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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Nacht, dachte Ford. Ein Jammer, dass er keine Zeit hatte, sie zu genießen.
    Er ließ den Blick über die kleine Siedlung schweifen. Die anderen Häuser waren dunkel, bis auf das letzte ganz am Ende der Kurve: Hazelius’ Haus. Gelber Lichtschein aus dem hinten gelegenen Schlafzimmer schimmerte durch die Vorhänge.
    Wolkonskis Haus lag gut vierhundert Meter weit in der anderen Richtung.
    Ford rannte durch den vom Mond beschienenen Garten und erreichte den Schatten der Pappeln. Er bewegte sich nur langsam voran und wich den Mondlicht-Pfützen im Wäldchen aus, bis er Wolkonskis Haus erreichte. Er beobachtete das Grundstück, sah oder hörte jedoch nichts.
    Er ging hinter das Haus und drückte sich neben der Hintertür in den Schatten. Die Tür war wegen der Ermittlungen amtlich versiegelt. Er öffnete seinen Rucksack und holte Lederhandschuhe und ein Messer heraus. Dann drehte er am Türknauf– natürlich abgeschlossen. Ganz kurz dachte er an die Folgen, die es haben konnte, wenn er das Siegel brach, entschied aber dann, dass es das wert war.
    Er schlitzte das Siegel auf, holte ein kleines Handtuch aus seinem Rucksack, wickelte es um einen Stein und drückte es kräftig gegen die Scheibe in der Tür, bis das Glas erschauernd nachgab. Vorsichtig zupfte er die letzten Splitter aus dem Rahmen, griff hinein, entriegelte die Tür und schlüpfte ins Haus.
    Der Geruch von Wolkonskis Verzweiflung schlug ihm entgegen: schaler Zigaretten- und Marihuanarauch, billiger Fusel, Zwiebeldunst und ranziges Bratfett. Er zog eine LED-Taschenlampe aus dem Rucksack, richtete sie auf den Boden und schwenkte den Strahl herum. Die Küche war eine Schweinerei. Grünlich grauer Schimmel wucherte auf einem Pappteller mit gekochtem Kohl und Peperoni, der offenbar schon seit Tagen hier herumstand. Bierflaschen und Mini-Wodkaflaschen quollen aus dem überfüllten Mülleimer. Einige Flaschen waren auch auf dem Fliesenboden zerbrochen, die Scherben in eine Ecke gefegt worden.
    Er ging weiter ins Wohn- und Esszimmer. Der Teppich war klebrig vor Dreck, das Sofa voller Flecken. An den Wänden hing keinerlei Dekoration, bis auf ein paar Kinderzeichnungen, die mit Tesafilm an eine Tür geklebt waren. Eine zeigte ein Raumschiff, die andere die pilzförmige Wolke einer Atombombenexplosion. Es gab keine Fotos von Wolkonskis Frau oder Kindern, keinerlei Erinnerungsstücke.
    Warum hatte Wolkonski die Zeichnungen nicht mitgenommen? Vermutlich war er kein besonders guter Vater. Ford konnte sich ihn kaum als Vater vorstellen.
    Die Tür vom Flur zum Schlafzimmer stand offen, dennoch roch die Luft im Zimmer abgestanden. Das Bett sah aus wie eines, das nie gemacht wurde, die Bettwäsche, als sei sie nie gewechselt worden. Schmutzige Wäsche hing aus dem übervollenWäschekorb. Im Kleiderschrank, noch halbvoll mit Klamotten, fand Ford einen Anzug. Er betastete den Stoff – feine Wolle – und besah sich alles, was noch an der Stange hing. Wolkonski hatte eine Menge Kleidung mit in die Wildnis gebracht, einiges davon sogar recht schick, wenn auch auf billige, protzige Art. Offenbar war ihm nicht klar gewesen, was ihn hier erwartete, zumindest, was das gesellschaftliche Leben anging. Aber warum hatte er die Sachen nicht mitgenommen, als er weggefahren war?
    Ford ging den Flur entlang zum zweiten Schlafzimmer, in dem ein Büro eingerichtet war. Der Computer fehlte, doch die ausgesteckten USB- und Fire-Wire-Kabel lagen noch da, außerdem ein Drucker, ein spezielles High-Speed-Modem und eine WLAN-Basis. CDs lagen überall verstreut. Es sah aus, als hätte sie jemand hastig durchwühlt und die unerwünschten einfach liegenlassen.
    Er öffnete die oberste Schublade des Schreibtischs und fand weiteres Chaos vor: ausgelaufene Stifte, angekaute Bleistifte und Stapel von ausgedruckten Programmcodes in Assemblersprache, für deren Analyse man vermutlich Jahre brauchen würde. In der nächsten Schublade fand er einen unordentlichen Haufen Aktenmappen. Er sah sie rasch durch – weitere ausgedruckte Codefragmente, Notizen auf Russisch, Programm ablaufpläne. Er holte den ganzen Stapel heraus, und darunter kam ein Umschlag zum Vorschein, verschlossen, mit Briefmarke, ohne Adresse, und mittendurch gerissen.
    Ford holte die zwei Hälften hervor, faltete sie auf und fand in dem Umschlag nicht etwa einen Brief, sondern einen hexadezimalen Computercode. Handgeschrieben. Das Datum darüber war vom Montag, dem Tag von Wolkonskis Abreise. Sonst nichts.
    Fragen schwirrten Ford durch den

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