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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Gelächter brach los. »Chase, du Ferkel«, quietschte eine andere Stimme.
    »Schnauze!«, rief Chase. Er stand auf, klopfte sich mit einer Hand das Gras vom Hintern und hielt die andere schützend vor seine Augen, um nicht geblendet zu werden.
    »Mir war von Anfang an klar, dass sie eine Schlampe ist.« Obwohl ich das Mädchen, das jetzt sprach, nicht sehen konnte, wusste ich, dass es Caroline Dawes war. Die schlanke Caroline Dawes mit dem goldbraunen Teint, die stets vor allem damit beschäftigt war, den Kopf in den Nacken zu werfen, damit ihr langes schwarzes Haar auch ja zur Geltung kam. Kurz nachdem wir in unser neues Haus in Conroy Plantations gezogen waren, zwang ihre Mutter sie, mich einzuladen; einen qualvollen Nachmittag lang war ich dazu verdammt zuzuschauen, wie sie in ihrem Zimmer auf dem Bett lag und telefonierte. Seit fast zwei Jahren hatten wir in der Schule zusammen Sport; in dieser Zeit hatte sie mir jedes einzelne Schimpfwort für |191| Dicke an den Kopf geworfen, das man sich nur ausdenken kann – bis ich abnahm. Doch das hielt sie nicht davon ab, sich sofort was Neues auszudenken, um mich fertig zu machen. Dabei kam es ihr sehr gelegen, dass wir inzwischen zu allem Überfluss auch noch Nachbarn waren – mein übliches Pech.
    »Komm, wir hauen ab«, sagte jemand. Ein letztes Mal flitzte der Lampenstrahl über unsere Gesichter und blieb direkt auf meinen Augen stehen. Es tat richtig weh. »Ekelhaft«, sagte eine andere Stimme. »Du hattest es wohl echt nötig, Mann.«
    Ich drehte mich zu Chase um, doch er entfernte sich bereits, rasch und mit gesenktem Kopf. »Chase«, rief ich.
    »Oh Chase!«, echote eine Fistelstimme. Erneutes Gelächter. Aber auch die Stimmen zogen sich jetzt zurück, wurden leiser. Das Licht der Taschenlampe hüpfte über Gras und Bäume und beleuchtete ihren Weg.
    »Warte auf mich«, rief ich, konnte ihn jedoch im Dunkeln kaum noch erkennen. Die Stimmen verklangen. Ich hockte allein unter dem Sternenhimmel.
    Als ich am nächsten Morgen beim Swimmingpool des Country Clubs auftauchte, wurde ich mit einem neuen Spitznamen empfangen: Loch für alle Fälle. Und als mir Chase Mercer an der Snackbar über den Weg lief, würdigte er mich keines Blickes. Stattdessen lief er schnurstracks zu Caroline Dawes und ihrer Clique hinüber, die eng zusammengluckten, sich gegenseitig mit Babyöl einrieben und Cola light tranken. Chase Mercer setzte sich zu ihnen und das war’s, jedenfalls für ihn.
    Chase Mercer kam mit einem blauen Auge davon.
    Eine Woche später, kurz vor Ende der Sommerferien, fuhr ich in die Stadt zu einem Laden, wo man sich tätowieren |192| und piercen lassen konnte, und ließ mir den Ring durch die Lippe ziehen. Keine Ahnung warum, es fühlte sich einfach stimmig an. Und ich hatte sowieso nichts mehr zu verlieren.
    Aus demselben Grund schnitt ich mir kurze Zeit später die Haare mit der Nagelschere und färbte sie neonrot. Aus demselben Grund ging ich mit einem ätzenden Typen namens Ben Lucas aus, der sich nie wusch, aber nichts anderes wollte als mir an die Wäsche; beinahe hätte ich ihn gelassen. Aus demselben Grund schließlich verlor ich mich in Musik, die nur aus Krach, Lärm, Geschrei bestand, aus ebenso viel Hass wie ich selbst.
    Ich saß in meinem neuen eigenen Zimmer in unserem neuen eigenen Haus mit unserem eigenen Pool und meinen neuen Klamotten und fühlte mich beschissen. Ich bestand nur noch aus Wut, jeder einzelne Zentimeter Ich. Ich war eine wandelnde Zeitbombe, vor allem in der Schule. Damit nichts nach außen drang, zog ich stets meinen langen schwarzen Mantel fest um mich. Sonst wäre ich explodiert.
    Es funktionierte. Leidlich.
    Die Schulpsychologin, Miss Young, tätschelte mir tröstend die Schulter und wollte mir weismachen, ich bräuchte nur ein wenig mehr Selbstvertrauen, das wäre alles. »Und ein Vorbild.« Ihre Stimme triefte vor Munterkeit. »Jemanden, den du bewunderst, der stark ist und mutig. Jemanden, dem du nacheifern kannst.«
    Außer meiner Mutter hatte ich niemanden. Im Übrigen wusste ich, dass auch sie nicht immer stark gewesen war. Als sie noch zur Schule ging, hatte sie ebenfalls zu den Fetten gehört.
    |193| »Ach Colie, das sind die schlimmsten Jahre.« Meine Mutter strich mir übers Haar. »Aber es wird besser, sobald du die Schule hinter dir hast, Ehrenwort.« Doch sie konnte nicht mehr einfach ihren Job kündigen und mit mir woandershin ziehen, wie sie es früher gemacht hatte. Hier waren wir und hier blieben wir.
    Die

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