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Crash

Crash

Titel: Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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einen offenen Hof. Feuerwehrmänner und Polizisten arbeiteten an den Wagen, Sauerstoff-Azetylenbrenner fraßen sich ins Blech von Türen und Dächern. Auf den Gehwegen versammelte sich bereits eine Menschenmenge, und auch auf der Fußgängerbrücke, die die Western Avenue überspannte, standen die Schaulustigen dichtgedrängt an der Brüstung, wo sich Ellbogen reihte. Das kleinste der beteiligten Autos, ein kleiner italienischer Sportwagen, war buchstäblich von einer schwarzen Limousine mit verstärkten Achsen überrollt worden, die den Mittelstreifen durchbrochen hatte. Die Limousine war über die Betoninsel wieder auf ihre Spur zurückgeschlittert, wobei sie den Stahlmast einer Wegweisertafel gerammt und dabei Kühler und Radlager zerschmettert hatte. Dann war sie mit einem Taxi zusammengestoßen, das sich über die Zufahrtsstraße von der Western Avenue der Überführung genähert hatte. Der Frontalzusammenstoß mit dem Heck des Taxis, gefolgt von einem anschließenden Überschlagen, hatte das Taxi im wahrsten Sinne des Wortes zerschmettert und die Fahrgastkabine in einem Winkel von fünfzehn Grad hinabgedrückt. Der Sportwagen lag auf dem Mittelstreifen auf dem Rücken. Eine Gruppe Polizisten und Feuerwehrmänner drehten ihn auf die Seite und enthüllten so zwei Personen, die immer noch in der plattgedrückten Kabine gefangen waren.
    Neben dem Taxi lagen drei Fahrer nebeneinander, Decken verbargen ihre Beine und Brüste. Erste-Hilfe-Helfer bearbei teten den Fahrer, einen älteren Mann, der aufrecht an die Heckstoßstange seines Fahrzeugs gelehnt saß. Gesicht und Kleidung waren mit Blutstropfen besprenkelt, die aussahen, als litte er an einer ungewöhnlichen Hautkrankheit. Die Insassen der Limousine saßen noch im Wageninnern, ihre Identitäten wurden von der gesplitterten Scheibe verborgen.
    Wir passierten den Unfallort in unserer Fahrzeugschlange. Catherine hatte sich halb hinter dem Vordersitz verborgen. Ihr starrer Blick folgte den Reifenspuren und blutverschmierten Öllachen, die sich auf der vertrauten Betonoberfläche gebildet hatten wie die choreografischen Kürzel eines komplizierten Gewehrkampfes oder das Diagramm eines versuchten Mordanschlags. Vaughan dagegen lehnte sich aus dem Fenster und streckte beide Arme hinaus, als wollte er eines der Opfer umarmen. Er hatte in einem Fach unter dem Rücksitz eine Kamera gefunden, die er nun bereit machte. Sein Blick raste über die drei Unfallwagen, er schien jede Einzelheit mit seiner Muskulatur zu fotografieren, mit der weißen Retina seiner Narben um den Mund, und er schien jede eingedrückte Stoßstange und jeden Knochenbruch in einem Repertoire rapider Grimassen und drolliger Ausdrücke zu verewigen. Zum ersten Mal, seit ich ihn kennengelernt hatte, war er vollkommen ruhig.
    Ein dritter Krankenwagen näherte sich mit heulender Sirene von der Gegenfahrbahn. Eine Motorradstreife drängte sich vor uns in den Fahrzeugstrom und gab Signal zum Halten, damit der Rettungswagen durchfahren konnte. Ich bremste und schaltete den Motor ab, danach betrachtete ich mir über Catherines Schulter hinweg das grausame Schauspiel. Zehn Meter von uns entfernt befand sich die Limousine, deren junger Fahrer immer noch neben ihr lag. Ein Polizist betrachtete den Blutschleier, der sich wie der Schal einer Witwe über Gesicht und Haar ergoß. Drei Ingenieure arbei teten mit Schneidbrennern am Heck des Automobils. Sie schnitten den eingeklemmten Türmechanismus auf und entfernten die Tür, wodurch man die im Inneren gefangenen Fahrgäste sehen konnte.
    Die beiden Insassen, ein Mann in den Fünfzigern mit rosa Gesicht, sowie eine jüngere Frau mit bleichem, anämischen Gesicht, saßen aufrecht auf der Rückbank. Ihre Köpfe blic kten starr geradeaus und betrachteten die Polizisten und die Menge dahinter. Sie erinnerten an zwei weniger bedeutende Persönlichkeiten bei einem Empfang. Ein Polizist zog die Reisedecke weg, die ihre Beine und Hüften verbarg. Diese kleine Bewegung, die die bloßen Füße der jungen Frau, sowie die anscheinend gebrochenen Beine des Mannes offenbarte, veränderte die Szene schlagartig. Der Rock der Frau war um die Taille aufgerissen, sie hatte die Beine gespreizt, als wollte sie absichtlich ihr Geschlechtsorgan enthüllen. Ihre linke Hand hielt sich am Fenstergurt fest, der weiße Handschuh war mit dem Blut ihrer kleinen Finger besudelt. Sie lächelte dem Polizisten erschöpft zu. Sie erinnerte dadurch an eine Königin, die einen Diener bittet, ihre

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