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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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weiße Mann einfach kommt und sich indianisches Land nimmt. Genau so ist es doch. Hab ich nicht recht?«
    Lauteres Murmeln, zustimmendes Nicken in der Runde.
    »Willy, ich kann Ihre Gefühle sehr gut verstehen«, sagte Ford. »Ich möchte nur eines zu unserer Verteidigung vorbringen: Die Stammesregierung der Navajo hat diesen Vertrag geschlossen, ohne sich vorher mit den Anwohnern abzustimmen, und das ist ein Teil des Problems.«
    »Die Navajo-Stammesregierung ist ein Haufen Arschlöcher, angeheuert von den Bilagaana, um denen die Drecksarbeit abzunehmen. Bevor die Bilagaana kamen, gab’s hier keine
Stammesregierung,
sag ich.«
    »Das können Sie nicht rückgängig machen, und ich auch nicht. Aber wir können jetzt zusammenarbeiten, damit sich etwas verbessert. Was meinen Sie?«
    »Tja, meine Antwort darauf lautet, leck mich!« Becenti ging drohend auf ihn zu. Ford blieb eisern stehen, bis sie einanderdirekt gegenüberstanden. Becenti keuchte, sein magerer Brustkorb hob und senkte sich heftig, die Muskeln an den sehnigen Armen spannten sich.
    Ford hielt sich bewusst locker und entspannt. »Willy, ich stehe doch auf Ihrer Seite.«
    »Red nicht so von oben herab mit mir, Bilagaana!« Willy war etwa zwei Drittel so groß wie Ford und wog wohl nur halb so viel, doch er sah aus, als könnte er jeden Moment losschlagen. Ford warf Begay einen Blick zu und erkannte an der ungerührten Miene des Medizinmanns, dass er nicht vorhatte, in diese Situation einzugreifen.
    Die Kamera nahm weiter alles auf.
    Becenti wies mit einer ausgreifenden Geste über die Grasflächen hin. »Sehen Sie sich das nur an. Ihr Bilagaana nehmt uns unseren Berg weg und bohrt euch Hunderte von Metern durch den Fels, damit ihr eure verfluchten Spielfelder bewässern könnt, während meine Tante Emma fünfundvierzig Kilometer hin- und wieder zurückfahren muss, um Wasser für ihre Enkelkinder und ihre Schafe zu pumpen. Was glauben Sie, wie lange es noch dauert, bis die Brunnen in Blue Gap oder Blackhorse vertrocknen? Und was ist mit dem Hanta-Virus? Jeder weiß, dass es hier nie ein Hanta-Virus gegeben hat, ehe da drüben in Fort Wingate irgendwas Seltsames passiert ist.«
    Mehrere Reiter stimmten lauthals dieser alten Verschwörungstheorie zu.
    »Soweit wir wissen, könnte irgendetwas in Isabella uns bereits jetzt alle vergiften. Wer weiß, vielleicht sterben morgen schon unsere Kinder daran.« Er stieß Ford einen staubigen Zeigefinger gegen die Brust, direkt unterhalb des Brustbeins. »Wissen Sie, was Sie dann sind, Bilagaana? Ein Mörder.«
    »Sprechen wir doch in Ruhe miteinander, Willy. Friedlich und respektvoll.«
    »Friedlich? Respektvoll? Habt ihr Weißen deshalb unsereHogans und Felder verbrannt? Unsere Frauen vergewaltigt? Habt ihr uns deshalb auf den Langen Marsch nach Fort Sumner geschickt – um friedlich und respektvoll mit uns umzugehen?«
    Ford wusste aus Ramah, dass die Navajos heute noch vom Langen Marsch, der Zwangsumsiedelung in den 1860er Jahren, sprachen, obwohl dieser für den Rest des Landes eine uralte Geschichte war, längst vergessen. »Ich wünschte bei Gott, es gäbe eine Möglichkeit, die Geschichte ungeschehen zu machen«, sagte er mit mehr Gefühl in der Stimme, als er beabsichtigt hatte.
    Willys Hand fuhr in seine Jeans und tauchte mit einem billigen 22er Revolver wieder auf. Fords ganzer Körper spannte sich an, bereit, schnell zu reagieren.
    Begay schritt sofort ein. »Daswood, mach die Kamera aus«, befahl er scharf.
    Der Reporter gehorchte.
    »Willy, steck die Waffe weg.«
    »Ich scheiß auf dich, Nelson. Ich bin hier, um zu kämpfen, nicht um zu reden.«
    Begay sagte mit leiser Stimme: »Wir werden auf dem Spielfeld eine Schwitzhütte errichten. Wir werden die ganze Nacht lang hierbleiben und
friedliche
Zeremonien abhalten. Wir werden uns dieses Land auf spirituellem Wege zurückholen, durch unsere Gebete. Dies ist eine Zeit der Andacht und des Gebets, nicht der Konfrontation.«
    »Ich dachte, das ist ein
Protestritt
und kein Tanzkreis für Squaws«, grollte Becenti, doch er schob die Waffe wieder in seine Hosentasche.
    Begay deutete auf die Hochspannungsleitungen, die sich zum Rand der Mesa hinzogen, wo sie, keinen Kilometer entfernt, zusammenliefen. »Wir kämpfen nicht gegen diesen Mann, sondern gegen
das da

    Die Starkstromleitungen summten und knisterten, fern, aber deutlich hörbar.
    »Klingt ganz so, als würde Ihre Maschine heute laufen«, bemerkte Begay und wandte sich mit nichtssagendem Blick Ford zu.

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