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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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wie sie wollen, und nehmen trotzdem kein Gramm zu. Schließlich sagte ich: »Norman?«
    »Ja?«
    »Hast du eigentlich vor mir irgendwann in diesem Leben mein Porträt zu zeigen?«
    »Du bist vielleicht ungeduldig.«
    »Bin ich nicht. Ich warte nur einfach schon seit Ewigkeiten drauf.«
    »Okay, okay, ist ja schon gut.« Er stand auf, ging zu dem Bild, brachte es zu mir, lehnte es an den knallig rosafarbenen Bauch einer Schaufensterpuppe und reichte mir ein bunt kariertes Baumwolltuch. »Verbind dir die Augen.«
    »Warum?« Aber ich tat, was er gesagt hatte. »Norman, du machst echt einen Zirkus um deine Enthüllungszeremonie.«
    »So was ist wichtig.« Ich hörte, dass er Sachen aus dem Weg räumte, bevor er sich neben mich setzte. »Okay, jetzt darfst du das Tuch wieder abnehmen.«
    |277| Sofort riss ich es runter. Norman saß dicht neben mir und sah mir zu, wie ich mich zum ersten Mal sah.
    Das war ich, ohne Zweifel. Zumindest war es ein Mädchen, das aussah wie ich. Sie hockte auf den Treppenstufen vor der Hintertür des Last Chance, die Beine cool übereinander geschlagen. Sie hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt, so als hätte man sie gerade was gefragt und als wartete sie auf den richtigen Moment, um zu antworten. In der Sonnenbrille, die keck auf ihrer Nase saß, spiegelte sich sachte das Blau des Himmels wider. Und genauso sachte lächelte sie.
    Sie war wirklich ein besonderes Mädchen. Ganz anders, als ich gedacht hatte. Sie war wunderschön.
    Nicht schablonenhaft schön wie die Gesichter, die Isabels Spiegel umrahmten. Und auch nicht lässig schön wie Mädchen vom Schlage Caroline Dawes’, die einfach aussahen, wie sie aussahen ohne irgendwas Besonderes dafür tun zu müssen. Das Mädchen auf dem Bild, mit dem Lippenring und dem halben Lächeln – dem Lächeln, das man sich verdienen musste   –, dieses Mädchen, das meinen erstaunten Blick jetzt gelassen erwiderte, wusste, dass sie anders war als die anderen. Sie wusste auch warum, denn sie kannte das Geheimnis. Und wenn es so weit war, würde sie wissen, dass sie nur dreimal die Hacken zusammenschlagen musste, um nach Hause zurückzukehren.
    »Oh!« Mehr sagte ich nicht, so überwältigt war ich. Vorsichtig streckte ich die Hand aus, um das Bild zu berühren. Es war, als existiere es gar nicht wirklich. Mein eigenes Gesicht, das sich wegen der Pinselstriche in Öl unter meinen Fingern uneben anfühlte, blickte mir unverwandt entgegen. »So siehst du mich also?«
    |278| »Colie.« Er war ganz nah bei mir. »So
bist
du.«
    Ich drehte den Kopf und betrachtete sein Gesicht so eingehend, wie er in den vergangenen Wochen meines betrachtet hatte. Ich wollte mich daran erinnern können, wie er aussah, nicht nur in diesem Moment, sondern für immer, von diesem Sommer an bis in alle Ewigkeit.
    »Es ist wunderschön, Norman.«
    Und da beugte er sich vor – wie er es in meiner Fantasie unzählige Male getan hatte – und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, wobei seine Hand meine Wange streifte. Doch dieses Mal nahm er sie nicht wieder fort.
    Ich dachte an tausend Dinge gleichzeitig, während er sich zu mir beugte und mich küsste: das Universum, das sich wie rasend drehte, Millionen von klirrenden Geodreiecken und das andere Mädchen – das Mädchen, das auch ich war. Sie hockte auf den Stufen zur Hintertür und lächelte, als hätte sie keine Ahnung von dem Schild, das über ihrem Kopf hing. Und wenn, wäre es ihr egal.
    Last Chance.
     
    Wir küssten uns immer noch, als ich plötzlich Musik hörte. Laute, verrückte, wilde Musik aus dem kleinen weißen Haus.
    »Was ist das?« Ich richtete mich auf und horchte hinaus.
    »Isabel.« Normans Mund verschwand beim Sprechen in meinem Haar. »Ihr ganzes Leben läuft auf voller Lautstärke ab.«
    »Nein.« Sanft entzog ich ihm meine Hand, stand auf und ging zur Tür. »Isabel ist mit Frank weggefahren. Niemand ist da außer . . .«
    |279| Die Musik wurde noch lauter. Disco, wild und ungestüm, hämmernde Rhythmen, eine Frauenstimme, die sich darüber erhob, eine anschwellende Melodie.
    »At first I was afraid, I was petrified . . .«
    »Morgan! Das muss Morgan sein.« Ich lief hinaus in den Garten zu den Vogelhäuschen. Und von dort aus konnte ich sie sehen. Sie tanzte mit wogenden Hüften durch die hell erleuchtete Küche, die Arme hoch über den Kopf erhoben.
    Entweder drehte sie jetzt vollkommen durch oder sie hatte ihren Schmerz überwunden.
    »Komm mit«, sagte ich zu Norman. »Wir müssen zu

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