Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
Vom Netzwerk:
hat, dass sie schön ist. Sie hat Angst, dass sie das nie wieder hören wird, von keinem anderen«, fuhr Isabel fort.
    Mira war vom Bett aufgestanden und lehnte sich jetzt über Kater Norman hinweg aus dem Fenster.
    Als ich mir die Haare aus dem Gesicht streichen wollte, merkte ich, dass ich noch immer Normans Sonnenbrille trug. Ich nahm sie ab. Sofort schien der Mond noch heller als vorher.
    »Coole Sonnenbrille.«
    »Danke.«
    »Norman steht anscheinend auf dich.«
    |142| »Quatsch, er hat sie bloß zufällig in irgendeinem Secondhandshop gefunden.«
    »Ich will damit nicht sagen, dass er auf dich
steht
.« Besondere Betonung auf dem letzten Wort. »Aber er ist sehr wählerisch, was Menschen angeht.« Sie angelte sich eine volle Bierflasche. »Du solltest dich geschmeichelt fühlen.«
    »Ja.« Auf einmal wünschte ich mir, ich hätte sein Angebot mitzufahren angenommen oder mich herzlicher bedankt.
    Isabel schnipste den Kronkorken von der Flasche und strich mit dem Daumen über den Rand des Flaschenhalses. »Wer war das Mädchen neulich? Die Tussi, die so laut über dich hergezogen hat.«
    Wieder blickte ich zu Miras Schlafzimmerfenster hoch. Sie war zu ihrem Sitz auf der Bettkante zurückgekehrt und hielt Kater Norman im Arm. Während sie ihn streichelte, zuckte sein Schwanz hin und her, hin und her.
    »Eine aus meiner Schule.«
    »Kennt ihr euch gut? Sie jedenfalls schien das zu denken.«
    »Sie kann mich nicht ausstehen.«
    »Warum nicht?«
    Ich hielt den Kopf gesenkt, ließ meine Finger übers Gras gleiten und spürte, wie sie mich ansah und auf meine Antwort wartete. »Ich weiß es nicht.«
    »Es muss einen Grund geben.«
    »Nein. Es gibt keinen.« Sie wollte sicher mehr hören, aber mehr würde sie nicht erfahren, jedenfalls im Moment nicht.
    Isabel seufzte: »High School ist das Letzte. Hinterher wird das Leben besser, glaub’s mir.«
    |143| Ich betrachtete sie aus den Augenwinkeln: perfekte Figur, perfekte Frisur, attraktiv und selbstbewusst. Wenn ich aussähe wie Isabel, würde mir niemand etwas anhaben können. »Als ob du wüsstest, wie es ist.«
    »Was meinst du damit?«
    »Mädchen wie du haben einfach keine Ahnung, wie beschissen das Leben sein kann.«
    »Mädchen wie ich . . . meinst du?« Sie lächelte ein wenig schief, als hätte ich etwas Witziges gesagt. »Was für ein Mädchen bin ich denn, Colie?«
    Ich schüttelte abwehrend den Kopf. Drüben in dem kleinen Haus setzte Morgan sich gerade wieder einmal aufs Sofa. Morgan hätte mich verstanden. Sie war früher genauso gewesen wie ich. Das wusste ich einfach, ohne dass sie es mir erzählt hätte.
    »Erklär’s mir.« Isabel beugte sich vor. »Los, sag schon.« »Ein hübsches Mädchen, clever und bei allen beliebt. Wahrscheinlich warst du sogar Cheerleader.« Die Situation war mir ultrapeinlich, aber jetzt konnte ich sowieso nicht mehr zurück. »Du bist eine von denen, die keine Ahnung haben, wie es ist, wenn dich jemand so behandelt wie mich das Mädchen neulich. Es kommt in deiner Welt nicht vor, deshalb hast du auch keinen Schimmer, wie so was ist.«
    Sie hörte mir gelassen zu und blickte mich dabei unverwandt an. Ich konnte sie förmlich vor mir sehen, damals auf der High School: Ein kurzer Rock flatterte um ihre perfekten Beine, während sie ausgelassen am Arm eines attraktiven Typen in Schuluniform hing. Ich konnte sie mir beim Abschlussball vorstellen, den Arm voller Blumen, ein Diadem im Haar. Und ich sah sie im Umkleideraum der Sporthalle, wo sie sich über ein Mädchen |144| lustig machte, ein unscheinbares dämliches fettes Mädchen ohne Freundinnen. Ein Mädchen wie ich.
    »Du liegst völlig falsch.« Ihre Stimme klang entspannt. Sie lehnte sich wieder zurück.
    »Klar lieg ich falsch.« In dem Moment hätte sie ebenso gut Caroline Dawes sein können, denn ich kochte vor Wut. Aber das zeigte ich ihr nicht. »Wie warst du denn?«
    »Ich hatte Schiss.« Sie drehte den Kopf und schaute zu den hell erleuchteten Fenstern des kleinen Hauses hinüber. »Genau wie du.«
    Schweigend sahen wir Morgans hektischer Wanderung durchs Wohnzimmer zu.
    Schließlich redete Isabel weiter: »Es ist einfach Wahnsinn, was wir uns antun, nur weil wir Schiss haben. Total komplett idiotisch bescheuert.« Aber dabei sah sie mich nicht an. Sie redete, als wäre ich gar nicht anwesend.
    Sie irrte sich. Sie und ich hatten nicht die geringste Ähnlichkeit miteinander. Ich stand kurz davor, ihr zu erzählen warum. Ihr
alles
zu erzählen. Ich wollte gerade

Weitere Kostenlose Bücher