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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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ja«, meldete sich Julie Thibodeaux. Ihr Gesicht war schweißnass, und die dunklen Ringe unter ihren Augen wirkten beinahe durchscheinend. Ihr langes Haar war strähnig und schwankte, als sie sich bewegte.
    Hazelius sah sie an. »Ja?«
    »Ich …« Ihre Stimme versagte.
    Hazelius zog die Brauen in die Höhe und wartete. Sie schob plötzlich ihren Stuhl zurück und stand auf. Die Rollen des Drehstuhls verfingen sich im Teppich, und sie stolperte leicht. »Das ist Wahnsinn«, sagte sie laut. »Wir haben einen warmen Magneten, einen instabilen Computer, eingeschleuste Malware – und jetzt wollen wir ein paar hundert Megawatt in diese Maschine pumpen? Ihr werdet den ganzen Berg in die Luft jagen. Ich bin jedenfalls draußen.«
    Hazelius’ Blick huschte zu Wardlaw hinüber, dann zurück zu Thibodeaux. »Ich fürchte, jetzt ist es zu spät, Julie.«
    »Was soll das heißen, zu spät?«, schrie sie. »Ich gehe jetzt.«
    »Die Bunkertür ist geschlossen, verriegelt und gesichert. Sie kennen doch unsere Routine.«
    »Schwachsinn. Ford ist doch gerade reingekommen.«
    »Das war vorher so ausgemacht. Jetzt kann niemand mehr raus bis zum Morgengrauen. Nicht einmal ich. Das ist ein Bestandteil der Sicherheitsmaßnahmen.«
    »Das ist gequirlte Kacke. Was, wenn es einen Brand gäbe, einen Unfall?« Trotzig stand sie da und bebte am ganzen Leib.
    »Der einzige Mensch, der Zugang zu den Sicherheitscodes hat, mit denen man vor dem Morgengrauen die Tür öffnen könnte, ist Tony. Als Sicherheitschef ist das seine Entscheidung. Tony?«
    »Niemand kann gehen«, erklärte Wardlaw stur.
    »Ich weigere mich, diese Antwort zu akzeptieren«, sagte sie, und ihre Stimme wurde schrill vor Panik.
    »Ich fürchte, Ihnen wird nichts anderes übrigbleiben«, entgegnete Hazelius.
    »Tony, ich will hier raus, und zwar sofort, verdammt!«
Ihre Stimme glich nun beinahe einem Kreischen.
    »Tut mir leid«, sagte Wardlaw.
    Sie stürzte sich auf ihn, obwohl sie nur knapp einen Meter sechzig groß war. Er ließ sie kommen. Sie hob die Fäuste, und er fing sie mit Leichtigkeit ab, als sie ihm entgegenflogen.
    »Lass mich los, du Dreckskerl!« Hilflos wand sie sich in seinem Griff.
    »Ganz ruhig bleiben.«
    »Ich will nicht für so eine blöde Maschine sterben!« Sie sackte an seiner Brust zusammen und begann zu schluchzen.
    Ford hatte die Szene ungläubig beobachtet. »Wenn sie rauswill, dann lassen Sie sie doch.«
    Wardlaw warf ihm einen feindseligen Blick zu. »Das verstößt gegen unser Sicherheitsprotokoll.«
    »Sie ist doch kein Sicherheitsrisiko. Sehen Sie sich die Ärmste nur mal an – sie bricht bald zusammen.«
    »Die Regeln wurden nicht ohne Grund aufgestellt«, sagte Wardlaw. »Während eines Durchlaufs verlässt niemand Isabella, es sei denn, es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Notfall.«
    Ford wandte sich Hazelius zu. »Das ist nicht in Ordnung.« Er blickte sich um. »Ihr anderen findet das doch sicher auch.« Doch anstelle von Zustimmung sah er nur Unsicherheit. Angst. »Ihr
könnt
sie nicht gegen ihren Willen hier festhalten.«
    Bis jetzt war ihm nicht klar gewesen, wie vollständig die anderen in Hazelius’ Bann geraten waren. »Kate?« Er drehte sich zu ihr um. »Du weißt, dass das falsch ist.«
    »Wyman, wir alle haben diese Regeln unterschrieben. Sie auch.«
    Hazelius ging hinüber zu Thibodeaux und nickte Wardlaw zu. Der Sicherheitschef entließ sie in Hazelius’ Arme. Sie versuchte sich loszureißen, doch er hielt sie fest, energisch, aber vorsichtig. Ihr lautes Schluchzen verebbte allmählich zu einem leisen, erstickten Wimmern. Er schlang sanft, beinahe liebevoll, die Arme um sie. Sie ließ sich an seine Brust sinken und weinte leise, wie ein kleines Mädchen. Hazelius tätschelte ihren Rücken, strich ihr über den Kopf und wischte mit dem Daumen sacht ihre Tränen weg, während er ihr unablässig ins Ohr flüsterte. Ein paar Minuten vergingen, bis sie sich beruhigt hatte.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie.
    Er tätschelte ihre Wange, strich ihr Haar glatt und ließ die Hände über ihren plumpen Rücken gleiten. »Wir brauchen Sie, Julie.
Ich
brauche Sie. Wir können das nicht ohne Sie durchziehen. Das wissen Sie doch.«
    Sie nickte und schniefte. »Ich hab die Nerven verloren. Tut mir leid. Das wird nicht wieder vorkommen.«
    Er hielt sie im Arm, bis sie völlig ruhig war. Als er sie losließ, trat sie zurück, den Blick zu Boden gerichtet.
    »Julie, bleiben Sie hier bei mir. Ihnen wird nichts passieren – ich

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