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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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einem so verständigen Mann zu tun zu haben.
    »Die sollen ruhig ihr Ding machen. Ich behalte sie im Auge – aber diskret.«
    »Ich danke Ihnen.«
    Bia nickte und beugte sich vor. »Wo Sie gerade da sind, würde ich Ihnen gern ein, zwei Fragen stellen, wenn Sie nichts dagegen haben?«
    »Nur zu«, sagte Ford.
    »Dieser Peter Wolkonski – ist er gut mit den anderen ausgekommen?«
    Kate antwortete: »Meistens schon.«
    »Keiner, der ihn nicht riechen konnte? Meinungsverschiedenheiten?«
    »Er war ein bisschen hitzig, aber damit hatten wir kein Problem.«
    »War er ein wichtiges Mitglied Ihres Teams?«
    »Eines der wichtigsten.«
    Bia zupfte an seinem Hut. »Der Mann wirft ein paar Klamotten in einen Koffer und fährt los. Es ist neun Uhr, plus oder minus eine Stunde, der Mond ist schon aufgegangen. Er fährt etwa zehn Minuten lang, verlässt dann die Straße und fährt knapp fünfhundert Meter weit durch die Wüste. Kommt an eine tiefe Schlucht. Parkt den Wagen auf einem Abhang dicht am Rand, zieht die Handbremse, stellt den Motor ab, nimmt den Gang raus. Dann hält er sich mit der linken Hand eine Waffe an den Kopf, löst mit der rechten Hand die Handbremse, schießt sich eine Kugel in die linke Schläfe, und der Wagen stürzt über den Rand in die Schlucht.«
    Er hielt inne. Der Schatten seiner Hutkrempe verbarg seine Augen.
    »Glauben Sie, dass es sich so abgespielt hat?«, fragte Kate.
    »So hat es das FBI rekonstruiert.«
    »Aber Sie glauben das nicht«, stellte Ford fest.
    Aus dem Streifen tiefen Schattens unter seiner Hutkrempehervor schien Bia ihn intensiv zu mustern. »Glauben Sie es denn?«
    »Ich finde es etwas seltsam, dass er seinen Wagen von einer Klippe hat rollen lassen, nachdem er sich erschossen hat«, erwiderte Ford. Er dachte an die Nachricht. Sollte er Bia davon erzählen? Nein, es war besser, wenn Lockwood das aufklärte.
    »Also, eigentlich«, sagte Bia, »ist das für mich noch der glaubhafteste Teil.«
    »Wundert es Sie, dass er vorher noch einen Koffer gepackt hat?«
    »Manche Selbstmörder machen so etwas. Der Suizid ist dann oft eine spontane Sache.«
    »Wo sehen Sie dann das Problem?«
    »Mr. Ford, woher wussten Sie, dass da draußen ein Wagen war?«
    »Ich habe die frischen Reifenspuren und abgeknickte Zweige im Gebüsch gesehen – und die vielen Geier.«
    »Aber die Schlucht haben Sie nicht gesehen?«
    »Nein.«
    »Weil sie von der Straße aus gar nicht zu sehen ist – ich habe das überprüft. Woher wusste Wolkonski dann, dass sie da war?«
    »Er war fix und fertig, ist in die Wüste gefahren, um sich zu erschießen, hat dabei zufällig die Schlucht gefunden und beschlossen, die Sache damit noch sicherer zu machen.« Ford glaubte sich selbst nicht ganz; er fragte sich, ob Bia ihm das abnehmen würde.
    »Genau das glaubt auch das FBI.«
    »Aber Sie nicht.«
    Bia richtete sich auf und berührte erneut die Hutkrempe. »Wir sehen uns.«
    »Warten Sie«, sagte Kate.
    Bia zögerte.
    »Sie glauben doch nicht, dass einer von
uns
ihn getötet haben könnte?«, fragte Kate.
    Bia fegte einen abgerissenen Zweig von seinem Oberschenkel. »Ich will es mal so ausdrücken: Wenn es kein Selbstmord war, dann war das ein sehr, sehr intelligenter Mord.«
    Damit hob er ein weiteres Mal die Hand zum Hut, trieb sein Pferd voran und ritt an ihnen vorbei.
    Ford dachte nur:
Wardlaw
.

34

    Blackhorse sah heute noch trübseliger aus als bei Fords erstem Besuch am Montag – eine einsame Ansammlung staubiger Trailer, die sich zwischen den Flanken der Red Mesa und einer niedrigen gelblichen Hügelkette zusammendrängten. Der typische Geruch des überall wuchernden Wiesenknöterichs hing in der Luft. Auf dem kahlen, freien Platz, wo letztes Mal die Kinder gespielt hatten, schwang eine Schaukel einsam im Wind hin und her. Ford fragte sich, wo die Schule sein mochte – vermutlich in Blue Gap, fünfundvierzig Kilometer weit weg.
    Nicht gerade schön, hier aufzuwachsen. Andererseits hatte diese Navajo-Siedlung eine beinahe klösterliche Leere und Stille an sich, die Ford angenehm fand. Navajos häuften keinen Besitz an, wie andere Leute das oft taten. Sogar ihre Häuser waren spärlich eingerichtet.
    Als sie auf die Viehpferche zuritten, entdeckte Ford Nelson Begay; er beschlug gerade ein Pferd, das an einen Zedernholzpfosten angebunden war. Mit ein paar wohlgezielten Hammerschlägen formte er das Hufeisen auf einem Amboss. Die Schläge hallten von der Felswand der Mesa wider.
    Begay legte Hammer und Hufeisen

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