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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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Silberinvestoren gegen Morgan Stanley. Der Richter prüfte die Sachlage und kam zu einem erstaunlichen Ergebnis: Da es sich bei dieser Vorgehensweise um eine gängige Praxis vieler großer Banken handle, sei daran nichts Ungewöhnliches festzustellen. Morgan Stanley solle seine Praktiken diesbezüglich jedoch einmal überdenken. Sensationell! Jeder Privatmann wäre vermutlich für ein solches Treiben wegen aller möglichen Rechtsverstöße eingebuchtet worden. Machen es jedoch mehrere Banken, ist es legal.
    Sollte diese Praxis von einem zukünftigen Gericht als nicht haltbar eingestuft werden, müssten die Banken all dieses versprochene, aber nie gekaufte Silber plötzlich nachkaufen. Der Silberpreis würde in astronomische Höhen schießen.
    Was heißt das für den Anleger? Er war der Überzeugung, echte Silberbarren zu besitzen. Stattdessen hatte er nur leere Versprechungen. Im Fall einer Bankpleite hätte er absolut nichts. Doch es hat noch weiterreichende Auswirkungen. All das Silber, das die Kunden bezahlt hatten, wurde nie gekauft. Der Preis für Silber wäre vermutlich deutlich höher, wenn all das Geld der Investoren wirklich auf dem Silbermarkt gelandet wäre. Ohnehin fragen sich viele Fachleute, wieso Silber so billig ist. Silber galt stets als der kleine Bruder des Goldes. Das Gold des kleinen Mannes sozusagen. Es kommt auf der Erde etwa zwanzigmal häufiger vor als Gold. Über Jahrhunderte lag der Wert des Silbers bei etwa 1:15 gegenüber dem Gold, aber im September 2008 lag dieses Verhältnis bei 1:70.
    Dieses Missverhältnis zwischen dem Gold- und dem Silberpreis führt zu zahllosen Spekulationen über die Ursachen dafür. Seit Jahrzehnten gibt es immer wieder großangelegte Manipulationen des Silberpreises. Im Finanzmarkt sind inzwischen viele ernstzunehmende Teilnehmer davon überzeugt, dass der Silberpreis etwa seit dem Jahr 2000 durch künstliche Leerverkäufe einiger weniger großer Adressen im Keller gehalten wird. Diese sogenannten Shortpositionen – jemand verkauft Silber, das er gar nicht hat, in der Hoffnung, es später billiger zurückkaufen zu können – sollen ein solches Volumen angenommen haben, dass es unmöglich wäre, den Verpflichtungen daraus nachzukommen. Es gibt schlichtweg nicht genug Silber auf dem Markt. So kamen diese Leerverkäufer in die Situation, immer wieder neue und noch größere Leerverkäufe auf Kredit tätigen zu müssen, um den Preis tiefzuhalten. Viele Marktteilnehmer erwarten denn auch ein Platzen dieser extremen »Shortblase« und damit verbunden eine Preisexplosion des Silbers.
    Ich habe hingegen eine ganz andere These. Ich glaube, dass solch großangelegte Manipulationen nicht ohne Wissen und zumindest Duldung der Regierung ablaufen können. Hat die Regierung ein Interesse gehabt, den Silberpreis künstlich niedrig zu halten? Wollte man in diesen Jahren größere Mengen Silber günstig auf den Weltmärkten einkaufen? (Vgl. zu dieser These S. 249.)
    In jedem Fall rechtfertigt aber allein der historisch große Unterschied im Verhältnis zwischen Silber und Gold von im Moment sagenhaften 1:70, sich neben Gold auch ein »Päckchen« Silber zuzulegen. Aufgrund des relativ dünnen Silbermarkts kommt es hier häufig zu weit größeren Kursschwankungen als beim wesentlich größeren Goldmarkt.
    Es gibt auch an der Börse viele Edelmetallanhänger. Das geht manchmal schon über die rationale Geldanlage hinaus. Ein Börsianer, der namentlich nicht genannt werden wollte, pflegte zu sagen: »Die Familie lieb ich sehr, Gold und Silber noch viel mehr!«
Also: In jeden Haushalt gehören zwischen 10 und 20
Prozent echtes Gold.
    Das große Finale

    Keine Panik. Das Folgende ist Fiktion und wird es hoffentlich auch bleiben. Doch wir müssen uns auch vergegenwärtigen, was passieren kann, wenn die Kernschmelze wirklich eintritt, wenn sich also das skizzierte Horrorszenario weiterentwickelt. Möglicherweise wird es wie folgt ablaufen:
    Es kommt zunächst zu einem weiteren Verfall der Märkte. Eine solche Zusammenballung der weltweiten wirtschaftlichen Krisenherde ist historisch einmalig, noch dazu in dieser unglaublichen Größenordnung. Ich gehe daher in meiner Hauptbetrachtung von einem ähnlichen Ablauf wie in der Krise 1929 aus, auch wenn ein Vergleich nur bedingt korrekt ist. In welchem Maße dies geschieht, ist schwer vorhersehbar und hängt auch von den Reaktionen der Regierungen ab. Der Verlauf kann stärker, aber auch schwächer ausfallen. Dennoch dürfte der Ablauf in

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