Crashkurs
Behörde. Ihre fünf Kommissare werden vom Präsidenten ausschließlich unter Beratung und Zustimmung des Senats bestimmt. Nur drei Kommissare dürfen der gleichen Partei angehören. Jedes Mandat dauert fünf Jahre und ist gestaffelt, so dass jedes Jahr ein neuer Kommissar bestellt wird. Wenn es also eine unabhängige Kontrollinstanz gibt, dann ist es die SEC. Das Fed nimmt die Krise zum Anlass, die Kontrolle der Banken von der staatlichen SEC abzuziehen und selbst zu übernehmen. Wie gezeigt, gehört das Fed jedoch eben jenen Banken, die es nun kontrollieren will. Wenn es jemals eine Situation gegeben hat, auf die die altdeutsche Metapher vom Bock passt, der zum Gärtner avanciert, dann diese.
Ein erster Schritt dazu wurde im Juli 2008 umgesetzt. Im Handelsblatt hieß es dazu: »Damit ist die US-Notenbank dauerhaft an der Aufsicht über die Investmentbanken beteiligt. Das US-Finanzministerium hatte (…) auf eine stärkere Beteiligung der US-Währungshüter [ Anm. d. Autors: des Fed] gedrängt.«
Der Chef des Finanzministeriums heißt zu diesem Zeitpunkt Henry »Hank« Paulson, seit Juli 2006 Finanzminister und davor – Vorstandsvorsitzender der Investmentbank Goldman Sachs. So schließt sich der Kreis.
Die Ratingagenturen – neutrale Instanzen?
Was sind eigentlich »Ratingagenturen«? Das sind zunächst einmal private Firmen, die ausschließlich das Ziel haben, Gewinn zu erwirtschaften. Ihr Geschäftsmodell besteht darin, dass sie die Kreditwürdigkeit anderer Firmen und auch Staaten untersuchen und bewerten. Diese Bewertung findet in ähnlicher Weise wie im Schulnotensystem statt, nur werden anstelle der Noten 1 bis 6 Buchstaben- und Zahlenkombinationen verwendet. So bedeutet zum Beispiel die Bewertung »AAA«, dass dieses Unternehmen zu den sichersten der Welt gehört. Die Gefahr, dass diese Firma ihre Schulden nicht zurückzahlen kann, liege nahe null. Anleihen des deutschen Staates beispielsweise haben dieses AAA-Rating, da man davon ausgeht, dass die Bundesrepublik ihren finan ziellen Verpflichtungen immer wird nachkommen können. Die schlechteste Bewertung ist beispielsweise bei der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) das D-Rating, das Firmen oder Staaten erhalten, die bereits in Zahlungsverzug sind. Dazwischen gibt es noch achtzehn weitere Abstufungen.
Solche Einschätzungen sind von allerhöchster Wichtigkeit sowohl für die Firmen und Staaten als auch für die Investoren, die aufgrund dieser Risikoeinschätzung ihr Geld an den einen verleihen und an den anderen nicht. An einen Schuldner mit der Risikoeinstufung AAA verleiht jeder gerne, da er sein Geld mit höchster Wahrscheinlichkeit am Ende der Laufzeit wieder zurückerhält. Da also viele Marktteilnehmer bereit sind, diesem Schuldner Geld zu leihen, muss er auch nur geringe Zinsen zahlen, denn die Anleger »drängen« ihm das Geld ja geradezu auf.
Ganz anders sieht es bei einem Schuldner aus, der nur eine mittelmäßige Risikoeinstufung hat. Der muss schon deutlich höhere Zinsen zahlen, damit ihm jemand Geld leiht. Er zahlt eine sogenannte Risikoprämie. Je schlechter also die Bonität eines Schuldners ist, desto mehr Zinsen muss er zahlen und desto schwieriger ist es für ihn, überhaupt Geld zu erhalten.
Im schlimmsten Fall wird seine Einschätzung durch die Ratingagenturen so negativ, dass er gar keine Investoren mehr findet und seine bisherigen Geldgeber sogar die sofortige Rückzahlung ihrer Gelder verlangen. Das führt meist unmittelbar in den Bankrott. Und da spielt es keine Rolle, ob es sich bei dem Schuldner um ein kleines Unternehmen in den USA, einen großen Konzern in Frankreich oder gar um einen ganzen Staat in Asien handelt.
Sie würden Ihrem Nachbarn ja auch nur ungern Geld leihen, wenn Sie wüssten, dass er schon seit Monaten seine Miete nicht mehr bezahlen kann und bereits seit fünf Jahren arbeitslos ist. Dem wohlhabenden Rechtsanwalt aus der Nachbarschaft, der seinen Geldbeutel zu Hause vergessen hat, würden Sie aber bedenkenlos die 100 Euro für die Tankfüllung leihen und vermutlich sogar ganz auf die Zinszahlung verzichten. Jede Bank dieser Erde, jeder Fonds, jeder private Investor entscheidet anhand dieser Einschätzung durch die Ratingagenturen, wem er zu welchem Zinssatz Geld leiht und wem nicht.
Sie können sich nun in etwa vorstellen, welch unvergleichliche Macht diese Ratingagenturen in Händen halten. Diese Firmen entscheiden mit ihren Lageeinschätzungen über das Wohl und Wehe jedes größeren
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