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Crash

Crash

Titel: Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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kommentarlos, während meine Finger sich seiner Haut bis auf wenige Millimeter näherten. Eine Narbengalerie zeichnete seinen Brustkasten und die Magengegend. Seine rechte Brustwarze war abgetrennt und mangelhaft wieder genäht worden, wodurch sie nun dauernd erigiert schien.

    Wir gingen im Abendlicht zum Parkplatz. Auf der nördlichen Umgehungsstraße bewegte sich der dichte Verkehrsstrom wie Blut in einer absterbenden Arterie. Zwei Autos parkten vor Vaughans Lincoln auf dem verlassenen Parkplatz: ein Polizeiauto und Catherines weißer Sportwagen. Ein Polizist untersuchte den Lincoln und spähte durch die staubigen Scheiben. Der andere stand neben Catherines Wagen und befragte sie.
    Der Polizist erkannte Vaughan und winkte ihm zu. Ich aber bildete mir ein, sie wären gekommen, um mich wegen meiner immer stärker werdenden homo-erotischen Beziehung zu Vaughan zu verhören, und wandte mich schuldbewußt ab.
    Catherine kam zu mir herüber, während der Polizist sich mit Vaughan unterhielt.
    »Sie wollen Vaughan wegen eines Unfalls in der Nähe des Flughafens verhören. Ein Fußgänger - sie glauben, er wäre absichtlich überfahren worden.«
    »Vaughan ist an Fußgängern nicht interessiert.«
    Als wären sie selbst zu dieser Überzeugung gelangt, gingen die beiden Polizisten wieder zu ihrem Wagen zurück. Vaughan sah ihnen nach, er hatte den Kopf wie ein Periskop in die Höhe gestreckt, als wollte er die Oberfläche ihrer Gedanken überwachen.
    »Es wird besser sein, wenn du ihn fährst« , sagte Catherine, während wir auf Vaughan zugingen. »Ich werde in meinem Wagen folgen. Wo ist deiner?«
    »Zu Hause. Ich konnte den dichten Verkehr nicht ertragen.«
    »Ich werde mit dir kommen.« Catherine sah mich besorgt an. Es sah aus, als blinzle sie durch das Visier eines Schutzhelms. »Bist du sicher, daß du fahren kannst?«
    Während Vaughan auf mich wartete, holte er sich ein weißes Sweat-Shirt vom Rücksitz des Lincoln. Als er die Lederjacke ablegte, verdeutlichte das letzte Licht die Narben auf Magen und Brust, eine Konstellation weißer Fleckchen, die seinen Körper von der linken Armbeuge bis zum Schritt umrundete. Die Haltegriffe komplexer Geschlechtsakte waren von den vorstehenden Teilen der Autos erschaffen worden, in denen er im Hinblick auf mein späteres Vergnügen vorsätzlich Unfälle gehabt hatte, im Hinblick auf seltsame Stellungen auf Vorder- und Rücksitzen, auf außergewöhnliche Akte von Sodomie und Fellatio, die ich ausführen würde, während ich mich, an seinen Körper festgeklammert, der Reihe nach an allen vorhandenen Narben festhalten würde. Kapitel Siebzehn

    Wir waren in einem gewaltigen Verkehrsstau steckengeblieben. Die Fahrspuren von der Kreuzung der Schnellstraße mit der Western Avenue und zur Abfahrt von der Überführung waren dichtbepackt mit Fahrzeugen, deren Windschutzscheiben die geschmolzenen Farben der Sonne widerspiegelten, die über den westlichen Vororten Londons unterging. Bremsleuchten flammten in der Abendluft auf und glommen in dem endlosen Meer lackierter Fahrzeuge. Vaughan hatte einen Arm auf den Rahmen des offenen Fensters gestützt. Er trommelte ungeduldig darauf und schlug manchmal sogar mit der geballten Faust zu. Rechts von uns bildete ein Doppeldeckerbus eine Klippe voller Gesichter. Die Fahrgäste hinter den Fenstern erinnerten an Reihen von Toten, die uns von den Kabinen einer Leichenhalle herab anblickten. Die enorme Energie des zwanzigsten Jahrhunderts, die ausgereicht hätte, den Planeten in einen neuen Orbit um einen glücklicheren Stern zu überführen, wurde darauf verschwendet, diese ausgedehnte Pause der Bewegungslosigkeit aufrechtzuerhalten.

    Ein Polizeiauto fuhr mit flackerndem Blaulicht die Abfahrt von der Überführung herunter, das Blaulicht auf dem Dach schnitt wie eine Peitsche in die Luft. Über uns betrachteten zwei Polizisten vom höchsten Punkt der Überführung den Verkehrsstrom. Warnzeichen, die in regelmäßigen Abständen am Straßenrand angebracht worden waren, verkündeten warnend: »Langsam… Langsam… Unfall… Unfall…« Zehn Minuten später, als wir endlich das östliche Ende der Über führung erreicht hatten, konnten wir die Unfallstelle unter uns erkennen. Die Wagenkolonnen fuhren um einen Kreis von Polizeiblaulichtern herum.
    Drei Wagen waren an der Gabelung der östlichen Abfahrtsrampe der Überführung und der Western Avenue zusammengestoßen. Um sie herum formten ein Polizeiauto zwei Krankenwagen und ein Abschleppwagen

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