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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Belén, hatte Jesus die Hand ausgestreckt und Dokes wertlosen Arsch gerettet.Jetzt schuldete er dem Kerl etwas – er
schuldete ihm was
. Für Jesus würde er alles tun.
    Er hob sein Fernglas. Ein Mann hatte eine Stelle direkt unterhalb der Isolatoren erreicht. Doke beobachtete, wie der Mann sich abstützte und die Beine um die oberste Strebe schlang. Sobald er sicher darauf saß, nahm er eine Pumpgun von seiner Schulter, lud sie und legte an.
    Das sieht gut aus.
    Er sah zu, wie der Mann da oben durchlud und sorgfältig zielte. Die Leute, die von unten nachkletterten, hielten inne und sahen zu. Ein Lichtblitz zerriss die Nacht, und gleich darauf drang der krachende Schuss an Dokes Ohren. Ein Funkenregen prasselte von der Starkstromleitung herab, die Leitung schwankte hin und her. Jubelrufe waren zu hören.
    Der Mann setzte sich wieder sicher zurecht und lud durch. Ein zweiter Lichtblitz, gefolgt von einem Krachen. Die Leitung versprühte Tausende Funken und zog sich von dem Mast zurück wie eine drohende Klapperschlange vor einer Schrotladung. Die Menge brüllte vor Begeisterung.
    Ein dritter Schuss. Diesmal explodierte ein Feuerregen in der Dunkelheit. Die nächste Leitung wurde durchtrennt, mit einem tiefen, bebenden Schwirren, das in der Luft zu vibrieren schien; das abgetrennte Ende, aus dem Feuer tropfte, stürzte wie ein Peitschenhieb in Zeitlupe in die Menge unterhalb des Mastes. Beim Aufprall krachte es, Flammen und Rauch zischten, Leute wurden kreuz und quer durch die Gegend geschleudert, Panik brach aus.
    Hammermäßig.
    Doke richtete das Fernglas wieder nach oben. Der Mann lud erneut durch und zielte. Doch nun brüllten die Leute auf dem Turm – was? Schrien sie ihm zu, er solle aufhören?
Nein,
dachte Doke.
Mach weiter, Mann.
    Wieder krachte ein Gewehrschuss. Ein Stück eines Isolatorsstürzte in einem wahren Feuerwerk herab, eine weitere Leitung riss und schlug gegen den Mast zurück. Es war, als rüttele ein unsichtbarer Riese an dem Turm aus Metall; die Leute fielen einfach von den Leitern, Körper stürzten herab, prallten gegen die unteren Streben, wurden herumgeschleudert und trafen mit einer Reihe dumpfer Schläge auf dem Boden auf.
    Die Leitung peitschte durch die Luft auf ihn zu, sie klang wie das Feedback einer gigantischen E-Gitarre. Doke sprang von dem Humvee, als das zischende Kabel darüberpeitschte und einen Funkenregen aufsteigen ließ. Er fiel in die panische Menge und krabbelte über gestürzte Menschen hinweg, um dem Ding zu entkommen. Der Humvee stand plötzlich in Flammen, und gleich darauf spürte er die Hitze des explodierenden Benzintanks, die Schockwelle, das plötzliche Glühen in der Luft.
    Er rappelte sich auf und versuchte, den Schaden zu überblicken.
    Die Leitung war quer über die halbe Sicherheitszone gepeitscht und hatte eine Spur aus Flammen hinterlassen. Das Aufzugsgebäude brannte ebenso wie ein halbes Dutzend Kiefern. Tote und grässlich verbrannte Menschen lagen um das brennende Fahrzeug verstreut.
    Noch mehr Seelen für den Himmel,
dachte Doke.
Mehr Seelen, die zur Rechten Gottes sitzen.

68

    Auf seinem Flachbildschirm sah Ken Dolby, wie die Anzeige für die Stromzufuhr plötzlich hochschnellte, dann abstürzte und wild flackerte.
    »Isabella!« Verzweifelt gab er den Abschalt-Code erneut ein. Der Bildschirm spie ihm entgegen:
CODE BYPASS ERROR.
    »Scheiße!«
    Eine Sirene schrillte los, das gespenstische Geheul hallte durch die Brücke, und an der Decke blitzte eine rote Warnlampe.
    »Gefährliche Überlastung!«, brüllte St. Vincent.
    Ein dumpfer Knall erschütterte den Raum, und der Visualizer explodierte in einem Regen von Glassplittern, die wie Hagel auf den Boden trommelten.
    »Isabella!«, schrie Dolby und klammerte sich mit beiden Händen an seinen Arbeitstisch.
    Mach jetzt nicht schlapp, Isabella.
    St. Vincent kämpfte an seiner Konsole und legte einen Unterbrecherschalter nach dem anderen um. »Die Stromzufuhr auf der Eins ist unterbrochen! Wie konnte das passieren? Das ist unmöglich!«
    »Der Strahl!«, schrie Kate auf und stürzte an ihre Tastatur. »Er dekollimiert! Ich habe … eine Abweichung!«
    Hazelius stieß einen heiseren Schrei aus. »Chen! Diese letzte Botschaft! Ich konnte nicht alles lesen! Haben Sie sie?«
    »Ich kann sie nicht finden!«, sagte Chen. »Vielleicht habe ich sie verloren –
alles
verloren.«
    »Den Output sofort ausdrucken!«, donnerte Hazelius.
    Dolby zwang sich, das Chaos seiner Umgebung aus seinem Bewusstsein zu

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