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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Bilagaana haben Schwierigkeiten damit, an etwas zu glauben, das sie nicht mit eigenen Augen sehen können. Oder New-Age-Anhänger, denen die harten Vorbereitungen nicht schmecken – Schwitzhütte, Fasten, sexuelle Enthaltsamkeit. Aber ich würde auch einem Bilagaana die Zeremonie nicht verweigern, nur weil er ein Weißer ist.«
    »Ich wollte mich keineswegs darüber lustig machen«, sagte sie. »Es ist nur … Ich frage mich schon so lange, was das alles für einen Sinn haben soll. Was wir hier eigentlich tun.«
    Er nickte. »Willkommen im Club.«
    Nach langem Schweigen sagte Kate: »Danke, dass Sie uns davon erzählt haben.«
    Begay lehnte sich zurück und legte die Hände auf die Knie. »In der Kultur der Diné gilt es als weise, Informationen auszutauschen. Ich habe Ihnen etwas von meiner Arbeit erzählt. Jetzt würde ich gern mehr über Ihre erfahren. Mr. Ford hier hat mir gesagt, dass Sie da oben beim Isabella-Projekt etwas erforschen, was sich Urknall nennt.«
    »So ist es.«
    »Ich habe darüber nachgedacht. Wenn das Universum durch einen Urknall erschaffen wurde, was kam dann vor dem Knall?«
    »Das weiß niemand. Viele Physiker glauben, dass es vorher gar nichts gab. Ja, dass es nicht einmal ein ›vorher‹ gab. Dass die Existenz selbst erst mit dem Urknall angefangen hat.«
    Begay stieß einen Pfiff aus. »Was hat dann den Urknall verursacht?«
    »Es ist sehr schwierig, das einem Nichtwissenschaftler zu erklären.«
    »Lassen Sie’s drauf ankommen.«
    »Die Theorie der Quantenmechanik besagt, dass manche Dinge
einfach passieren
können, ohne jede Ursache.«
    »Sie meinen, Sie kennen die Ursache nicht.«
    »Nein, ich meine, dass es keine Ursache
gibt
. Es könnte sein, dass die plötzliche Entstehung des Universums aus dem Nichts tatsächlich keinem physikalischen Gesetz widerspricht beziehungsweise weder als unnatürlich noch als unwissenschaftlich anzusehen ist. Vorher gab es absolut nichts. KeinenRaum, keine Zeit, nichts existierte. Und dann ist es einfach
geschehen
– es entstand Existenz.«
    Begay starrte sie an und schüttelte dann den Kopf. »Sie reden wie mein Neffe Lorenzo. Kluger Junge, Vollstipendium an der Columbia University, hat dort Mathematik studiert. Das hat ihn versaut – die ganze Bilagaana-Welt hat ihn um den Verstand gebracht. Hat das Studium abgebrochen, ist in den Irak gegangen, und als er zurückkam, glaubte er an gar nichts mehr. Und ich meine damit: wirklich
nichts
. Jetzt verdient er sein Geld damit, eine verdammte Kirche zu fegen. Zumindest bis er neulich einfach abgehauen ist.«
    »Und Sie geben der Wissenschaft die Schuld daran?«, fragte Kate.
    Begay schüttelte den Kopf. »Nein, nein, natürlich nicht. Nur als ich gerade gehört habe, wie Sie so reden, dass die Welt aus dem Nichts entstanden sei, das hörte sich an wie der Unsinn, den er oft von sich gibt … Wie konnte die Schöpfung
einfach passieren?
«
    »Ich will versuchen, es Ihnen zu erklären. Stephen Hawking hat die Idee postuliert, dass es vor dem Urknall noch keine Zeit gab. Ohne Zeit kann es keinerlei definierbare Existenz geben. Hawking hat es geschafft, mathematisch zu beweisen, dass die Nicht-Existenz dennoch eine Art räumliches Potenzial besitzt, und dass Raum sich unter bestimmten merkwürdigen Umständen in Zeit verwandeln kann und umgekehrt. Wenn ein winzig kleines Stück Raum sich in Zeit verwandelt, dann würde dieses Erscheinen der Zeit den Urknall auslösen – weil es plötzlich Bewegung geben konnte, Ursache und Wirkung, echten Raum und echte Energie. Er hat nachgewiesen, dass die Zeit all das möglich macht. Für uns sieht der Urknall aus wie eine Explosion aus Raum, Zeit und Materie von einem einzigen Punkt aus. Aber jetzt kommt das wirklich Seltsame. Wenn man diesen Sekundenbruchteil betrachtet, in dem daspassiert, dann sieht man, dass es überhaupt keinen Anfang gab – es scheint so, als hätte die Zeit schon immer existiert. Deshalb haben wir eine Theorie über den Urknall, die sich in ihren beiden Aussagen zu widersprechen scheint: erstens, dass die Zeit nicht schon immer existiert hat; und zweitens, dass die Zeit keinen Anfang hat. Was bedeutet, dass Zeit ewig ist. Beides stimmt. Und wenn man mal
wirklich
darüber nachdenkt, erkennt man Folgendes: Wenn die Zeit vorher nicht existierte, dann kann es keinen Unterschied zwischen der Ewigkeit und einer Sekunde gegeben haben. Sobald also die Zeit erst einmal existierte, hatte sie schon immer existiert. Es gab keine Zeit, in der sie nicht

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