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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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ja?«
    »Ja.«
    Begay starrte ihn erneut mit zusammengekniffenen Augen an, schnaubte dann, wandte sich ab und humpelte zu dem Trailer zurück. Gleich darauf knallte die Tür zu. Stille senkte sich über den Ort Blackhorse.
    Was jetzt?
Ford stand im aufgewirbelten Sand und kam sich vor wie ein Idiot. Wenn er jetzt an die Tür klopfte, würdeBegay nicht aufmachen; er würde sich damit nur selbst zu einem weiteren aufdringlichen Bilagaana stempeln. Andererseits war er hier, um mit Begay zu sprechen, und das würde er auch tun.
    Verdammt, der Kerl kann ja nicht ewig in seinem Trailer bleiben
. Ford setzte sich auf den Boden.
    Die Minuten zogen sich endlos hin. Der Wind wehte. Der Staub wirbelte.
    Zehn Minuten vergingen. Ein Käfer marschierte zielstrebig durch den Staub und wurde zu einem kleinen schwarzen Punkt, der schließlich verschwand. Fords Gedanken schweiften ab und landeten wieder einmal bei Kate, ihrer Beziehung und dem langen Weg, den sein Leben seither zurückgelegt hatte. Unweigerlich musste er auch an seine Frau denken. Ihr Tod hatte ihm jegliches Gefühl von Sicherheit im Leben genommen. Vorher war ihm gar nicht bewusst gewesen, wie willkürlich und launenhaft das Leben sein konnte. Tragödien stießen nur anderen Menschen zu. Ja, schön, Lektion gelernt. Ihm konnte das auch passieren. Und weiter im Text.
    Er bemerkte einen Vorhang am Wohnwagen, der sich leicht bewegte, und schloss daraus, dass Begay ihn beobachtete.
    Er fragte sich, wie lange der Kerl brauchen würde, um zu kapieren, dass Ford nicht die Absicht hatte, sich von der Stelle zu rühren. Hoffentlich begriff er es bald – der Sand drang allmählich durch seine Hose, arbeitete sich in seine Stiefel vor und rieselte bis in seine Socken.
    Die Tür schlug knallend auf, und Begay erschien unter dem hölzernen Vorbau; er verschränkte die Arme und wirkte sehr verärgert. Er musterte Ford mit finsterem Blick, hinkte dann die klapprigen Holzstufen herunter und kam auf ihn zu. Er streckte die Hand aus und half Ford auf.
    »Sie sind verdammt noch mal der geduldigste weiße Mann, dem ich je begegnet bin. Sie werden wohl reinkommen müssen.Aber bürsten Sie sich ab, ehe Sie mir mein neues Sofa ruinieren.«
    Ford klopfte sich den Staub von der Hose und folgte Begay ins Wohnzimmer, wo sie sich setzten.
    »Kaffee?«
    »Ja, gern.«
    Begay kam mit zwei Bechern Flüssigkeit zurück, so dünn wie Tee. Auch daran erinnerte Ford sich – der Grund dafür war Sparsamkeit. Die Navajos brühten den Kaffeesatz mehrmals auf.
    »Milch? Zucker?«
    »Nein, danke.«
    Begay löffelte Unmengen Zucker in seinen Becher, gefolgt von einem kräftigen Schluck Kaffeesahne.
    Ford sah sich inzwischen um. Das braune Sofa mit billigem Baumwollsamt-Bezug sah alles andere als neu aus. Begay mach-te es sich in einem kaputten Ledersessel bequem. Ein riesiger, teurer Fernseher stand in der Ecke, soweit Ford sehen konnte, das einzige wertvolle Stück in diesem Heim. Die Wand dahinter war mit Familienfotos bedeckt, auf denen oft junge Männer in Uniformen zu sehen waren.
    Ford warf Begay einen neugierigen Blick zu. Der Medizinmann war völlig anders, als er erwartet hatte – weder ein hitzköpfiger junger Aktivist noch ein weiser, runzliger Ältester. Er war schlaksig, hatte ordentlich kurz geschnittenes Haar und sah aus wie Anfang vierzig. Statt der Cowboystiefel, die die meisten Navajo-Männer in Ramah trugen, hatte er knöchelhohe Sneakers an den Füßen, zerschrammt und ausgebleicht und mit halb abgelöstem Gummi an den Zehen. Das einzige Zugeständnis an seine indianische Identität war eine Halskette aus ungeschliffenen Türkisen.
    »Also schön, was wollen Sie nun von mir?« Er sprach leise, mit einer Stimme so weich wie ein Holzblasinstrument unddiesem seltsamen Navajo-Akzent, der jedem Wort eine besondere Bedeutung zu verleihen schien.
    Ford wies mit einem Nicken auf die Fotowand. »Ihre Familie?«
    »Neffen.«
    »Sie sind beim Militär?«
    »Bei der Army. Einer ist in Südkorea stationiert. Der andere, Lorenzo, hat eine Runde Irak hinter sich und ist jetzt …« Kurzes Zögern. »Wieder da.«
    »Sie müssen sehr stolz auf sie sein.«
    »Das bin ich.«
    Wieder Schweigen. »Wie ich höre, organisieren Sie den berittenen Protestmarsch gegen das Isabella-Projekt.«
    Keine Antwort.
    »Nun, deshalb bin ich hier. Um mir Ihre Bedenken dagegen anzuhören.«
    Begay verschränkte die Arme. »Es ist zu spät fürs Zuhören.«
    »Geben Sie mir eine Chance.«
    Begay ließ die Arme sinken und

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