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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Gladiatoren.«
    »Häh?« Ich begriff nicht, was sie meinte.
    »Schsch.«
    Isabel nahm einen Schluck Bier und streckte die Brust heraus. Plötzlich stand ein dunkelhaariger Typ mit grünem Holzfällerhemd auf unserer Decke. Und Isabel tat genauso plötzlich total überrascht.
    »Hi«, sagte er zu ihr und blickte dann flüchtig grüßend zu Morgan und mir herüber. Pro forma, das war sogar mir klar. Er hatte sehr weiße Zähne. »Verkaufst du mir ein Bier?«
    Isabel sah auf ihre Sechserpackung und danach wieder ihn an. »Weiß ich noch nicht«, antwortete sie gedehnt.
    »Ich bleibe auch bei der Verkäuferin, wenn ich es trinke, versprochen?« Er beugte sich dichter zu ihr runter.
    »Kotz würg«, wisperte Morgan mir zu. »Die älteste Anmache der Welt.«
    »Mir ist egal, wo du es trinkst«, erwiderte Isabel trocken. »Ich weiß einfach noch nicht, ob ich überhaupt eines hergeben möchte.«
    »Es lohnt sich – meinetwegen«, sagte der Typ.
    Isabel lächelte. »Treffer«, wisperte Morgan.
    »Mal sehen«, sagte Isabel. Und er setzte sich zu ihr.
    »Ich heiße Frank.«
    »Isabel.« Ein Bier hatte sie ihm noch nicht gegeben. »Das sind Morgan und Colie.«
    »Hi.« Gnädig nahm er Notiz von unserer Anwesenheit, hörte jedoch keine Sekunde auf, Isabel anzuglotzen.
    Morgan nippte seufzend an ihrem Bier und blickte in den dunklen Himmel. »Das Feuerwerk müsste demnächst anfangen.«
    |197| »Colie? Komm mal her«, sagte Isabel.
    Ich rutschte über die Decke zu ihr. Sie legte mir die Hände wie einen Trichter an die Ohren und flüsterte: »Lauf bitte rüber zum Auto und hol die andere Sechserpackung Bier. Unter dem Vordersitz.«
    Über uns hörte man etwas krachen und alle hoben die Köpfe. Das Feuerwerk begann.
    »Okay.« Ich richtete mich auf, aber sie packte mich am T-Shirt und zog mich noch mal zu sich runter.
    »Nimm beim Gehen den Kopf hoch«, sagte sie ruhig und bestimmt. »Schultern zurück, Brust raus. Nicht lächeln. Und schau niemanden an. Du siehst großartig aus heute Abend, Colie. Gib ein bisschen damit an, okay?«
    »Wer flüstert, lügt«, ließ sich Morgan vom anderen Ende der Decke her vernehmen.
    »Sie holt bloß was für mich aus dem Auto.«
    Beim Gehen spürte ich, wie die Leute mich ansahen. Ich hatte weder meinen Lippenring noch meinen langen Mantel bei mir. Ich hatte nicht einmal mehr meine Speckschichten oder meine Schürze und das Serviertablett, um mich dahinter zu verstecken. Ich musste mich total zusammenreißen, um meinen Kopf hoch erhoben zu halten, nicht krumm zu gehen und die Welt um mich rum auszuschließen.
    Nimm beim Gehen den Kopf hoch. Schultern zurück, Brust raus. Nicht lächeln.
    Ich konnte mich selbst atmen hören. Wenn ich bisher unter vielen Menschen gewesen war, hatte ich mich immer am Rand rumgedrückt. Doch jetzt, während ich da am Strand entlanglief, bekam ich mit jedem Schritt mehr Selbstvertrauen. Ich fiel nicht auf, |198| jedenfalls nicht, weil ich besonders merkwürdig oder abstoßend ausgesehen hätte. Ich gehörte dazu, passte sogar hinein.
    Du siehst großartig aus heute Abend, Colie. Gib ein biss
chen
damit an, okay?
    Wäre es etwa die ganze Zeit über so einfach gewesen? War das alles? Ein paar Kilo abnehmen, Revlon und Pickelcreme zum Einsatz bringen, eine hinterhältige Pinzette auf mich ansetzen – und schon änderte sich mein Leben?!
    Ich konnte es kaum glauben. Hätte ich das doch bloß eher gewusst.
    Plötzlich stieß ich mit jemandem zusammen, und zwar so heftig, dass ich es bis in die Zehenspitzen fühlte.
    Ich stolperte und konnte gerade noch mein Gleichgewicht wiederfinden, sonst wäre ich gestürzt. Sofort überfiel mich wieder das uralte peinliche Gefühl. Ich war dick, fett, hässlich, ein Loser. Ich verdiente es nicht, hübsch zu sein, keine Sekunde lang.
    »Mannomann!« Auf einmal lag eine Hand auf meinem Arm. »Alles klar?«
    Ich blickte auf. Vor mir stand ein Junge – ein Junge, der
mich
berührte. Ein gut aussehender Typ in Shorts und weißem T-Shirt , mit braunen Haaren und braunen Augen. Er hielt einen Becher in der Hand, dessen Inhalt er bei unserem Zusammenstoß verschüttet hatte. Und er blickte mich besorgt an. Mich.
    »Alles klar.« Ich richtete mich auf. Schultern zurück, Brust raus, Kopf hoch.
    »Tut mir Leid.« Er lächelte. »Ich bin manchmal ein solcher Trampel.«
    »Schon gut, nichts passiert.«
    |199| Er blieb einfach stehen und lächelte mich weiter an.
Das
war neu.
    »Sorry, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße

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