin Bet überprüft ihre Fingerabdrücke und analysiert die ballistischen Daten, aber bis jetzt haben sie keine Entsprechung gefunden.«
Und das werden sie wahrscheinlich auch nicht, dachte David. Die Killer waren so clever gewesen, keine Indizien zu hinterlassen. Sie waren Profis gewesen, genau wie die Leute, die Michael entführt und Jacob umgebracht hatten. »Mensch, wir können von Glück reden, dass wir noch am Leben sind. Oder vielleicht hatte Gott seine Finger im Spiel. Normalerweise glaube ich nicht an Ihn, aber dann und wann mache ich eine Ausnahme.«
Lucille legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen; sie musterte ihn eindringlich. Und dann hielt sie ihm unversehens die rechte Hand hin. »Das war kein Glück. Und Gott war es auch nicht. Sie haben Ihre Sache gut gemacht, Swift. Sie haben ein Talent dafür, am Leben zu bleiben.«
Überrascht zögerte er einen Augenblick. Dann schüttelte er ihr die Hand. »Vielen Dank«, sagte er.
Trotz ihrer offenkundigen Erschöpfung war ihr Griff eisenhart. »Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Sie haben noch einen langen Weg vor sich, um mich für den ganzen Scheiß zu entschädigen, den ich Ihretwegen habe ertragen müssen.« Sie grinste, dann ließ sie seine Hand los und wedelte mit der Aktenmappe. Sie senkte die Stimme, damit der Soldat, der im Flur stand, nicht hören konnte, was sie sagen wollte. »Mein Kontaktmann im Schin Bet hat Olam ben Z’man identifiziert. Sein richtiger Name ist Oscar Loebner. Ein ehemaliger Professor für Informatik an der Hebräischen Universität. Aber der Universitätsjob diente nur der Tarnung. Den größten Teil seiner Arbeitszeit hat er dem Aman gewidmet, dem Nachrichtendienst der israelischen Streitkräfte.«
»Dann hatte Rav Kavner also recht.« David zuckte zusammen, als er an den Rabbi dachte. Er erinnerte sich an den Schuss, der den alten Mann getötet hatte, und an das Blut, das ihm aus der Stirn gesickert war. »Er hat gesagt, Olam habe Freunde in der Armee.«
»Die hatte er mit Sicherheit. Als junger Mann gehörte Loebner zum Sajeret Matkal , einer Spezialeinheit der israelischen Streitkräfte zur Terrorismusbekämpfung und nachrichtendienstlichen Aufklärung. Aber Anfang der Achtzigerjahre wurde er verwundet, und deshalb hat der Nachrichtendienst ihn an die Uni geschickt, damit er ein Computerfachmann wurde. Es stellte sich heraus, dass der Bursche ein Supertalent dafür hatte, Software zu schreiben.« Lucille kam David mit ihrem Kopf noch näher, sodass er ihr Parfum riechen konnte, ein süßliches Lavendelaroma. Als sie weitersprach, war ihre Stimme noch leiser geworden. »Mein Kontaktmann wollte mir nicht die ganze Geschichte erzählen, aber es klingt so, als hätte Loebner für Israels Atomprogramm gearbeitet. Sie haben seine Software benutzt, um ihre Bomben zu testen.«
David nickte. Durch seine Arbeit bei den »Physikern für den Frieden« hatte er ein paar Fakten über Israels Atomwaffenarsenal kennengelernt. »Er muss an Supercomputer-Simulationen gearbeitet haben. Diese Programme können die Atomexplosion vorhersagen, mit der man bei einem bestimmten Gefechtskopf-Design zu rechnen hat. Die Software ist für die Israelis von entscheidender Bedeutung, weil sie keine andere Möglichkeit haben, ihre Atomsprengköpfe zu testen. Die Regierung will nicht mal zugeben, dass das Land im Besitz von Atomwaffen ist, also kann sie auch keine Atomwaffentests in der Wüste durchführen lassen. Sie müssen sich voll und ganz auf die Simulationen verlassen.«
»Nun ja, auf Loebner können sie sich nicht mehr verlassen. Er hat vor vier Jahren aufgehört, für die Streitkräfte zu arbeiten. Er hat einen Nervenzusammenbruch erlitten, nachdem sein Sohn im Libanon gestorben ist.« Sie wedelte wieder mit dem Aktenordner. »Aber Loebner hatte eine Menge geheimer Informationen im Kopf, und deshalb hat der Schin Bet ihn im Auge behalten. Seiner Akte zufolge hat er sich mit einigen Leuten in der Siedlerbewegung angefreundet, den nationalistischen Israelis, die im
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