Crashkurs
Ferrari an der nächsten Mauer zu landen, wenn er das falsche Pedal drückt, steigt er erst gar nicht ein und erreicht nie sein Ziel, am Strand der Costa Brava einen sicheren Lebensabend zu verbringen, da er sich notgedrungen zu Fuß auf den Weg gemacht hat und bereits in Castrop-Rauxel erschöpft hängengeblieben ist.
Also, liebe Banker und Finanzberater: Holt eure Kunden da ab, wo sie stehen, und bietet ihnen die Produkte an, die sie wirklich brauchen und vor allem verstehen. Das ist bei dem einen Festgeld, bei dem anderen ein Multi-Asset-Fonds-Produkt. Manch einer versteht auch eine Schiffsbeteiligung oder gar eine Stiftung. Aber überfordert die Leute nicht.
Und lieber Anleger: Lassen Sie sich nichts aufs Auge drücken, was Sie nicht wirklich verstanden haben. Natürlich macht es Sinn, sich auch mit neuen Produkten zu beschäftigen und in sie zu investieren. Natürlich kann man mit einem Sportwagen schneller ans Ziel kommen, wenn man ihn beherrscht. Deshalb möchte ich Sie ermutigen: Bleiben Sie dran, kümmern Sie sich regelmäßig um Ihre Geldanlagen, und erweitern Sie Stück für Stück Ihre Kenntnisse und Ihr Verständnis der Märkte und Produkte. Aber ganz gleich, was Sie auch tun: Alles ist besser, als nichts zu tun. Schon das Tagesgeldkonto ist besser als das Girokonto oder gar das Sparbuch.
2. Geld bewegt die Welt
Was ist eigentlich Geld, und wie entsteht es?
Geld ist eines der spannendsten Themen überhaupt, auch wenn Sie es jetzt vielleicht noch nicht glauben wollen. Am Ende dieses Kapitels werden Sie mir recht geben. Wir brauchen dieses Wissen unbedingt als Grundlage, um verschiedene Entwicklungen zu verstehen, die im Weiteren aufgegriffen werden. Außerdem sollten Sie wissen, was Sie da täglich im Geldbeutel mit sich herumtragen, auch wenn Ihnen dieses Wissen vermutlich nicht gefallen wird.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum eigentlich kaum jemand weiß, wie Geld entsteht, was es ist oder wo es herkommt? Ich meine nicht die Münzen in Ihrem Geldbeutel, sondern überhaupt das ganze Geld, das auf den Girokonten hin und her gebucht wird. Man hört immer wieder den Satz: »Die Notenbanken schmeißen die Druckerpresse an.« Doch kaum jemand weiß wirklich Bescheid über die wichtigste Sache in unserem täglichen Wirtschaftsleben. An kaum einer Schule wird dieses elementare Wissen gelehrt. Nirgends wird darüber aufgeklärt. Warum wohl? Vielleicht sollen Sie es gar nicht wissen?
Aber beginnen wir von vorne. Bevor die Menschheit Geld verwendet hat, hat sie sich mit Tauschhandel begnügt. Der Fischer hat dem Bootsbauer zehn Zander gegeben, damit der ihm seinen Kahn repariert, und so weiter. Zuweilen war das aber ziemlich unpraktisch. Wenn einer einen Esel hatte und wollte dafür ein Brot kaufen, war das ein ziemlich schlechtes Geschäft für einen von den beiden, und dieser eine war nicht der Bäcker. Nur einen Teil des Esels einzutauschen hätte bei der schlechten Wundversorgung der damaligen Zeit wahrscheinlich erhebliche Nachteile gehabt. Also kam man recht schnell auf die Idee, dass man irgendetwas erfinden muss, womit die jeweiligen Dienstleistungen und Waren gegeneinander aufgerechnet werden können: das Geld. Da sich Muscheln und Glasperlen nur sehr beschränkter Akzeptanz erfreuten, haben sich recht bald Gold und Silber als Verrechnungseinheit durchgesetzt. Das lag zum einen daran, dass Gold und Silber in der gesamten damals bekannten Welt als werthaltig anerkannt waren. Gegen Gold in welcher Form auch immer konnte man schlichtweg überall Waren eintauschen. Hinzu kam, dass man Gold beliebig aufteilen konnte, ohne dass es an Wert verlor. Wenn Sie ein Goldstück von einem Kilo in zehn Goldstücke von jeweils 100 Gramm teilen, sind diese zehn kleinen Stücke zusammen exakt so viel wert wie das ursprüngliche Ein-Kilo-Stück. Im Gegensatz zum Esel. Wenn Sie da ein Bein …
Auch bei Perlen oder Diamanten würde die Teilung unschöne Ergebnisse bringen. Gold und Silber waren also geradezu ausersehen, die Rolle des Tauschmittels zu übernehmen. Ein Brot kostete x Gramm Gold, ein Esel vielleicht 30 Gramm Gold. Der Verkäufer des Esels konnte also von dem erhaltenen Gold wieder ein paar Gramm abschneiden und seinen Hunger stillen, indem er sie beim Bäcker gegen ein Brot eintauschte.
Das ständige Absägen von Gold und Silber war aber nun auch ziemlich unpraktisch, sodass recht schnell Münzen geprägt wurden. Die Münzprägung war faktisch ein Siegel mit der Garantie, dass diese
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