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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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erwirkt wird
. Wussten die Kerle eigentlich, wie lächerlich sie sich anhörten?
    Miller nickte. »Nach Ihnen.«
    Wolf hatte das Gefühl, als wehre sich jeder Muskel seines Körpers, als er seinen Rucksack schulterte. Trotz der grellen Beleuchtung konnte er erstaunlich viele Sterne am Himmel über sich sehen. Die Luft war frisch und roch nach Holzrauch. Als er sich vom laufenden Motor des Humvee entfernte, fiel ihm auf, wie still die Nacht hier war. Das lauteste Geräusch kam von den knisternden Hochspannungsleitungen – offensichtlich lief Isabella auf Hochtouren. Er bezweifelte, dass da unten irgendetwas ernsthaft nicht in Ordnung war. Vermutlich war das Kommunikationssystem durch einen simplen Computerfehler ausgefallen. Irgendein idiotischer Bürokrat war durchgedreht und hatte dieses Sondereinsatzkommando losgeschickt. Vielleicht wussten die Wissenschaftler im Bunker nicht einmal, was sie für einen Aufruhr verursachten.
    Dann, ganz schwach, hörte er zwei leise Geräusche aus der Ferne, die wie Schüsse klangen; dann noch zwei Mal.
    »Haben Sie das gehört?«, fragte er Miller.
    »Ja.« Der Mann war mit zur Seite geneigtem Kopf stehengeblieben. »Etwa viereinhalb Kilometer entfernt.«
    Sie lauschten noch einen Moment lang, doch es kam nichts mehr.
    »Vermutlich nur ein Indianer, der auf einen Kojoten ballert«, sagte Miller.
    Wolfs Beine fühlten sich wackelig an, als er Miller zum Rand der Klippe folgte. Er hatte erwartet, dass sie ihn in einem Käfig oder so hinunterlassen würden, doch es war nichts dergleichen zu sehen.
    »Sir? Ich nehme Ihren Rucksack. Wir lassen ihn runter, so-bald Sie unten sind.«
    Wolf setzte den Rucksack ab und übergab ihn Miller. »Vorsichtig, da ist ein Laptop drin.«
    »Wir passen gut darauf auf, Sir. Wenn Sie jetzt bitte hier herüberkommen?«
    »Moment mal«, sagte Wolf. »Sie erwarten doch nicht ernst-haft, dass ich … mich an so einem Seil herunterlasse?«
    »Doch, Sir.«
    »Wie denn?«
    »Das zeigen wir Ihnen gleich. Bitte bleiben Sie hier stehen.«
    Wolf wartete. Die meisten anderen Soldaten hatten sich bereits abgeseilt, so dass die beiden fast allein am Rand der Klippe standen. Die Stromleitungen summten und knisterten.
    Das Funkgerät des Soldaten zischte, und er sprach hinein. Wolf hörte nur mit halbem Ohr zu. Ein Streifenwagen der Staatspolizei berichtete von irgendeinem Problem auf der Zufahrtsstraße zur Mesa. Wolf hörte weg. Er konnte an nichts denken als an diese Klippe.
    Das Gespräch über Funk dauerte noch eine Weile, dann sagte Miller: »Hier entlang, Sir. Wir setzen Sie in dieses Geschirr. Haben Sie sich schon mal abgeseilt?«
    »Nein.«
    »Mit diesem Gurtsystem ist es völlig sicher. Lehnen Sie sich einfach ein bisschen zurück, stemmen Sie die Füße gegen die Felswand, und stoßen Sie sich vorsichtig ab, machen Sie kleine Hüpfer. Sie können nicht abstürzen, auch dann nicht, wenn Sie das Seil loslassen.«
    »Sie machen wohl Witze.«
    »Ihnen kann überhaupt nichts passieren, Sir.«
    Miller und die verbliebenen Männer legten ihm die Gurte an, die um seine Beine, seinen Hintern und seinen Rücken geführt wurden, und befestigten ihn mit einer Reihe von Karabinern am Seil. Dann stellten sie ihn mit dem Rücken zum Abgrund ganz an den Rand. Er spürte den Wind, der von unten heraufwehte.
    »Lehnen Sie sich zurück, und treten Sie rückwärts über den Rand.«
    Waren die denn wahnsinnig?
    »Lehnen Sie sich zurück, Sir. Machen Sie einen kleinen Schritt rückwärts. Achten Sie darauf, dass das Seil gespannt bleibt. Wir lassen Sie von hier aus vorsichtig runter, Sir.«
    Wolf starrte Miller ungläubig an. Der Agent sah aus wie ein mit Wachstumshormonen gedopter Gorilla, und seine Stimme war so unendlich höflich, dass sie schon beinahe verächtlich klang.
    »Ich kann das nicht«, sagte Wolf.
    Das Seil wurde schlaff, und Panik stieg in ihm auf.
    »Zurücklehnen«, sagte Miller bestimmt.
    »Holen Sie mir einen Käfig oder so was, und lassen Sie mich darin herunter.«
    Miller packte ihn und kippte ihn hintenüber, hielt ihnbeinahe zärtlich im Arm. »So ist es richtig. Genau. Sehr gut, Dr. Wolf.«
    Wolfs Herz hämmerte. Wieder spürte er, wie ihm die kühle Luft aus der Tiefe über den Rücken strich. Der Soldat ließ ihn los, und an einem zweiten Seil wurde er über den Rand hinabgelassen. Seine Füße rutschten ab, und er knallte seitlich gegen die Felswand.
    »Lehnen Sie sich nach hinten, und stemmen Sie die Füße gegen den Fels.«
    Mit wild hämmerndem

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