Crashkurs
sind.
Jetzt muss ich doch auch mal ein bisschen Werbung für meinen Arbeitsplatz machen, wenn wir an der Börse schon echte Vorteile bieten. Es kommt nämlich hinzu, dass Sie für einen herkömmlichen Fonds einen sogenannten Ausgabeaufschlag bei Ihrer Bank bezahlen. Der kann zwischen 1 und 5 Prozent liegen. Das bedeutet: Sobald Sie einen solchen Fonds für 100 000 Euro erwerben, sind Sie noch in derselben Minute um 5000 Euro ärmer. Der Fonds muss also erst mal um über 5 Prozent steigen, damit Sie gerade mal wieder am Anfang sind. Wenn Sie einen Fonds über die Börse kaufen, ist das nicht der Fall. Das gilt sowohl für diese ETFs als auch für die meisten normalen Fonds. Diese können Sie mittlerweile nicht nur über Ihre Bank oder Fondsgesellschaft beziehen, sondern auch direkt an der Börse erwerben. Sie zahlen dort keine 5 Prozent Ausgabeaufschlag. An der Börse gibt es zwar einen Ankaufskurs und einen Verkaufskurs wie bei jeder Aktie auch. Diese »Handelsspanne« könnte man mit dem Ausgabeaufschlag vergleichen, sie beträgt aber bei den gängigsten ETFs nur etwa 0,1 Prozent. Das ist doch ein Unterschied – oder?
Es gibt einen weiteren Grund, Fonds über die Börse zu handeln anstatt über eine Bank oder Fondsgesellschaft. Die Fondsgesellschaft stellt einmal täglich zu einer bestimmten Uhrzeit den Fondspreis für diesen Tag fest. Nehmen wir einmal an, die Pfefferminzia-Invest stellt jeden Tag um 11 Uhr den aktuellen Fondspreis fest. Zu diesem Kurs werden alle Käufe und Verkäufe abgerechnet. Damit Ihr Auftrag berücksichtigt wird, muss er also schon bis zu diesem Zeitpunkt bei der Fondsgesellschaft vorliegen. Wenn im Verlauf des Tages der Markt abschmiert, weil wieder irgendeine Katastrophenmeldung kam, sagen Sie sich vielleicht um 14 Uhr: »Mist, das geht aber böse in den Keller, ich verkaufe meinen Pfefferminzia-Fonds«, und geben diesen Auftrag zu Ihrer Bank. Die leitet Ihren Wunsch an die Pfefferminzia-Invest weiter. Dort bleibt Ihr Verkaufsauftrag liegen. Den ganzen Nachmittag, die ganze Nacht, bis um 11 Uhr am nächsten Morgen. Dann erst wird zu dem Kurs, der um diese Zeit festgestellt wird, Ihr Verkauf ausgeführt. Können Sie sich ungefähr vorstellen, welche Auswirkungen dies am 11. September 2001 für Fondsanleger hatte? Die sehen die Märkte einbrechen, wollen aus ihren Fonds heraus und müssen hilflos bis zum nächsten Morgen um 11 Uhr warten, bis ihr Fonds dann zum tiefsten Kurs abgerechnet wird, nachdem alle Profis und Aktieninvestoren bereits am Vortag verkauft hatten.
An der Börse werden die Kurse für genau dieselben Fonds während der gesamten Börsenhandelszeit gehandelt. Wenn nötig alle paar Sekunden. Sie kommen also ständig in Ihre Fonds rein und auch wieder raus. Die geringe Handelsspanne hat einen weiteren entscheidenden Vorteil: Der herkömmliche Fondsanleger kauft seinen Fonds und lässt ihn dann jahrelang unberührt liegen. Warum? Warum verkauft der Fondsanleger seinen Fonds nicht auch mal zwischendurch, wenn die Aktien sehr stark gestiegen sind, und realisiert seinen Gewinn? Wenn die Märkte eine Weile gefallen sind, kann man doch auch wieder einsteigen. Jeder vernünftige Aktionär tut das. Warum nicht der Fondsanleger? Ich will es Ihnen sagen: Weil er jedesmal seine 5 Prozent Ausgabeaufschlag verliert. Da muss er erst mal wieder große Kursgewinne machen, damit er auch nur die Gebühren heraus hat. Würde er seine Fonds über die Börse handeln, könnte er immer wieder Gewinne mitnehmen und tiefer wieder einsteigen oder auch den Fonds wechseln, wenn er eine neue Anlageidee hat. Denn die beim Börsenhandel anfallenden Gebühren sind minimal im Vergleich zum Ausgabeaufschlag.
Sie können die Fonds, die Sie an der Börse gekauft haben, übrigens jederzeit bei der Fondsgesellschaft zurückgeben. Fonds, die Sie bei der Bank oder Fondsgesellschaft gekauft haben, können Sie auch über die Börse verkaufen.
Aber auch für die Banken möchte ich hier eine Lanze brechen, die bekommen bei mir ohnehin genug Schläge: Wenn Sie sich bei Ihrem Bankberater eine Stunde lang über Fonds beraten lassen, sich dann nett bedanken und die Fonds zu Hause über Internet an der Börse kaufen, ist das genauso »unethisch« wie das, was wir den Banken vorwerfen. Es ist ja auch keine Art und Weise, sich in der Kleidungsboutique ausführlich beraten zu lassen, die passenden Größen anzuprobieren und die guten Stücke dann zu Hause über eBay zu kaufen. Wenn wir als Anleger in der Geschäftswelt
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