Crashkurs
muss es nicht mehr erwähnen: Glauben Sie diesen Unsinn nicht.
Also muss unsere Anlagestrategie auf diese Inflation abgestimmt sein. Und jetzt gilt in etwa das Gegenteil der Strategie während des Horrorszenarios.
Aktien
Die Aktie ist im Prinzip die beste Anlageform, um auf lange Sicht eine überdurchschnittliche Rendite zu erwirtschaften. Das gilt insbesondere auch im Hinblick auf die Inflationsrisiken. Denn Inflation bedeutet ja zunächst einmal Preissteigerungen. Geld wird weniger wert, dafür werden die Dinge wertvoller (in Geld gerechnet), die man damit kaufen kann. Also auch Aktien. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Unternehmen auf der Inflationswelle mitschwimmen. Wenn die Rohstoffe teurer werden, erhöhen die Unternehmen auch die Verkaufspreise für Autos oder Kleiderbügel. Sie geben die Inflation an die Kunden weiter. Aktien sind also ein recht guter Inflationsschutz. Und zwar gegen die reale Inflation, nicht die von den offiziellen Stellen gemeldete. Denn die Unternehmen geben die echten Kosten weiter und nicht irgendwelche theoretischen Berechnungen. Denken Sie in diesem Zusammenhang an die angestrebte Eigenkapitalrendite der Deutschen Bank von 25 Prozent. Da wurde versucht, für den Aktionär die echte Inflation rauszuholen.
Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass es sehr wohl eine Rolle spielt, in welcher Marktphase man in Aktien einsteigt. Auch wenn statistische Berechnungen der Fondsgesellschaften uns immer wieder erzählen, der Einstiegszeitpunkt sei völlig irrelevant, Hauptsache sei, dass der Einstieg überhaupt erfolge. Das mag mathematisch über alle Aktien und über fünfzig Jahre gemittelt gelten. Aber der Anleger, der im Jahr 2000 Internetaktien gekauft hat, gehört leider zu denen, die aus der Statistik fallen. Ebenso derjenige, der seit zehn Jahren Daimler-Aktien im Depot hat. Statistische Ungenauigkeit. Wenn ich aber derjenige bin, dem der Anlageberater dann beim Renteneintritt sagt: »Mathematisch über alle Anleger geht das auf, bei Ihnen ist es jetzt leider anders gelaufen«, dann habe ich noch zwanzig bis dreißig Jahre Zeit, mich am kahlen Küchentisch über meine Gutgläubigkeit zu ärgern.
Wenn diese Jahrhundertkrise zu Ende geht, haben Sie auch die Chance des Jahrhunderts. Wenn die Nummer wirklich durch ist, und das beinhaltet mehrere Monate keine neuen Tiefstkurse, dann kaufen Sie Aktien. Kaufen Sie Qualität, die Sie verstehen. Kaufen Sie nur Unternehmen, deren Produkte Sie verstehen und von denen Sie langfristig überzeugt sind. Kaufen Sie viele verschiedene Aktien. Man nennt das »nicht alle Eier in einen Korb legen«. Beim Gedanken an die Hühnerbatterien von heute erkennen Sie bereits, wie alt diese Börsenweisheit schon ist. Aber es ist wirklich eine goldene Weisheit. Denn wenn der eine Korb herunterfällt, sind alle Eier kaputt. Wenn also all Ihr Geld in einem Unternehmen steckt und ausgerechnet dieses durch was auch immer Pleite macht, ist alles Geld futsch. Streuen Sie Ihr Geld daher in verschiedene Aktien, verschiedene Märkte. Das muss nicht nur Deutschland sein. Das kann durchaus auch Asien oder Ghana sein. Gut, ich würde nicht 80 Prozent meines Geldes in ghanaische Internetaktien stecken, aber warum nicht 5 Prozent in die Schlüsselindustrien einiger Staaten mit großem Zukunftspotential?
Als langfristiger Anleger empfehle ich Ihnen, sich dann auf Unternehmen zu konzentrieren, die eine langfristig gute Perspektive haben und zu einem sehr günstigen Kurs-Buchwert-Verhältnis zu haben sind. Buchwert bedeutet: Wenn alle Vermögenswerte des Unternehmens verkauft würden, bekäme man eine Summe von zum Beispiel 10 Millionen Euro. Wenn man alle Aktien des Unternehmens zum aktuellen Kurs bewertet, ergibt das eventuell 20 Millionen Euro. Die Aktien sind also doppelt so viel wert wie der »Buchwert« des Unternehmens. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) wäre also 2. Das ist normal, da man ja auf den künftigen Ertrag des Unternehmens hofft. Am Ende der Krise 2003 konnte man viele Dax-Aktien aber deutlich unter Buchwert kaufen. Sie waren viel weniger wert als das Unternehmen. Grund: Die Aktien mussten blind verkauft werden, weil zum Beispiel die Versicherer dringend Geld brauchten.
Wenn Sie also in dieser Phase Aktien von soliden Firmen unter Buchwert kaufen, können Sie praktisch nichts falsch machen. Viel häufiger wird von Beratern das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) herangezogen, um zu erklären, ob eine Aktie billig oder teuer ist. Dass diese
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