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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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Grund der Entwicklung nächstes Jahr so verärgert über das Produkt, dass er die Bank wechselt. Egal, Hauptsache das Quartalsergebnis stimmt.
    Jeden Tag neue Zahlen, die mal in diese, mal in jene Richtung hüpfen, sind – selbst wenn man ihre Korrektheit unterstellt – mehr verwirrend denn erhellend. Da sind die Überschriften der Tageszeitungen ein viel besserer Indikator. Wenn von Massenentlassungen bei den Banken, einer Jahrhundertimmobilienkrise und einbrechenden Absatzzahlen der Autohersteller geschrieben wird, dann weiß ich: Der Arbeitsmarkt sieht nicht gut aus. Und wenn mir dann eine offizielle Zahl das Gegenteil erzählen will, denke ich an des Kaisers neue Kleider zurück. Ganz ohne Analystenschätzung und kreative Rechenkünste.

    Selbstverliebtes Finanzsystem und frustrierte Anleger

    All die oben beschriebenen Hintergründe sind dem privaten Anleger meist zwar nicht bewusst, und doch kann er sich häufig nicht eines unbestimmten, aber tiefsitzenden Gefühls erwehren, das ihm sagt: »Da kannst du ohnehin keinem trauen. Als kleiner Mann wirst du doch überall nur belogen und betrogen.« Und damit hat er nicht einmal unrecht. Allerdings gilt es, genau zu unterscheiden, denn ein großer Teil der Marktteilnehmer entspricht nicht diesem Klischee. Es gibt eine Menge seriöser Kundenberater bei den Banken, die trotz des Drucks von oben ihre Kunden nach bestem Wissen und Gewissen beraten. In der Welt der Börse kenne ich weit mehr Menschen mit hohen moralischen und ethischen Einstellungen als solche mit niederen Absichten. Jedoch scheint es, als würden manche den Zwängen des Systems, den Forderungen der Investoren nach Rendite oder einfach nebulös dem »Zwang der Märkte« nachgeben, und zwar umso mehr, je mehr Verantwortung sie tragen. Und diese Entscheidungsträger, die ihre Ethik immer mehr den Zwängen des Systems geopfert haben, sind es dann am Ende, die das ganze Finanzsystem zu dem machen, was es ist.
    Dieses Finanzsystem scheint sich längst von der Basis der realen Wirtschaft und der breiten Masse der Menschen gelöst zu haben. Früher diente die Finanzwirtschaft der realen Wirtschaft und half dieser, sich zu entwickeln. Dazu gehörte die Kreditvergabe genauso wie das Anlegen von Geldern, die Regelung des Zahlungsverkehrs und auch das Zusammenbringen von Kapital und Ideen. Genau das war der ursprüngliche Sinn von Aktiengesellschaft und Börse: Es gab auf der einen Seite Menschen mit tollen Ideen, aber ohne Geld und auf der anderen Seite welche mit Geld, aber ohne gute Ideen. Diese beiden hat die Börse zusammengebracht. Man hat eine Aktiengesellschaft gegründet, und der Mann mit den Ideen (der Unternehmensgründer) hat zusammen mit dem Mann, der das Geld hat (Investor, Aktionär), ein mehr oder weniger erfolgreiches Unternehmen in die Zukunft geführt. Manchmal ist ein Geldgeber ausgestiegen, dann hat sich wieder ein anderer an dem Unternehmen beteiligt. Das war der Börsenhandel: Geld und Ideen zusammenbringen zum Wohle der gesamten Wirtschaft und somit auch der Bevölkerung.
    Was ist daraus geworden? Ich behaupte ganz ketzerisch: ein hysterisches Kasino, in dem Billionen von US-Dollar, Euro und Yen täglich ohne irgendeinen sinnvollen Zusammenhang mit der realen Wirtschaft um den Globus rasen und in dem Tausende von Zockern – manche nennen sich Investmentbanken, andere Hedgefonds oder Daytrader – ständig versuchen, irgendwo ein paar Scheine aus diesem Finanzhurrikan herauszufischen.
    Nur ein immer kleiner werdender Bruchteil des gesamten Kapitalstroms hat noch direkt mit der realen Wirtschaft zu tun. Längst hat der immer schneller um sich selbst kreisende Finanzmarkt seine ursprüngliche Aufgabe vergessen. Im Blutrausch nach immer mehr Rendite und immer höheren Bonuszahlungen wird die ehemalige Basis, die Realwirtschaft, zerfleischt. Dabei war es doch das ursprüngliche Ziel, ihr zum Erfolg zu verhelfen. Stattdessen kaufen Hedgefonds erfolgreiche Unternehmen auf, zerschlagen sie, setzen Tausende von Arbeitskräften auf die Straße, verkaufen die Filetstücke an jeden, der genug bietet, in der Hoffnung, noch ein bisschen mehr herauspressen zu können, bevor man das ehemals erfolgreiche Unternehmen wie eine ausgelutschte Zitrone in den Abfalleimer der Konjunktur wirft. Um die Tausenden von Arbeitslosen soll sich gefälligst der Staat kümmern. Der Mensch als Verfügungsmasse und Negativfaktor in der Renditeberechnung – auf zum nächsten Unternehmen! Wo lässt sich der schnelle Euro

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