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Crash

Crash

Titel: Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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Wagen, Beine ausgestreckt, Kopf gegen die Heckscheibe gepreßt, seine Hände stützten nun die eigenen Gesäßbacken, während er das Mädchen einzig auf den Hüften trug.
    Eine halbe Stunde später wendete ich und steuerte wieder auf den Flughafen zu, wo ich im Schatten des Parkhauses anhielt, das dem Oceanic Terminal gegenüberlag. Dem Mädchen war es endlich gelungen, sich von Vaughan zu lösen, der erschöpft auf der Rückbank lag. Sie kam benommen wieder zu sich, wobei sie sich mit Vaughan und der Blondine auf dem Vordersitz unterhielt. Vaughans Samen rann an ihrem linken Schenkel herunter und tropfte auf den schwarzen Vinylsitz. Die elfenbeinfarbenen Spritzer suchten nach dem tiefsten Punkt der Topographie des Sitzes.
    Ich stieg aus und bezahlte die beiden Frauen. Nachdem sie ihre eckigen Körper wieder zu den erleuchteten Gehwegen zurückgeschleppt hatten, wartete ich neben dem Wagen. Vaughan starrte die terrassenförmige Klippe des Parkhauses an, sein Blick glitt über die einzelnen Decks, als versuchte er gerade, sich an alles zu erinnern, was zwischen ihm und dem schwarzhaarigen Mädchen vorgefallen war.
    Später erkundete Vaughan die Möglichkeiten des Autounfalls auf dieselbe ruhige und gelassene Weise, wie er eben die Belastungsgrenzen des Körpers der jungen Prostituierten erkundet hatte. Ich beobachtete ihn oft dabei, wie er über den Fotografien fataler Unfälle kauerte und die verbrannten Gesichter der Betroffenen mit entsetzlicher Anteilnahme betrachtete, während er die elegantesten Parameter ihrer Verletzungen ausmaß, die Konjunktionen ihrer verletzten Körper mit zerschellten Windschutzscheiben und Armaturen-brettern. Er ahmte diese Verletzungen in seinen eigenen Fahrhaltungen nach und sah die jungen Frauen, die er nahe des Flughafens auflas, mit denselben ungeduldigen Augen an. Er benützte ihre Körper dazu, die deformierten Anatomien von Unfallopfern nachzubilden, indem er die Arme der Mädchen sanft gegen ihre Schultern preßte, ihre Knie an seine Brust drückte und dabei immer neugierig ihre Reaktionen beobachtete.

    Kapitel Sechzehn

    Langsam erblühte die Welt in Wunden und Verletzungen. Aus dem Fenster meines Büros in den Filmstudios konnte ich Vaughan auf dem Parkplatz in seinem Auto sitzen sehen. Die meisten Mitarbeiter fuhren nach Hause und entfernten ihre Autos eines nach dem anderen von den Parkplätzen um Vaughans staubige Limousine. Er war vor einer Stunde ins Studio gefahren. Auch nachdem mich Renata auf seine Anwesenheit hingewiesen hatte, gelang es mir erfolgreich, seine Gegenwart zu ignorieren, doch der anhaltende Abzug aller anderen Autos vom Parkplatz führte dazu, daß ich schließlich meine ganze Aufmerksamkeit auf das isolierte Automobil im Zentrum konzentrierte. In den drei Tagen seit unserem Besuch im Straßenverkehrsforschungslabor war er jeden Nachmittag ins Studio gekommen - vordergründig, um Seagrave zu besuchen, doch seine wahre Absicht lag darin, daß ich ihn offiziell der Filmschauspielerin vorstellen sollte. In einem schwachen Augenblick am Vortage hatte ich eingewilligt, ihm weiterzuhelfen, denn dort, bei einer Tankstelle an der Western Avenue, war ich mir darüber klargeworden, daß ich Vaughan nicht mehr abschütteln konnte. Er war ohne Mühe imstande, mir den ganzen Tag zu folgen; er erwartete mich ständig am Flughafeneingang und an Tankstellen, als würde ich ihm andauernd unbewußt über den Weg laufen.
    Seine Gegenwart blieb nicht ohne Einfluß auf meinen Fahrstil, und ich rechnete schon fast damit, in einen zweiten Unfall verwickelt zu werden, dieses Mal unter den Augen Vaughans. Sogar die gigantischen Flugzeuge, die vom Flughafen starteten, waren Systeme von Entzücken und Erotik, Strafe und Begierde, die mir auferlegt werden würden. Die gewaltigen Verkehrsstaus an wichtigen Knotenpunkten schienen die Luft zu ersticken, und ich war nahe daran zu glauben, daß Vaughan selbst all diese Fahrzeuge als Bestandteile eines überdimensionalen Tests auf den erschöpften Beton gezaubert hatte.
    Nachdem auch Renata gegangen war, stieg Vaughan aus seinem Auto aus. Ich beobachtete ihn beim Überqueren des Parkplatzes und fragte mich, wieso er ausgerechnet mich auserwählt hatte - denn ich sah mich bereits als Fahrer eines Kollisionsfahrzeuges auf einem Kollisionskurs entweder mit Vaughan selbst, oder aber einem Opfer seiner Wahl.
    Vaughan ging durch die Vorzimmer und wandte den Kopf dabei nach rechts und links, um die an den Wänden ausgestellten Fotografien von

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