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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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brauchten schnell billiges Geld, und prompt wurde das eben mal so entschieden! Wundert es Sie noch, dass das Fed auf Kosten des amerikanischen Steuerzahlers 700 Milliarden zur Rettung seiner eigenen Eigentümer aufbringen will? Einige Kongressabgeordnete schienen diesen Plan durchschaut zu haben und blockierten das Rettungspaket zunächst.
    Zugegeben: Die Darstellung ist etwas vereinfacht, denn über die Zinsen entscheidet der sogenannte »Offenmarktausschuss«, dem sieben von der Regierung benannte Direktoren angehören – aber eben auch fünf Vertreter der Fed-Banken. Man kann nun trefflich darüber diskutieren, wie »neutral« und unabhängig das Fed und dieser Ausschuss agieren, aber auch hier hilft einem der gesunde Menschenverstand weiter, um zu ahnen, was passiert, wenn man den Bock zum Gärtner macht. Daher bin ich in der Tat der Meinung, dass das Fed alles tun wird, um seine Mitgliedsbanken, deren Macht und Kapital zu retten. Alles andere dürfte dem Ziel der Selbsterhaltung untergeordnet werden.
    Das Fed-System geht übrigens auf eine Initiative des deutschen Bankiers Paul Warburg zurück. Im Jahre 1910 traf sich in einem von Legenden umrankten geheimen Treffen auf Jekyll Island – dem Privatbesitz der Familie Morgan (JP Morgan) – Paul Warburg mit Vertretern von der Rockefeller-Gruppe und JP Morgan, um eine Gesetzesvorlage für eine Zentralbank auszuarbeiten, die von den großen amerikanischen Bankhäusern beherrscht werden sollte. Sie wollten also ihren Machteinfluss auf den Staat und seine Wirtschaft ausbauen und für alle Zeiten festschreiben. Senator Nelson Aldrich – zufälligerweise der Schwiegervater von John D. Rockefeller II – brachte diese Gesetzesvorlage in den Kongress ein. Der erste Anlauf scheiterte am Misstrauen und Widerstand des damaligen US-Kongresses. Die Abgeordneten erkannten in der Vorlage den Plan einer kleinen Runde einflussreicher Bankiers, die absolute und dauerhafte Macht über das amerikanische Finanzsystem zu sichern.
    Von dieser Niederlage ließen sich die finanzkräftigen Herren jedoch nicht beeindrucken, sondern finanzierten daraufhin den Wahlkampf des Präsidentschaftskandidaten Woodrow Wilson für die Wahl 1912 und hievten diesen somit in das Amt des amerikanischen Präsidenten. Wilson wurde seiner Rolle gerecht und schleuste die Vorlage seiner Gönner am 23. Dezember 1913, als viele der Kongressabgeordneten bereits im Weihnachtsurlaub waren, unter dem Namen »Federal Reserve Act« durch den Kongress. Damit war das Fed gegründet, so wie wir es heute kennen. Einige Jahre später, 1919, wird Woodrow Wilson folgende Äußerung zugeschrieben:
»Ich bin ein zutiefst unglücklicher Mann. Ich habe unwissentlich mein Land ruiniert. Eine große industrielle Nation wird von ihrem Kreditwesen kontrolliert. Unser Kreditwesen ist in einer Gruppe zusammengeschlossen. Daher sind das Wachstum unserer Nation und alle unsere Tätigkeiten in den Händen einiger weniger. (…) Wir gehören zu den schlechtesten, am meisten kontrollierten und beherrschten Regierungen der zivilisierten Welt. Nicht länger eine Regierung der freien Meinung, nicht länger eine Regierung der Überzeugung oder des Menschenentscheids, sondern eine Regierung der Ansichten und Nötigungen einer kleinen Gruppe beherrschender Männer.«

    Ein berühmter Gegner dieses Gesetzes war übrigens Charles A. Lindbergh, der Vater des Flugpioniers. Er sagte vor dem Kongress: »Dieses Gesetz etabliert das gigantischste Kartell auf Erden. (…) Das neue Gesetz wird Inflation erzeugen, wann immer das Kartell Inflation wünscht.«
    Mit diesem Hintergrundwissen erscheinen einige Meldungen auf Seite 7 oder 8 der Tageszeitungen im Jahr 2008 in einem ganz anderen, nämlich sehr schummrigen Licht – so ein kurzer Auszug aus einem Artikel der Financial Times Deutschland vom 29. Mai 2008:
»Investmentbanken fürchten Regulierung. Die Branche fürchtet, dass sie (…) durch die Fed stärker beaufsichtigt wird. (…) Bis jetzt obliegt die Kontrolle der Branche der US-Börsenaufsicht SEC. Einige Experten und Behördenvertreter fordern, dass die Fed eine stärkere Rolle übernimmt. (…) Es kann nicht sein, dass die Fed den Investmentbanken aus der Not hilft, ihnen Geld leiht und nicht gleichzeitig den aufsichtsrechtlichen Zugriff auf die Institute verlangt.«
    Was bedeutet das? Die SEC (Securities and Exchange Commission), also die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde, ist im Gegensatz zum Fed eine hundertprozentige staatliche

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